Menden. Das Unternehmen OBO zahlt seinen Angestellten 1000 Euro, damit sie besser mit steigenden Preisen zurechtkommen. Was genau dahintersteckt.

Das Mendener Unternehmen OBO zahlt seinen Angestellten 1000 Euro Extraprämie. Die Summe habe mit der von vielen Unternehmen gezahlten Corona-Prämie nichts zu tun, erklärt Unternehmenschef Ulrich Leo Bettermann. Er wolle seinen Angestellten mit dem Geld wegen der massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten unter die Arme greifen. Einige der Belohnten loben das Engagement des Unternehmens öffentlich.

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Unternehmer Ulrich Bettermann: Menschen spüren hohe Preise

Das Geld sei bereits vor den Sommerferien ausgezahlt worden, erklärt Bettermann. „Die Menschen spüren überall die stark steigenden Preise.“ Bei Strom, Gas und Benzin sei der Anstieg so spürbar wie an der Supermarktkasse. Für ihn sei es soziale Verantwortung, seinen Angestellten so zu helfen. Er wolle da mit OBO gerne Vorbild sein, sagt der 75-Jährige. „Mit ist kein anderes Unternehmen bekannt, dass das so tut.“ Auch die Corona-Prämie habe OBO gezahlt.

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Das Mendener Unternehmen spüre die Energiekrise und den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aktuell an vielen Stellen. Aktuell sei man dabei, die Produktionshallen vorübergehend mit Ölheizungen auszurüsten. „Die Leute können ja nicht im November in der Kälte stehen“, sagt der Unternehmenschef. Bettermann selbst erntete Kritik wegen der Russland-Geschäfte. Er weist die Kritik aber offensiv zurück.

Heizung in den Hallen sollen auf Holzhackschnitzel umgestellt werden

Eigentlich sei bei OBO schon länger geplant gewesen, die Heizungen auf Holzhackschnitzel umzustellen, erklärt Bettermann. Dafür wolle das Unternehmen auf Abfälle aus dem Betrieb zugreifen. Viele Teile seien in Holz verpackt, das sich aber noch komplett für den Heizbetrieb verwenden lasse. „Früher haben wir für die Entsorgung Geld bezahlt“, sagt Bettermann. Heute lasse sich das nutzen. Derzeit scheitere es allerdings noch an der Lieferung der Schnitzel. Deshalb habe man vorübergehend aufs Öl umstellen müssen.

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Zentral war auch die Betriebssicherheit für die Verzinkerei. Schon vor Beginn des russischen Angriffs hatte OBO die Gasanlagen im Mendener Betrieb so umgerüstet, dass neben dem klassischen Erdgas aus dem Fernleitungsnetz auch Flüssiggas aus Katar zum Einsatz kommen kann. Ulrich Bettermann hatte von Anfang an klargestellt, dass es dabei weniger um Kosteneinsparung, sondern um Betriebssicherheit für das Werk gehe. In der Verzinkerei erhalten unter anderem große Kabeltrassen und -schienen, die unter die Decke gehängt werden, einen Zinküberzug, der sie vor Rost schützt. Die Verzinkerei ist aber eben auch sehr energieintensiv.

Einwandfreier Betrieb mit Gas aus Katar

Der Betrieb mit dem Gas aus dem Wüstenstaat laufe einwandfrei, schildert Bettermann. Das Gas werde per Auflieger von einem Kölner Unternehmen geliefert. Wenn ein Tank leer sei, werde der nächste angeschlossen. Das Gas wird per Schiff nach Europa gebracht und dann umgeladen. OBO hatte sich über langfristige Lieferverträge ausreichend Gas zu festen Preisen gesichert. Bettermann hatte auch gegenüber der WP scharf kritisiert, dass Deutschland sich zu sehr von Russland abhängig gemacht habe. Das räche sich nun.

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