Menden. Alle Duschräume der Stadt Menden in Sport-, Turn- und Gymnastikhallen werden ab sofort gesperrt. Muss jetzt auch das Hallenbad schließen?

Die Folgen des Ukraine-Krieges werden jetzt für die Mendener Bürgerinnen und Bürger noch deutlicher spürbar als ohnehin schon: Die Stadt Menden bereitet sich auf den Ernstfall vor, will Gas sparen und ergreift deshalb drastische Maßnahmen. So sollen beispielsweise unmittelbar alle Duschen in Sport-, Turn- und Gymnastikhallen sowie auf den Sportplätzen geschlossen werden. Auch die Absenkung der Wassertemperaturen im Hallenbad ist vorgesehen. Mehr noch: Die vorübergehende Schließung des Bades könnte zeitnah folgen. Das hat der Verwaltungsvorstand in einer Sondersitzung jetzt entschieden.

Die Details

Die Erste Beigeordnete Henni Krabbe sagt: „Mit Blick auf die Entwicklung bei der Gasversorgung, begründet durch den andauernden Krieg in der Ukraine und ein möglicherweise bevorstehendes Gas-Embargo, ist auch die Stadt Menden aufgrund ihres umfangreichen Gebäudebestandes dringend angehalten, Maßnahmen zur Reduzierung der Gasverbräuche zu prüfen und umzusetzen.“ Abgesehen von Sofortmaßnahmen seien dabei auch vorausschauende Maßnahmen für den Beginn der Heizperiode zu betrachten. Gemeinsam mit den Stadtwerken Menden, die einen großen Anteil der städtischen Heizungsanlagen betreuen, seien verschiedene Szenarien erarbeitet worden, die den Gasverbrauch an städtischen Gebäuden „zum Teil erheblich senken“ könnten.

Ein Grad steht für sechs Prozent Gasverbrauch

„Betrachtet am Beispiel des Mendener Hallenbades lassen sich bei Absenkung der Wassertemperatur von nur einem Grad monatlich etwa 6 Prozent des Gasverbrauches einsparen“, sagt Henni Krabbe. Das wiederum entspreche dem durchschnittlichen Jahresverbrauch eines Einfamilienhauses. Krabbe stellt klar: „Einschränkungen für die Nutzerinnen und Nutzer sind aufgrund der derzeit ungewissen Situation unvermeidbar.“ Der Verwaltungsvorstand habe deshalb verschiedene Maßnahmen erarbeitet, die unmittelbar und präventiv umsetzbar sind.

Die Sofortmaßnahmen

Die Sofortmaßnahmen betreffen vor allem das Mendener Hallenbad. Die Wassertemperatur im Hauptbecken des Bades wird, so Krabbe, von bisher 28 Grad auf künftig 25 Grad gesenkt. Das Lehrschwimmbecken wird fortan von 30 Grad auf künftig 28 Grad heruntergeregelt. Darüber hinaus, erklärt die Beigeordnete, würden unmittelbar alle Duschen in Sport-, Turn- und Gymnastikhallen sowie auf Sportplätzen geschlossen.

Die Maßnahme unter Vorbehalt

Weiter steht die Schließung des Hallenbades bis zum 30. September 2022 im Raum, erklärt Henni Krabbe. Diese Maßnahme stehe unter dem Vorbehalt der kurzfristigen politischen Beteiligung, sprich: Um die Türen des Hallenbads zeitweise zu schließen, ist zunächst eine Dringlichkeitsentscheidung der Politik nötig.

Die Maßnahmen zur Heizperiode

Zu Beginn der Heizperiode sollen weitere Maßnahmen folgen. Der Verwaltungsvorstand hat entschieden, dass die Temperaturen in allen städtischen Gebäuden um 10 Prozent gesenkt werden sollen. „Ausgenommen sind Einrichtungen zur Kinderbetreuung und Grundschulen“, sagt die Erste Beigeordnete.

Ebenfalls beschlossen ist die „vorzeitige Installation von intelligenten Heizkörperthermostaten im neuen Rathaus und gegebenenfalls einem weiterem Objekt“. Davon verspricht sich die Stadt eine Einsparung von rund 30 bis 35 Prozent des ursprünglichen Energieverbrauches. Auch die Schließung von Verwaltungsgebäuden wie dem Mendener Rathaus zwischen den Feiertagen zum Jahreswechsel soll dabei helfen, Gas einzusparen.

+++ Lesen Sie auch: Warum das Freibad Leitmecke weitermachen könnte +++

„Darüber hinaus sind in den Sommermonaten keine weiteren Maßnahmen in Bezug auf die Regelung der Heizungsanlagen erforderlich“, sagt Henni Krabbe. Alle Anlagen in städtischen Gebäuden seien ohnehin über Außentemperaturfühler gesteuert. Zudem seien etwa in den Schulen sogenannte „Ferienprogramme“ eingegeben, „die zusätzlich zu einer Nachtabsenkung der Heizungen auf 15 Grad führen“.

Die Maßnahmen auf lange Sicht

Krabbe betont, dass neben den nun beschlossenen Maßnahmen auch der Ausbau von Photovoltaik und Thermografie verstärkt vorangetrieben werden soll.

Zum Hintergrund: Mit der Abschaltung der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten kommt vorerst kein russisches Gas mehr nach Deutschland. Damit wächst die Sorge vor Engpässen bei der Versorgung. Inzwischen gilt die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas.

+++ Lesen Sie auch: Woher das Erdgas in Menden kommt +++

Menden ist nicht die erste Stadt, die sich mit einem drohenden Gas-Embargos und den daraus resultierenden Problemen befasst. Hilden im Kreis Mettmann will in städtischen Schulen und Turnhallen Heizung und Warmwasser bis Ende September abstellen. Auch in Bayern wird gespart: Großstädte stellen dort Brunnen ab, dimmen ihre Leuchten oder senken die Wassertemperatur in ihren Bädern.