Menden. Es gibt 3D-Ansichten mit privaten Einblicken via App von Apple. Betroffene äußern sich zu Bildern

Sie stehen an der Straße und lauschen den Worten eines Polizisten. Heute auf dem Stundenplan der Grundschüler: Verkehrsregeln. Diese Szene hat sich am Schulhof der Bischof-von-Ketteler-Straße abgespielt – sie ist konserviert für die digitale Ewigkeit. Denn zu finden ist diese Szene bei Apple Karten, einem Kartendienst von Apple, bei dem es nun wie berichtet die Funktion „Look Around“ gibt. Nutzer können Menden in 3D per Klick erkunden und eben Szenen wie jene an der Grundschule beobachten. Aber was sagen die Betroffenen dazu?

+++ Auch wichtig: Alle Details zu Apple Karten mit Look Around in Menden +++

Das sagt die Schule

Sonja Friedrich-Bischoff ist Schulleiterin der Bischof-von-Ketteler-Schule und zeigt erstaunt, als die WP sie mit den Aufzeichnungen konfrontiert. „Das wusste ich überhaupt nicht“, sagt sie. Wenn es um Bilder von ihren Schützlingen geht, wird sie hellhörig. Der Schutz der Kleinsten hat sehr hohe Priorität für die Schulleiterin. Sie ist froh, dass die Szene bei Recherchen dieser Zeitung aufgefallen ist. „Wir werden das prüfen lassen“, erklärt sie. Sie möchte sich an den Datenschutzbeauftragten wenden, der solche Fälle für nordrhein-westfälische Schulen unter die Lupe nimmt.

Das sagt die Polizei

Auch die Kreispolizeibehörde Iserlohn, dessen Kollege bei der Arbeit abgebildet ist, meldet sich auf nachfrage der Redaktion zu Wort. Grundsätzlich, so Polizeisprecher Christof Hüls, könne jeder und somit auch der amerikanische Konzern Apple von der sogenannten Panoramafreiheit Gebrauch machen. Die Panoramafreiheit ist im Urheberrechtsgesetz verankert und erlaubt es Jedermann, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, durch Malerei, Foto oder Film zu vervielfältigen, zu verbreiten oder öffentlich wiederzugeben. Dabei ist wichtig: Bei Bauwerken erstreckt sich diese Erlaubnis ausschließlich auf die äußere Ansicht.

Persönliche Daten sind jedoch geschützt und müssen unkenntlich gemacht werden – wie beispielsweise Gesichter oder Autokennzeichen. „Google hat damals einen Rückzieher gemacht, weil es so viele Beschwerden gab“, sagt Hüls und bezieht sich auf den amerikanischen Konkurrenten Google, bei dessen Kartendienst Deutschland in der 3D-Optik ein „größtenteils weißer Fleck“ sei. Ob man das Nachziehen von Apple nun gut oder schlecht finde, müsse jeder selbst entscheiden.

Das sind die Hintergründe

In der Karten-App von Apple, die es für iPhones, iPads und Mac-Computer gibt, kann man sich virtuell, per Klick auf ein kleines Fernglas, durch Deutschland bewegen und dabei Straßen, Landschaften und Häuser in einer 360-Grad-Ansicht betrachten. Apple nennt diesen Dienst „Look Around“. Im Sommer 2020 hat der Konzern Apple Kamerawagen großflächig durch Deutschland geschickt. Auch Menden und die Ortsteile standen auf der Liste. Die jüngste Erfassung per Auto ist nicht lange her: Vom 21. Mai bis zum 5. Juli 2022 ging es erneut quer durch den Märkischen Kreis. Die weißen Kleinwagen mit der Aufschrift „Apple Maps“ auf den hinteren Seitenfenstern fielen damals durch die Teleskopmasten auf dem Dach auf.

Wer eine persönliche Szene, sein Haus, Auto oder ähnliches unkenntlich machen möchte, kann dies bei Apple über die Email-Adresse mapsImageCollection@apple.com veranlassen.