Menden. Walburgisschülerin Finnja Meyer legt ihr Abitur mit der Traumnote 0,8 ab. Im Interview verrät sie, wie sie das geschafft hat und gibt Tipps.
Mit der Traumnote 0,8 hat Finnja Marie Meyer ihr Abitur am Mendener Walburgisgymnasium abgelegt. Wie hat die 18-Jährige das geschafft? Und was sind nun ihre Pläne?
Herzlichen Glückwunsch zum Abitur! Warst du dir vor den drei schriftlichen und der mündlichen Prüfung sicher, dass du so eine tolle Note schaffst?
Finnja Meyer: Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Mein Ziel war eigentlich immer, unter 1,5 zu landen. Als ich dann gemerkt habe, dass ich theoretisch eine 1,0 erreichen könnte, habe ich mir 1,0 oder 1,1 als Ziel gesetzt. Dass es dann noch mal besser wird, das habe ich nicht erwartet.
Wie schafft man eine 0,8? Muss man in jedem Fach 15 Punkte – also ein „sehr gut plus“ - erzielen?
Nein, ich hatte in den Abi-Prüfungen drei Mal 15 Punkte und ein Mal 13. Aber ich hatte vorher schon relativ oft 15 Punkte gesammelt. Und das fließt dann in die Abi-Note ein.
Wie rechnet man denn die Note 0,8 aus?
Man kann im Abi insgesamt 900 Punkte sammeln. Von 900 habe ich 862 erreicht. Mit der Formel 17:3 - Gesamtpunktzahl:180 lässt sich die Endnote ausrechnen, die nach der ersten Nachkommastelle abgeschnitten und nicht gerundet wird. Daraus ergibt sich ein Durchschnitt von 0,8. Auf dem Zeugnis erscheint offiziell aber 1,0.
In welchen Fächern hattest du deine Prüfungen?
Meine Leistungskurse waren Bio und Pädagogik, das dritte Fach war Französisch, und in der mündlichen Prüfung hatte ich Deutsch.
Welches waren deine Lieblingsfächer?
Mein Fokus lag schon immer auf Sprachen. Und in den Naturwissenschaften hat mir Bio am meisten Spaß gemacht.
Gab es während deiner Schulzeit mal ein Fach, das dir überhaupt nicht lag?
Klar, Chemie und Physik waren so gar nicht meins. An den Fächern hatte ich auch nicht so ein Interesse. Und das Lernen für Mathe war am stressigsten für mich.
Hast du auch mal eine Fünf oder Sechs geschrieben oder hattest du immer überdurchschnittlich gute Noten?
Ich habe einmal eine 5+ geschrieben. Das war die letzte Mathe-Arbeit in der 5. Klasse. Während meiner Schulzeit hatte ich meistens einen Durchschnitt zwischen 1,2 und 1,5. In der Oberstufe wurde ich dann noch besser.
Woran lag das?
Ich glaube, dass sich mein Ehrgeiz in der Oberstufe weiterentwickelt hat. Und ich habe mir neue Ziele gesetzt. Wenn man jünger ist, dann zählt das ja noch nicht so für den späteren Abschluss.
Woher kommt dein Ehrgeiz?
Ich möchte einfach etwas Großes erreichen in meinem Leben. Und wenn man irgendwann realisiert, dass es möglich ist, das zu schaffen, dann kämpft man umso mehr. Ich glaube, bei mir ist es eine intrinsische Motivation, etwas Großes zu schaffen. Das kommt einfach aus meinem Inneren und ist ein tiefer Wunsch. Daraus ergibt sich mein Ehrgeiz. Darüber hinaus hat unsere Schule mit dem strukturierten Arbeiten, das wir gelernt haben, viel beigetragen. Wir haben schon in der 8. Klasse Facharbeiten geschrieben, da muss man strukturiert arbeiten, sonst geht das nicht. Außerdem hat sicher auch das Elternhaus enormen Einfluss auf den Erfolg.
Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Eigenschaften für ein so herausragendes Abi? Disziplin gehört sicher dazu, oder?
Ja, Disziplin und Ehrgeiz. Ich hatte zum Beispiel Latein bis zum Abi. Wenn man da zwischendurch den Anschluss verliert, weil man nicht lernt, dann ist es vorbei. In Bio ist das genauso. Da war es wichtig, dass ich diszipliniert war, um immer dranzubleiben. Ich bin aber nicht in allen Bereichen in meinem Leben so diszipliniert.
Du gehörst zu einem der Jahrgänge, die unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders leiden mussten. Wie war das Lernen unter Corona-Bedingungen für dich im Rückblick?
Das Lernen war in Ordnung. Ich bin ein Mensch, der nicht gerne was aufschiebt, ich erledige Dinge immer sofort. Während des Homeschoolings habe ich morgens die Zeit genutzt, um alles zu erledigen, dann hatte ich nachmittags und abends frei. Was mir aber in der Zeit sehr gefehlt hat, war der soziale Kontakt. Da wurden uns einige Monate genommen, und das kann man auch nicht wiederholen. Ich merke aber auch bei jüngeren Schülern, denen ich Nachhilfe gebe, dass vielen nicht nur die sozialen Kontakte fehlten, sondern dass auch einiges vom Lernstoff auf der Strecke geblieben ist. Und das wurde auch nicht mehr aufgeholt.
Wegen der Pandemie waren ja lange Zeit viele Partys und Veranstaltungen nicht möglich. Wie schwierig waren für dich diese Einschränkungen?
Ich hatte vor einer Corona-Ansteckung ziemliche Angst und war immer sehr vorsichtig. Aber auf Partys zu gehen oder sich mit Freunden zusammenzusetzen oder mal was trinken zu gehen, das hat mir total gefehlt.
Hast du Tipps für Schülerinnen und Schüler, die zurzeit in der Oberstufe sind und sich aufs Abi 2023 oder 2024 vorbereiten?
Das Wichtigste ist, sich Ziele zu setzen und sich selbst zu vertrauen. Und dass man mutig ist und sich was traut, also zum Beispiel die Hausaufgaben vorstellt und mit den Lehrern Rücksprache nimmt. Außerdem nie die Motivation verlieren! Man hat Höhen und Tiefen, aber es ist wichtig, dass man seinen eigenen Weg findet.
Mit deiner Abi-Note stehen dir alle Studiengänge offen. Hast du schon Pläne?
Ich wollte immer schon Jura studieren. Früher dachte ich immer, dass ich das nicht schaffe. Aber jetzt könnte ich theoretisch auch Medizin studieren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mir Medizin liegt. Deshalb möchte ich im Krankenhaus und in einer Arztpraxis ein Praktikum machen, danach kann ich dann entscheiden, was ich studieren möchte. Münster als Studienort wäre schön, oder auch Köln. Ich möchte nicht so weit von zu Hause weg.
Und vor dem Studium genießt du erst mal ein bisschen den Sommer?
Im Moment arbeite ich, aber im Juli mache ich erst mal Urlaub. Im August oder September möchte ich dann gerne das Praktikum im medizinischen Bereich machen. Und dann möchte ich erst mal arbeiten gehen, um – neben der Nachhilfe – mein erstes eigenes Geld zu verdienen. Mit dem Studium werde ich dann im nächsten Frühjahr starten.