Menden. Die Stadt soll Gas sparen. Doch im Rathaus werden offenbar nicht mal die vorgegebenen 19 Grad erreicht. Und: Können Thermostate Spione sein?

Im Mendener Rathaus ist es vielen Beschäftigten schlicht zu kalt. Die vom Bund vorgegebene Raumtemperatur von 19 Grad in öffentlichen Gebäuden wird in dem großen Verwaltungsbau offenbar vielfach nicht erreicht: „Wir haben die Temperaturen nicht im Griff“, sagt Rolf Heidenreich, Vorsitzender des städtischen Personalrates. Statt 19 Grad hätten an Arbeitsplätzen tagelang auch schon 15 oder 16 Grad geherrscht. Laut dem Personalrat sind das unzumutbare Temperaturen – gerade für Bürokräfte, die vor ihren PCs sitzend arbeiten müssen. Wie berichtet, war für das Mendener Rathaus schon Anfang November eine Dienstanweisung angekündigt worden, mit der das Anschließen von Heizlüftern und Heizdecken im Büro untersagt werden sollte – ein Hinweis darauf, dass sich einige öffentlich Bedienstete gegen die Kälte selbst helfen wollten. Das Heizen mit Strom kostet indes noch einmal deutlich mehr als mit Gas.

Personalrat vermutet: Neue Thermostate nicht richtig eingestellt

Offensichtlich funktionierten die 270 mit Sensoren ausgestatteten Thermostat-Ventile nicht richtig, die zuletzt zur Senkung des Energieverbrauchs im ganzen Rathaus eingebaut worden sind. Die Einsparung pro Jahr soll bei rund 300.000 Kilowattstunden (kWh) liegen, dem Jahresverbrauch einer kleinen Wohnsiedlung, und das bei Anschaffungskosten im unteren fünfstelligen Bereich. Im vergangenen Jahr verbrannte das Rathaus allein noch satte 935.000 kWh an Erdgas. Wie berichtet, können die Sensoren anhand der Luftfeuchtigkeit im Raum erkennen, ob noch jemand anwesend ist. Falls nicht, fährt die Heizung im Büro herunter. Angesichts von Homeoffice-Möglichkeiten und Teilzeitarbeitsplätzen erhofft sich der Immobilienservice Menden (ISM), dass künftig keine leeren Büros mehr beheizt werden.

Argwohn gegen neue Geräte: Liefern sie Kontrolle der Anwesenheit mit?

Der Personalrat betrachtet aber gerade diese Funktion der neuen Geräte noch aus einem ganz anderen Grund sehr kritisch: „Wir haben den Arbeitgeber mehrfach gefragt, ob man anhand der Daten dieser Thermostate, die ja zentral gesteuert werden, auch Anwesenheitskontrollen der Kolleginnen und Kollegen durchführen kann.“ In Unternehmen seien daran schon Verhalten und Leistung von Beschäftigten abgelesen worden. Rolf Heidenreich: „Bis heute haben wir darauf keine Antwort erhalten.“