Bösperde. Nach mehreren Zwischenfällen auf der Baustelle am Jugendtreff Bösperde reagiert die Stadt. Erstmals kommt Videoüberwachung zum Einsatz.

Die Stadt Menden hat derzeit verstärkt mit Vandalismusschäden zu kämpfen. Während am Grünen Weg Schilder in der Hönne landen sowie Bänke beschmiert und zerstört werden, hat es der ISM in Bösperde mit ganz anderen Ausmaßen zu tun. Der Anbau des Jugendtreffs ist deshalb nun erstmals mit einer Baustellen-Videoüberwachung ausgestattet worden. Das steckt dahinter.

Jugendtreff in Bösperde bisher leichtes Ziel

In dem Rohbau gibt es aktuell kaum eine Wand, die nicht beschmiert ist. Rote und schwarze Graffiti zieren den Rohbau, in einer Ecke liegt noch ein Pizzakarton. Es wirkt, als hätten Jugendliche gerne und ausgiebig in der neuen Mehrzweckhalle hinter dem Treff gefeiert.

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„Wir hatten hier in Bösperde große Probleme“, räumt ISM-Chef Martin Niehage ein. Deshalb habe der Immobilienservice im Mai einen externen Dienstleister mit ins Boot geholt. Die Baustellen-Videoüberwachung ist dabei eine Premiere in Menden. Bislang sei man beim ISM immer ohne zusätzliche Maßnahmen ausgekommen. Gehörten Vandalismusschäden vor der Überwachung regelmäßig dazu, hätten sich seit dem Aufstellen der Masten lediglich zwei Jugendliche auf die Baustelle getraut. Gegen den Vandalismus war letztlich auch das Ordnungsamt machtlos – trotz Schwerpunktkontrollen. Eine rund um die Uhr Überwachung könne man aber nicht leisten. „Die Videoüberwachung ist das einzige Mittel“, sagt Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt.

Allerdings bleibt es nicht nur bei den unmittelbaren Schäden auf der Baustelle in Bösperde. Die mutwillige Zerstörung stelle für die Baufirmen zudem ein Sicherheitsrisiko dar, so Martin Niehage. Zerbrochene Glasflaschen, Splitter und Unrat könnten im Zweifel auch zu Verletzungen führen. Dass der Anbau des Jugendtreffs im Fokus der Vandalen steht, sei vor allem der Lage geschuldet. Die nächsten Anwohner sind gut hundert Meter entfernt, zudem biete das Feld hinter dem Treff Schutz. „Es ist recht abgelegen“, sagt Schmidt. Diese Problematik habe es auch schon vor dem Anbau gegeben. „Der Treff ist ein leichtes Ziel, aber zu holen gibt es da nichts“, ergänzt Martin Niehage.

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Was passiert, wenn sich Unbefugte trotzdem auf die Baustelle am Jugendtreff wagen, macht der ISM-Chef deutlich: Zunächst gibt es von den aufgestellten Masten eine Lautsprecherdurchsage, das Gelände zu verlassen. Parallel meldet das zuständige Unternehmen das Ganze auch der Polizei. Zwei Jugendliche ließen sich davon dennoch nicht abhalten. Sie wurden später nach Hause gebracht. Auf eine Anzeige verzichtete die Stadt ausnahmsweise und setzte auf die Signalwirkung. Unterm Strich gehe es in Bösperde darum „zu zeigen, dass wir da sind“, sagt Manuela Schmidt.

Auch im Rohbau werden unbefugte Besucher auf die Videoüberwachung aufmerksam gemacht.
Auch im Rohbau werden unbefugte Besucher auf die Videoüberwachung aufmerksam gemacht. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Allgemein bringe die Stadt jede Form von Vandalismus zur Anzeige, betont Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Das helfe vor allem der Polizei, Muster zu erkennen. Im Bösperder Rohbau prangt beispielsweise eine bestimmte Zahlenfolge an den Wänden.

Technik muss an richtige Stellen

Präsenz zeigt das Ordnungsamt derweil auch an anderen Stellen im Stadtgebiet. Zuletzt am Grünen Weg. Dort seien mehrere Platzverweise ausgesprochen worden. „Das ist derzeit unser Schwerpunkt“, erklärt die Ordnungsamtsleiterin. Dass der Mendener Graffiti-Künstler Marcel Veneman die Bastionen neu gestaltet, ist eine weitere Maßnahme, die Schmierereien verhindern soll.

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WP-Leser hatten den Zustand am Grünen Weg ebenfalls bemängelt. Ganz anders hingegen sieht die Lage am Hönne-Gymnasium aus. Der Kabelklau auf der Baustelle Ende April 2022 unterscheide sich von den Schäden in Bösperde, betont Martin Niehage. Am Gymnasium hatten sich Diebe mit einer Axt an der Starkstromleitung zu schaffen gemacht (WP berichtete). Die Kabeldiebe seien eine gänzlich andere Zielgruppe gewesen – „und auch eine einmalige Sache“, so Niehage.

Allerdings soll die Videoüberwachung keine dauerhafte Lösung für künftige Baustellen sein. Die Kosten samt Installation liegen bislang bei rund 5000 Euro – dem gegenüber stehen Schäden im niedrigen vierstelligen Bereich. Zudem gibt es enge rechtliche Rahmenbedingungen für die externe Videoüberwachung. Aus Datenschutzgründen beginnt die Erfassung erst, wenn die Arbeiter abends die Baustelle verlassen. „Wir werden es dort einsetzen, wo es erforderlich ist“, betont der ISM-Chef.

Letztlich haben die Zwischenfälle – und Lieferengpässe im Elektrobereich – in Bösperde dazu geführt, dass der Anbau nicht wie geplant fertig sein wird. Ursprünglich war der Abschluss für September dieses Jahres vorgesehen. Martin Niehage rechnet nun damit, dass die Arbeiten erst bis zum Jahresende abgeschlossen sind.