Menden. Großeinsatz in Menden weil ein 22-Jähriger eine gefährliche Tropenkrankheit wie Ebola haben könnte. Was zu der dramatischen Einschätzung führte.
In Menden hat ein Verdacht auf eine schwere Tropenkrankheit einen Spezialeinsatz von Feuerwehr und Rettungskräften ausgelöst. Das Gesundheitsamt vermutete, dass ein 22-Jähriger sich in Afrika mit einer lebensgefährlichen Tropenkrankheit angesteckt haben könnte. Der Infizierte wurde in einem durch die Polizei extra abgesicherten Transport in die Uniklinik nach Düsseldorf gebracht. Drei Angehörige wurden unter Quarantäne gestellt. Am frühen Abend gegen 17.15 Uhr kam eine erste Entwarnung: Es handelt sich nicht um ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber.
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16-köpfiges Spezialteam aus Düsseldorf ist angerückt
Es sind am Mittwochmittag Bilder wie aus einem Katastrophenfilm: Ein 16-köpfiges Spezialteam aus Düsseldorf hat vor dem Wohnhaus des jungen Mannes in der Mendener Innenstadt eine Dekontaminationsschleuse aufgebaut. Ein spezieller Krankenwagen mit Luftschleusen steht bereit, um den Mann zeitnah in die Uniklinik nach Düsseldorf zu bringen. Eine Polizeieskorte soll den Transport nach Düsseldorf absichern. Die Einsatzkräfte arbeiten in speziellen Anzügen mit Luftabsaugung, sogenannten Gebläseschutzanzügen.
Der 22-Jährige habe sich in Tansania und Sansibar aufgehalten, erklärt Kreissprecherin Ursula Erkens auf Nachfrage. Der Mann hatte nach seiner Rückkehr nach Menden unter hohem Fieber gelitten. Die Einsatzkräfte riefen darauf die größtmögliche Alarmstufe für den Betroffenen aus. Es bestand der Verdacht eines sogenannten hämorrhagischen Fiebers. Dazu gehören schwere Virus-Erkrankungen wie Ebola und das Marburg-Fieber. Auch das Dengue-Fieber, Gelbfieber, Rift-Valley-Fieber, Krim-Kongo-Fieber werden zu diesen Arten gezählt. Die Fiebererkrankungen können schwere innere Blutungen auslösen.
Gefährliche Tropenkrankheit? Entwarnung am Nachmittag
Am Abend dann die erste Entwarnung: „Es handelt sich nicht um ein hämorrhagisches Fieber“, sagt Kreissprecher Alexander Bange auf Nachfrage. Das habe eine spezielle PCR-Untersuchung, eine sogenannte Multiplex-PCR, ergeben. Welche Krankheit es genau sei, sei noch offen. Aber es stehe fest, dass es keine Gefahr der Übertragung von Mensch zu Mensch gebe.
Mehrere Rettungswagen, der Amtsarzt des Märkischen Kreises, Dekontaminationsteams, Feuerwehr und Polizei waren am Vormittag zu dem Haus unweit der Mendener Heilig-Kreuz-Kirche in der Innenstadt ausgerückt. Der Transport wurde vom Gesundheitsamt zusammen mit dem Landeszentrum für Gesundheit und dem Gesundheitsamt Düsseldorf organisiert. Die Feuerwehr Düsseldorf stellte das Spezialteam. Alleine für den Transport waren 20 Personen im Einsatz.
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Im Infektionszentrum des Universitätsklinikums Düsseldorf erfolgte dann eine genaue Diagnose. In der Spezialklinik in der Landeshauptstadt wurde (ähnlich wie bei Corona) ein PCR-Abstrich genommen, der Aufschluss über die Krankheit geben sollte.
Warum ordnete der Kreis die Situation so dramatisch ein?
Reicht alleine hohes Fieber nach einem Afrika-Aufenthalt schon aus, um solch einen Einsatz auszulösen? „Aufgrund hohen Fiebers und in Zusammenhang mit weiteren Symptomen, darunter starken Kreislaufbeschwerden, konnte ein viral-hämorrhagisches Fieber nicht ausgeschlossen werden“, erklärt Alexander Bange. Er betont auf Nachfrage, dass das Zusammenspiel der Symptome im genauen Zeitabstand zum Aufenthalt in dem Risikogebiet die Einschätzung bestärkt hätten, dass man nicht nur von einer Wald-und-Wiesen-Erkrankung ausgehen musste.
Der Großeinsatz hatte mehrere Behörden auf verschiedensten Ebenen gefordert: Der Düsseldorfer Stadtsprecher André Schahidi lobt gegenüber der Redaktion nach der Entwarnung die Zusammenarbeit beim Großeinsatz: „Die Vorbereitung und Durchführung verlief planmäßig, und alle Beteiligten haben hochprofessionell und reibungslos zusammengearbeitet.“
Kreis ermittelt Kontaktpersonen des Infizierten – keine Ansteckungen bekannt
Der 22-Jährige bleibt laut Kreis zur „symptomatischen Behandlung“ im Uniklinikum Düsseldorf. Für das Gesundheitsamt sei „akut kein weiterer Handlungsbedarf zur gesundheitlichen Gefahrenabwehr notwendig“. Ob es am Ende nur ein harmloser Schnupfen sei oder doch eine andere für den Patienten ernste Krankheit lasse sich aktuell nicht genau sagen.
Auch die vorübergehend ausgesprochenen Quarantänen seien wieder aufgehoben. Drei Familienmitglieder standen zunächst unter Quarantäne. Weitere Kontaktpersonen wurden noch ermittelt. Hätte sich der Verdacht der Tropenkrankheit bestätigt, hätten auch diesen Kontaktpersonen strenge Maßnahmen gedroht.
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