Menden. Die Stadtentwässerung Menden erklärt: Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es von städtischer Seite und welche Pflichten haben Grundstückseigentümer?
Sturzbäche auf den Straßen, Fontänen aus Gullys: Diese Bilder sind für die meisten Mendener noch präsent. Erst vor wenigen Wochen sorgte heftiger Regen in Teilen der Hönnestadt für Probleme. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder sogar Hochwasser häufen sich, der Klimawandel ist spürbar. Die Folgen beschäftigen Betroffene oft lang. Und immer wieder kommen vor allem in den Sozialen Netzwerken Fragen auf wie: Ist die Kanalisation zu klein? Reinigt die Stadt Straßenabflüsse nicht oft genug? Die Stadtentwässerung Menden (SEM) hat die Hoheit über das Kanalnetz und erklärt im Gespräch mit der Westfalenpost, welche Sicherheitsmaßnahmen es gibt, was Grundstückseigentümer beachten sollten und wo die Knackpunkte liegen.
Unterirdische Entlastung bringen verschiedene Bauwerke
Michael Mathmann ist Betriebsleiter der SEM und blickt in ein großes leeres Becken in der Fischkuhle. Hier ist in drei Bereichen Platz für insgesamt 600 Kubikmeter Wasser. Die Sonne scheint, es sind keine regenversprechenden Wolken in Sicht. Nur ein kleines Rinnsal ist sichtbar. „Das ist das gesamte Abwasser aus Hüingsen“, sagt der Fachmann. Es läuft durch einen Kanal mit rund 2,2 Metern Durchmesser und wird hier, direkt neben der Westtangente, für einen kurzen Moment sichtbar.
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Doch so beschaulich, wie an diesem Sommertag, wirkt das nicht immer. Wenn bei Starkregen Wassermassen vom Himmel kommen und Natur wie Kanalisation an ihre Grenzen bringen, kommt das sogenannte Regenüberlaufbecken ins Spiel. Es fungiert wie eine Art Puffer: Das zulaufende Wasser wird temporär gespeichert und schwappt von Kammer zu Kammer. Das Becken füllt sich und nimmt damit Druck aus dem System. Ist die dritte Kammer erreicht, fließt das Wasser kontrolliert, in gedrosselter Form weiter. Entweder in die unterhalb liegende Kanalisation oder bei reinen Regenwasserkanälen ins nächste Gewässer. Sensoren machen den Ruhrverband, der die Überlaufbecken in Menden betreibt und unterhält, auf den Füllstand aufmerksam. Immer dann, wenn wie in Lendringsen in die Hönne oder generell in ein Gewässer eingeleitet wird, ist eine spezielle Erlaubnis der Bezirksregierung nötig. Zehn Regenüberlaufbecken (RÜB) wie dieses gibt es in Menden. Das Größte fasst etwa 2200 Kubikmeter Mischwasser und befindet sich in Frielingsen. Die meisten Becken sind unterirdisch verbaut.
Insgesamt 30 Stauraumkanäle in Menden
Darüber hinaus gibt es im Mendener Kanalnetz noch acht Regenrückhaltebecken (RRB) sowie insgesamt 30 Stauraumkanäle mit unterschiedlicher Länge und unterschiedlichen Durchmessern. Darum kümmert sich die Stadtentwässerung. Diese Becken werden im sogenannten Trennsystem betrieben, sprich das Schmutz- und Niederschlagswasser wird getrennt abgeleitet. In den RRB wird ausschließlich Wasser aus einem Regenwasserkanal zugeführt. „Als Beispiel wären hier die großen Regenrückhaltebecken im Gewerbegebiet Hämmer zu nennen“, sagt Michael Mathmann.
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Auch diese Bauwerke sind dazu da, das System zu entlasten. Insgesamt stehen – zusätzlich zum normalen Kanalbestand – rund 37.000 Kubikmeter Speichervolumen in Menden zur Verfügung. Außerdem plant die Stadt auf 50.000 Quadratmetern Fläche eine neue Überflutungsfläche für die Hönne schaffen (WP berichtete).
„Es würde nichts bringen, überall riesige Kanäle zu bauen“
Und trotzdem kommt es bei Starkregen zu Sturzbächen auf den Straßen, wie jüngst beim Fuchshöhlenweg oder im Bereich der Bittfahrt. „Es kam so viel Wasser in kurzer Zeit herunter, dass die Kanalisation das nicht mehr geschafft hat“, sagt Michael Mathmann. Das Wasser sei über die Abläufe geschossen. Es sei unvorhersehbar, wie viel Niederschlag wo genau herunterkomme. Generelle Probleme mit der Kanalisation gebe es nicht, sie werde immer wieder an die Bedürfnisse angepasst und den Richtlinien entsprechend gebaut. Es habe zuletzt schlichtweg an der Regenmenge gelegen.
„Es würde nichts bringen, überall riesige Kanäle zu bauen“, sagt Mathmann. Dennoch könnte Abhilfe geschaffen werden. Hubertus Allhoff vom SEM könnte sich zum Beispiel Abflussrinnen oder auch Schwellen in steilen Straßen wie dem Fuchshöhlenweg vorstellen. Er sagt aber auch: „Das kann man nicht pauschal sagen. Es kommt auf die Örtlichkeit an: Jede ist individuell zu sehen.“
Projektgruppe entwickelt eine interaktive Karte
Die kürzlich reaktivierte Projektgruppe Starkregenrisikomanagement spielt, wie berichtet, mehrere Unwetter-Szenarien durch, um Gefahrenpunkte und überlastete Kanalisationsteile ausfindig zu machen. Bis Ende des Jahres soll eine interaktive Gefahrenkarte fertig sein, die neuralgische Punkte im Stadtgebiet aufzeigt. Dann können Grundstückseigentümer überprüfen, ob und wie sie von weiteren Starkregenereignissen betroffen sein könnten. „Dabei geht es um Oberflächenwasser. Das heißt nicht, dass nicht trotzdem Wasser aus dem Kanal im Keller hochdrückt“, sagt Michael Mathmann.