Lendringsen. Wo vor zwei Jahren Bowlingkugeln rollten, könnten bald Textilien verkauft werden: Es gibt einen Interessenten für die Lendringser Hauptstraße.
Wo in Lendringsen bis Ende Oktober 2020 die Bowlingkugeln rollten, soll demnächst ein Textilhaus aufmachen: Bei der Stadtverwaltung ist kürzlich ein Bauantrag für die Nutzungsänderung von der Bowlingbahn in großflächigen Einzelhandel eingegangen – also für ein Geschäft mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche an der Lendringser Hauptstraße 63.
Neuer Bauantrag ist laut Stadtverwaltung „grundsätzlich genehmigungsfähig“
Vorgesehen ist demnach „der Verkauf von Textilien und Waren des täglichen Ge- und Verbrauchs“ mit einem Lebensmittelbereich, der allerdings höchstens 15 Prozent der Gesamtfläche in Anspruch nehmen soll. Bauplanungsrechtlich ist ein solcher großflächiger Einzelhandel an dieser Stelle grundsätzlich genehmigungsfähig. Der Antrag werde gerade im Rathaus geprüft, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung an die Politiker im Fachausschuss für Planen und Bauen.
Rätselraten um den Interessenten: Ende des Leerstands jedenfalls ein Gewinn
Rätselraten herrscht unterdessen noch in der Frage, um wen es sich bei dem Interessenten handelt. Zwar tippen Insider auf Rewe, doch weist das angekündigte Angebot eher auf einen Gemischtsortimenter hin. Rewe ist vor allem ein Lebensmittelmarkt, Textilien machen keinesfalls das Gros des Sortiments aus. Es bleibt also spannend.
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Aufgabe von „Daddy’s Bowl“ 2020: Lendringsen verliert Publikumsmagneten
Für Lendringsen, da ist man sich in der Politik einig, wäre eine Beendigung des Leerstandes an dieser exponierten Stelle im Eingang zur heutigen Haupteinkaufszone mit Rewe, dm, Aldi und Lidl jedenfalls ein großer Gewinn. Nicht nur die Lendringser empfanden das Aus für „Big Daddy’s Bowl“ vor zwei Jahren als äußerst schmerzhaft. Der Laden florierte, bis Corona kam. Auf vielen Firmenfeiern, geselligen Treffen im Freundeskreis oder Kindergeburtstagen wurden Sport, Spaß und gediegenes Essen miteinander verbunden. Die Bowlingbahn zog auch Kundschaft von außerhalb nach Lendringsen – bis im Oktober 2020 die Hiobsbotschaft kam: Die anstehende Schließung begründete die beliebte Sport- und Freizeitanlage, die auch Billard und Darts anbot, damals so: „Wir sind unendlich traurig und es zerreißt uns das Herz, Euch mitteilen zu müssen, dass wir es nicht durch die Corona-Krise geschafft haben.“ Nach neun Jahren verlor Lendringsen damit eine weitere Attraktion – nach dem Bieberbad, dem Bistro Bücherwurm als Dorfbücherei oder anderen Besonderheiten wie dem eigenen kleinen Rathaus.
Viele Projekte: Dorf nimmt Aufschwung mit der „Neuen Mitte“
Regenwasser für Bäume
Durch ein innovatives System soll im Lendringser Zentrum zukünftig Regenwasser im Untergrund von Straßen und Plätzen gesammelt, zurückgehalten und zur Baumbewässerung genutzt werden. Damit entfällt nicht nur eine aufwändige Bewässerung mit Trinkwasser, es erhöht sich auch die klimatische Ausgleichsfunktion der Allee- und der Platzbäume. Die Idee zählt zum Konzept der „Neuen Mitte“.
Das Konzept wurde im Auftrag der Stadt Menden auf der Grundlage der Bürgeranregungen und unter Beachtung der Zielsetzung des Wettbewerbsverfahrens durch das Planungsbüro Post & Welters aus Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro Brosk aus Essen erarbeitet.
Es wurde im letzten Jahr Preisträger beim Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“.
Inzwischen nimmt „das Dorf“, wie die Lendringser ihren Stadtteil liebevoll nennen, allerdings wieder einen echten Aufschwung. Zu nennen sind hier neben dem Einkaufszentrum, dem Modehaus Kress und den Neubauten rund um die Christuskirche auch die Neugestaltung der Hauptstraße und des Lendringser Platzes. Sie sollen im Zuge des preisgekrönten Projekts „Lebensader Lendringser Mitte“ mit dem Aufgang zur Kirche St. Josef verbunden und zur „Neuen Mitte“ gestaltet werden.
Lendringser Platz bald mit attraktivem Marktgelände und Mobilitätsstation
Der Lendringser Platz, von der Gewoge bereits deutlich attraktivier gestaltet, soll dann endgültig wieder das Herzstück des Ortsteils werden. Aufgeteilt in zwei Ebenen bietet der Platz oben weiterhin Stellplätze, aber auch Fläche für Veranstaltungen und Marktgeschehen. Eine Mobilitätsstation ist als Service-Insel zum Parken, Leihen und Laden von Fahrrädern und digitaler Hotspot vorgesehen. Und an der Hauptstraße sollen mehr Gastro-, Spiel- und Grünflächen zum Aufenthalt einladen – vielleicht auch bald die Einkäufer aus dem neuen Geschäft in der früheren Bowlingbahn.