Menden/Balve/Fröndenberg. Böse Überraschung: Die DB will jetzt auf ganzer Strecke die Hönnetalbahn lahmlegen – wegen Fahrzeugmangels. Landrat Voge protestiert.

Kein Zug mehr bis Mitte Februar? Die Deutsche Bahn hat überraschend jetzt doch den Schienenverkehr für die gesamte Hönnetalbahn abgesagt. MK-Landrat Marco Voge hat daraufhin in Abstimmung mit den Bürgermeistern von Menden, Balve und Neuenrade ein Protestschreiben an die Bahn geschickt. Tenor: Eine komplette Sperrung der heimischen Bahnstrecke sei für die Bevölkerung schlicht unzumutbar.

Hiobsbotschaft von NWL übermittelt: „Mit uns nicht abgestimmt“

Die Hiobsbotschaft erhielt Voge vom Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe, kurz NWL. Es zeigt, dass die Bahn auch ihren Verkehrspartner völlig überrascht hat: In einer E-Mail heißt es, man müsse ihn „über eine akute Notlage“ im Sauerlandnetz, betrieben von DB Regio, informieren. Das Unternehmen habe Anfang der Woche angekündigt, „dass es im Bereich der Ersatzteilversorgung derzeit zu Engpässen kommt und Fahrzeugausfälle wahrscheinlich sind“. Inzwischen habe sich „die Situation derart verschärft, dass kurzfristig ein Ersatzkonzept aufgelegt wurde, das jedoch in seiner Ausprägung nicht mit dem NWL abgestimmt wurde“.

DB will Zugverkehr nicht mehr nur auf Dachsstrecke, sondern komplett einstellen

Dieses Konzept sieht vor, die Linie RB 54 Unna – Fröndenberg – Neuenrade nicht mehr „nur“ auf dem vom Dachsbau betroffenen Abschnitt Fröndenberg-Unna (die WP berichtete), sondern komplett einzustellen. Zunächst waren Ausfälle auf der Linie RB 53 aufgetreten. Die DB hatte diesen Zustand für die Zeit bis Mitte Februar bereits angekündigt.

Heimischer Nahverkehrsverbund meldet „dringende Abstimmungsnotwendigkeit“ an

Weiter heißt es im Schreiben an Voge: „Der NWL trägt dieses Konzept nicht mit und hat bereits dringende Abstimmungsnotwendigkeit angemeldet“. Ergebnisse könne man zwar nicht vorwegnehmen, doch liege „das Hauptaugenmerk auf einem Konzept, das mindestens die üppig nachgefragten Schülerverkehre in den Blick nimmt und eine Bedienung der Nachfragespitzen ermöglicht“. Noch habe der NWL keine sicheren Informationen darüber, wie ausgeprägt das Fahrzeugproblem sei und welche Ersatzfahrzeuge gegebenenfalls genutzt werden können. Der Landrat möge aber versichert sein, „dass wir alle erdenklichen Ersatzmöglichkeiten mit dem Verkehrsunternehmen abstimmen und möglichst realisieren“.

Protest: Landrat Marco Voge stimmt sich mit drei Bürgermeistern ab

Marco Voge setzte sich nach eigenen Angaben daraufhin sofort ans Telefon und stimmte sein Schreiben an NRW-Bahnchef Werner Lübbering mit den betroffenen Bürgermeistern ab: Dr. Roland Schröder für Menden, Hubertus Mühling für Balve und Antonius Wiesemann für Neuenrade. Der WP liegt das Schreiben vor, in dem es heißt: „Sehr geehrter Herr Lübbering, wir haben von massiven Einschränkungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Sauerlandnetz erfahren.“ Hiervon sei insbesondere die Hönnetalbahn mit der Linie RB 54 Neuenrade - Balve - Menden - Fröndenberg - Unna betroffen.

Anderthalb Monate ohne Züge „für unsere Bürger unzumutbar“

Diese RB-Linie ist für die Bürger im Hönnetal die einzige ÖPNV-Verbindung und äußerst wichtig für den Schülerverkehr. Seitens der DB Regio AG wird für den Zeitraum vom 24. Dezember bis zum 12. Februar ein Schienenersatzverkehr geplant. Hauptgrund für die Einstellung des Zugbetriebs ist wohl die problematische Versorgung mit Ersatzteilen für die Triebfahrzeuge. Die geplante, fast anderthalb Monate andauernde Einstellung des Zugbetriebs auf der Hönnetalbahn ist für unsere Bürger unzumutbar, zumal in der Vergangenheit bei Ausfällen immer wieder Kapazitätsprobleme und Probleme bei der Taktung der Anschlussverbindungen aufgetreten sind. Aus diesem Grund bitten ich Sie dringend, hier für Abhilfe zu sorgen und eine derart lange Einstellung des Zugbetriebs zu verhindern.“

Voge an Lübbering: „Ersatzfahrzeuge müssen doch möglich sein“

Die Deutsche Bahn AG zähle zu den großen bundesweit tätigen Verkehrskonzernen, so Voge weiter. Es müsse ihr doch möglich sein, kurzfristig Ersatzfahrzeuge für die Hönnetalbahn einsetzen zu können.