Menden. Volle Kinderarztpraxen, überlastete Kliniken, Arznei-Engpässe. Wie ist die Lage in Menden? Kinderarzt Dr. Dücker hat auch eine gute Nachricht.
Zurzeit rollt eine Infektionswelle über Deutschland, von der ganz besonders Babys und Kinder betroffen sind. Das RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus) ist verantwortlich für eine Atemwegserkrankung, die gerade bei kleinen Kindern einen schweren Verlauf verursachen kann. Kinderkliniken sind überlastet und schlagen Alarm, Kinderarztpraxen stehen teilweise vor dem Kollaps. Auch der Mendener Kinderarzt Dr. med. Thomas Dücker beschreibt die aktuelle Situation in seiner Praxis an der Kaiserstraße ähnlich dramatisch: „Wir haben eine riesige Welle an Infektionen, aber nicht nur mit dem RS-Virus, sondern alle möglichen Infektionskrankheiten halten uns auf Trab.“
Der Kinderarzt begründet die hohen Infektionszahlen damit, dass die Corona-Maßnahmen der vergangenen beiden Jahre das Immunsystem geschwächt hätten. Das Tragen von Masken, Abstand halten und das Reduzieren von sozialen Kontakten hätten dazu beigetragen, dass es nicht trainieren konnte. Jetzt treffe das Immunsystem wieder auf mehrere Erreger, und es komme zu Infektionen. +++ Lesen Sie auch: Viren überall: Wie Sie Ihr Abwehrsystem jetzt stärken können +++
Fiebersäfte oder Zäpfchen in Apotheken nicht zu bekommen
Zwischen 100 und 130 kleine Patientinnen und Patienten täglich behandelt der Kinderarzt zurzeit in seiner Praxis. Darunter seien natürlich auch die Fälle der ganz normalen Vorsorge-(U)-Untersuchungen.
Dennoch wendeten sich auch immer wieder aus der Not heraus Eltern mit Kindern, die schwer erkrankt sind, hilfesuchend an den Pädiater. „Erst letzte Woche hatten wir den Fall, dass in keiner der umliegenden Kinderkliniken in Hagen, Hamm und Neheim ein Platz frei war. Der Notfall musste nach Lüdenscheid gebracht werden.“ „Arzneimittel wie Fiebersäfte oder Zäpfchen und bestimmte Antibiotika für Kinder sind in keiner Apotheke rund um meine Praxis in Menden mehr zu bekommen, die Regale sind leergeräumt“, beschreibt der Mediziner die brisante Situation.
Aber Dr. Thomas Dücker sieht inzwischen in Bezug auf die Zahl der Infektionen Licht am Ende des Tunnels: „Wir gehören zu den 1000 relevanten Index-Praxen des Robert-Koch-Instituts in Deutschland. Wir geben einmal wöchentlich unsere Daten weiter, und aufgrund der engen Zusammenarbeit und der Statistik gehen wir davon aus, dass wir bereits den Höhepunkt der Infektionswelle erreicht haben und spätestens Weihnachten die Zahlen rückläufig sein werden“, prognostiziert Dr. Dücker.
Wunsch des Arztes: Dass Eltern mehr Geduld und Verständnis mitbringen
Einen Wunsch hat der Kinderarzt – aber nicht nur zu Weihnachten: Dass die Eltern mehr Geduld und Verständnis mitbringen, wenn es in der Praxis zu längeren Wartezeiten kommt. „Mir tun meine Mitarbeiterinnen manchmal wirklich sehr leid, denn sie bekommen den ganzen Ärger und die Missstimmungen ab.“ +++ Lesen Sie auch: Volle Wartezimmer ärgern Eltern in Menden +++
Dass in der Praxis alle noch FFP2-Masken tragen müssen, sei vom Bund vorgeschrieben, „und dass wir immer wieder Notfälle haben, die wir ohne Termin behandeln müssen, ist auch klar“, fährt er fort. Deshalb bittet Dr. Dücker bei den Eltern um Verständnis. „Wir tun, was in unserer Macht steht, um unsere kleinen Patienten schnellstmöglich und bestens zu versorgen.“ Ein kleines Lächeln in den angespannten und arbeitsintensiven Zeiten sei auch für den Arzt und sein Team die beste Medizin.