Menden. Die Schulhof-Gestaltung der Stadt dauert für ihre Kinder zu lang: Da greifen Mendener Eltern zur Selbsthilfe. Ergebnis: ein kleines Wunder.

Das neue Klettergerüst ist da! Als Thea und Lewis mit vereinten Kräften das rote Band durchschneiden, machen sie zugleich den Weg frei für acht Klassen der Platte Heider Grundschule am Malvenweg. Um deren Ansturm auf die neue Attraktion wenigstens etwas zu begrenzen, hat der Eltern-Förderverein ganz geschickt einen Eiswagen bestellt, der sogleich dicht umlagert ist. Trotzdem nehmen die Malvenweg-Kinder ihr neues Spielparadies gleich haufenweise in Beschlag. Damit geht an diesem heißen Freitag nicht nur eine lange Zeit der Schulhof-Tristesse zu Ende. Sondern auch eine wohl einmalige Sammel-Aktion der Eltern, die zu einem vollen Erfolg wird.

Morsches altes Spielgerät abgebaut: Dann folgten vier Jahre Beton-Tristesse

Vier Jahre lang gibt es auf dem Waldschulhof der Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide, Standort Malvenweg gar kein Klettergerüst mehr. Denn das alte musste weg, weil es zu morsch geworden war. Die Kinder hatten fortan in den Pausen einen lupenreinen Betonhof ohne spannende Kletter- und Spielmöglichkeiten. „Als wir dann erfahren haben, dass wir im Programm der Stadt zur Schulhofgestaltung auf Platz 5 gelandet waren, da war klar: Bis das umgesetzt ist, sind die meisten unserer Kinder schon auf den weiterführenden Schulen“, berichtet Eva Schnurbus, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Und so setzte man sich zum Ziel, ein neues Klettergerüst zu kaufen.

Besondere Sicherheitsanforderungen machen öffentliche Klettergerüste enorm teuer

Der große Moment: Thea Schnurbus und Lewis Kühn schneiden das Band durch. Danach gab's kein Halten mehr.
Der große Moment: Thea Schnurbus und Lewis Kühn schneiden das Band durch. Danach gab's kein Halten mehr. © Westfalenpost | Stefanie Lategahn

Weil aber Spielgeräte im öffentlichen Raum besonderen Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen, ist es mit einem Gerät aus dem Baumarkt nicht getan. Als die Eltern die durchweg fünfstelligen Preise recherchiert hatten, setzten sich erstmal auf den Hintern. Doch an der Planung hielten sie fest – und entwarfen einen Plan. Erst einmal traf man eine Vorauswahl – und zog dann die qualifiziertesten Experten zu Rate, die man in punkto Spielgeräte überhaupt bekommen kann: die Kinder.

Als sich die Fachleute sich ihr Lieblings-Klettergerüst ausgesucht hatten, begannen die Eltern zu sammeln. Das reichte vom klassischen Waffelbacken auf dem Wochenmarkt über Anfragen bei heimischen Sponsoren bis hin zur „Menden-Crowd“-Seite der Stadtwerke. Die Stadt Menden befürwortete das Projekt und unterstützte die Eltern bei den Vorbereitungen. Und dass vor allem die Väter beim Aufbau auch Muskelschmalz investieren würden, war eh klar.

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230 Unterstützer: Menden-Crowd-Seite der Stadtwerke bringt den Spendenerfolg

Auf der Menden-Crowd-Seite haben schon viele Kinder- und Jugendprojekte im Stadtgebiet die nötige Finanzierung erhalten. Diese Sammel-Seite lockt auch mit Gewinnen, die wiederum von Sponsoren gestellt werden – vom Bonkers-Burger bis zum Strumpfgarn für Socken war alles dabei. 20.000 Euro, also den Löwenanteil der Kosten, hatten sich die Eltern am Jahresanfang allein hier als Sammel-Ziel gesteckt, und dafür blieb ein Monat Zeit. Am Ende wurde die 20.000-Euro-Marke um 374 Euro übertroffen – das war haarscharf, denn wäre das Ziel auch nur knapp verfehlt worden, wäre das gesamte Geld an die 230 Unterstützer zurückgeflossen. Zusammen mit dem zuvor erwirtschafteten Geld war jetzt genug da, um das Spielgerät bestellen zu können. „Aufgebaut haben es dann unsere Väter in den Sommerferien“, berichtet Eva Schnurbus. Danach begann für die Kinder indes noch einmal eine harte Zeit, denn weil die Holzschnitzel für den Fallschutz noch nicht da waren, durften sie das eingezäunte Paradies nur sehnsüchtig von außen bewundern.

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Stadt-Vertreterin Henni Krabbe: Was Gemeinschaften erreichen können

Diakon Rudi Düppe weiht das neue Spielgerät der Grundschule am Malvenweg ein.
Diakon Rudi Düppe weiht das neue Spielgerät der Grundschule am Malvenweg ein. © Westfalenpost | Stefanie Lategahn

Am Montag lagen dann auch die Schnitzel, und bereits am Freitag wurde das Westfalia-Spielgerät eingeweiht. Die Erste Beigeordnete der Stadt, Henni Krabbe, erklärte zur Eröffnung vor den Kindern, Eltern und Lehrern: „An diesem Vorzeigeprojekt sieht man, was Gemeinschaften erreichen können!“ Schulleiter Matthias Brockhagen ermahnte die Kinder schmunzelnd, jetzt aber auch pfleglich mit dem neuen Spielgerät umzugehen. Diakon Rudi Düppe segnete das Gerät für beide Konfessionen, und Tanja Smolenski und Eva Schnurbus dankten im Namen des Fördervereins allen Eltern und Sponsoren. Dann endlich schlug die große Stunde – für Thea, Lewis und ihre Scheren.