Menden. Als Küchenchef im St.-Vincenz-Krankenhaus hat Frank Ewers zehn Millionen Mahlzeiten rausgegeben. Warum er trotzdem noch immer gerne kocht.

Ein Knopfdruck und die Türen öffnen sich. Doch die Küche wirkt verlassen. In dem großen, weiß gefliesten Raum im St.-Vincenz-Krankenhaus hat Frank Ewers das Sagen. Der 60-Jährige ist seit 35 Jahren am Herd, Ofen und Kochtopf im Einsatz. Rund zehn Millionen Essen hat er seitdem rausgegeben. Warum er die Lust am Kochen trotzdem nicht verloren hat.

Herausforderungen für Mendener Küchenchef

3,80 Euro. So viel Geld steht für drei Mahlzeiten für Patienten und Angestellte im Schnitt pro Tag zur Verfügung. Damit aus dem eher schmalen Budget für die Krankenhausküche allerdings doch leckere und gesunde Gerichte entstehen, braucht es vor allem viel Teamwork und Kreativität, sagen Frank Ewers (60) und Philip Ibrom (32). Dabei hat sich die Arbeit in der Großküche in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Mehr Maschinen und automatisierte Abläufe, weniger Personal. „Früher haben wir die Kartoffeln noch per Hand geschält“, erinnert sich Frank Ewers und lacht. Jetzt, nach 35 Jahren am Herd, ist für ihn allerdings Schluss, er geht in Rente.

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An der Art, wie er sich die Gerichte ausdenkt, hat sich in all den Jahren nicht viel verändert. Meistens gibt es im Küchenteam eine Idee, die wird ausprobiert – und wenn es überzeugen kann, landet es auf der Speisekarte. Allerdings unterscheide sich die Arbeit in der Großküche ganz wesentlich von der in der normalen Gastronomie. „Im Restaurant konnte ich früher aus dem Vollen schöpfen“, sagt Ewers, der vor seiner Zeit in Menden in einem Frankfurter Betrieb kochte. Dort musste man eben nicht so aufs Geld achten, wie in der Großküche.

Dabei geht es im Vincenz-Krankenhaus um mehr als nur eine warme Mahlzeit oder ein gutes Frühstück. „Das Essen ist Teil des Genesungsprozesses“, sagt Pflegedirektor Thomas Mende. Diesen Spagat zu schaffen – gesundes Essen bei finanziellen Einschränkungen – sei eine herausragende Leistung, lobt er den scheidenden Küchenchef. Dabei habe der Modernisierungen stets mit vorangetrieben. Sei es die Umstellung von Essenskarten, die jeder Patient ausfüllen musste, auf ein elektronisches System. Die Erfassung von Allergien oder Unverträglichkeiten oder aber die Eröffnung der Cafeteria mitsamt moderner Küchenausstattung. Unterm Strich seien so gut zehn Millionen Mahlzeiten in 35 Jahren zusammengekommen, rechnet Thomas Mende vor. Ein Gericht bleibt dabei besonders in Erinnerung: „Das Schnitzel mit grüner Soße gibt’s auch nur bei uns in Menden“, sagt Mende mit einem Schmunzeln.

Teamwork ist entscheidend

Das Rezept dafür hat Frank Ewers aus Frankfurt mitgebracht. Und über die Jahre ist es zu einem richtigen Klassiker geworden. „Der Reiz am Kochen ist mir dabei nicht verloren gegangen“, sagt Ewers. Kochen mache ihm einfach Spaß. Sein Lieblingsgericht? Selbstgemachte Rouladen; auch wenn es dafür mal ein bisschen Zeit braucht. Vor allem aber sind es die Menschen im St.-Vincenz-Krankenhaus, die Frank Ewers über die Jahre ans Herz gewachsen sind und seine Lust am Kochen aufrechterhalten haben.

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Führungslos bleibt die Krankenhausküche nach Ewers’ Abgang aber nicht. Ewers Nachfolger steht schon fest. „Den Schlüsselbund hat er schon mal weitergegeben“, scherzt Philip Ibrom. Der 32-Jährige hat sich bewusst für die Großküche und gegen die Sterne-Gastronomie entschieden. „Die Spitzengastronomie ist schon ein sehr langer Weg“, sagt Ibrom. Unbezahlte Praktika und möglichst viele, unterschiedliche Restaurant müssten dafür in der Vita stehen. „Dabei hat gute Küche nichts mit Sternen zu tun, sondern mit Liebe bei der Zubereitung.“ Gleichwohl ist sich Ibrom der Herausforderung am St.-Vincenz-Krankenhaus bewusst. Der Organisationsaufwand für eine Küche dieser Größe sei nicht zu unterschätzen. Einen Tipp vom Vorgänger hat er zumindest verinnerlicht: „Das wichtigste ist das Team“, betont Philip Ibrom.