Menden. Stadtwerke-Aufsichtsrat empfiehlt der Mendener Politik eine interne Neubesetzung der Geschäftsführung. Warum es erst eine „Doppelspitze“ gibt.
Der Mendener Matthias Lürbke (58) soll Nachfolger des im Mai nächsten Jahres scheidenden Bernd Reichelt werden und bis dahin mit Reichelt eine Doppelspitze bilden. Diese Empfehlung einer hausinternen Lösung – Lürbke ist bisher in der Geschäftsleitung für die Netze zuständig – will der Aufsichtsrat der 100-prozentigen Stadt-Tochter dem Stadtrat geben. Die Bestellung von Matthias Lürbke durch den Rat darf damit als sicher gelten.
Mendener Aufsichtsrat einig: „Wunschlösung in den eigenen Reihen“
Ende September hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Reichelt um Auflösung seines Anstellungsvertrags gebeten, um sich einer neuen Aufgabe in Schleswig-Holstein zu widmen. Die dadurch ausgelöste Suche nach einer Nachfolge ist nach nur wenigen Wochen bereits abgeschlossen. Mit Matthias Lürbke hat die Personalrunde des Stadtwerke-Aufsichtsrates nach eigenen Angaben „die Wunschlösung in den eigenen Reihen“ ausfindig gemacht. Die Entscheidung im Aufsichtsgremium des lokalen Energieversorgers am Montagabend fiel einstimmig aus.
Lesen Sie auch:Viele Heizungen in Menden stehen wegen H-Gas-Umstellung vor dem Garaus
Schwierige Zeiten wegen Preisanstiegen – aber Energiewende bleibt „spannend“
Matthias Lürbke, der bis zu Reichelts Entscheidung vor drei Wochen noch nichts von seiner neuen Aufgabe ahnte, fiel die Zusage nach eigenem Bekunden deshalb leicht, „weil wir bei den Stadtwerken ein Super-Team haben“. Angesichts der Energiekrise sei ansonsten klar: „Es hat schon bessere Zeiten gegeben, um solch einen Posten zu übernehmen.“ Was die anstehenden Preiserhöhungen bei Strom und Gas angeht, so könne er nur hoffen, „dass die Bundesregierung in Berlin tragbare Lösungen für die Menschen findet, denn das können Stadtwerke nicht lösen“. Zugleich seien die Zeiten spannend, etwa bei der Energiewende, die jetzt eben unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werde müsse.
Doppelspitze mit Bernd Reichelt schon ab Mitte November vorgesehen
Die Zustimmung des Rates vorausgesetzt, soll Lürbke bereits ab Mitte November mit Bernd Reichelt das Geschäftsführer-Duo des Mendener Energieversorgers bilden. Mit Reichelts Ausscheiden zum 30. April 2023 wird Lürbke dann alleiniger Geschäftsführer. „Wir setzen auf Kontinuität und damit weiter auf die erfolgreiche Organisationsstruktur unseres Stadtwerks. Mit Matthias Lürbke werden wir die Position der Geschäftsführung aus dem Kreis der bestehenden Geschäftsleitung besetzen. In den für die Energiewirtschaft herausfordernden Zeiten sind und bleiben wir bestens aufgestellt“, zeigt sich Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Schmidt überzeugt.
Der große Vorteil: Keine lange Eingewöhnungs- und Einarbeitungsphase
Dem Vernehmen nach war neben Lürbkes Qualifikation dafür auch die Überlegung maßgebend, in schwieriger Zeit keine neue Leitung von außen holen zu müssen, die erst eine Eingewöhnungs- und Einarbeitungsphase braucht. Jetzt, erklärt Schmidt, könne es einen nahtlosen Übergang geben. „Wir können den Schwung mitnehmen, der sich in den letzten Jahren entwickelt hat.“
Künftige Zusammensetzung der Chefetage noch offen
Der Diplom-Ingenieur (FH) Matthias Lürbke ist bislang als Teil der Stadtwerke-Geschäftsleitung Teamleiter des Netzmanagements. Seit 2015 vertritt Lürbke als Prokurist den Geschäftsbereich Netz innerhalb der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden.
Bereits seit 2011 ist der studierte Diplom-Ingenieur und Betriebswirt Lürbke zusätzlich Geschäftsführer der WFM Wasserwerk Fröndenberg-Menden GmbH und seit 2018 der NetzService-Ruhr GmbH.
Neben dem scheidenden Geschäftsführer Bernd Reichelt und Matthias Lürbke zählen zur Geschäftsleitung der Stadtwerke der Diplom-Ingenieur (FH) Alexander Nickel als Teamleiter Vertriebsmanagement und Prokurist mit dem Geschäftsbereich Vertrieb sowie der Diplom-Betriebswirt Wolfgang Mewes als Teamleiter Finanzmanagement. Er ist Prokurist mit dem Geschäftsbereich Finanzen.
Ob es künftig einen Nachrücker für Matthias Lürbke in der Mendener Geschäftsleitung für dessen bisherigen Geschäftsbereich Netz geben wird, ließ der designierte Stadtwerke-Chef am Dienstag auf Anfrage der Westfalenpost noch offen.
Matthias Lürbke habe Energieversorgung von der Pike auf gelernt: „Auch in seiner neuen Rolle werden ihm seine Verbundenheit zu Menden sowie seine Ortskenntnis, sein breiter Erfahrungsschatz kombiniert mit seiner Ausbildung und Qualifikation helfen, die Geschicke der Stadtwerke im Sinne der Bürgerinnen und Bürger erfolgreich zu leiten“, erklärte Schmidt weiter.
Künftiger Geschäftsführer: Zeit der Patriarchen ist schon länger passé
In den letzten Jahren hätten sich die Mendener Stadtwerke „auch durch eine innovationsfördernde Führungs- und Unternehmenskultur“ zum modernen Versorger entwickelt. Als Lürbke in Menden anfing, war Ott-Heinrich Plote noch alleiniger Geschäftsführer, gefolgt von Helmut Heidenbluth. „Heute“, sagt Lürbke, „sind die Aufgaben viel zu komplex, als dass ein einzelner Chef sie alle bewältigen könnte.“