Menden. Sie sollen in Menden ein Rentnerpaar betrogen und eine Dachreparatur nur vorgetäuscht haben. Zwei Männer mussten sich vor Gericht verantworten.

Auf einmal standen Handwerker vor der Tür und wollten ihnen das Dach reparieren: Ein Mendener Ehepaar ist auf Betrüger hereingefallen, 3000 Euro betrug der Schaden. Dabei hatten sie es zwar durchaus mit einer richtigen Firma zu tun. Passiert aber ist auf dem Dach quasi nichts. Der Fall landete jetzt vor dem Mendener Amtsgericht.

Die Aufschrift auf dem Bulli versprach Dachdecker-Profis, die Männer trugen auch Kleidung mit dem Firmenlogo, es gab eine seriös aussehende Auftragsbestätigung mit den genau aufgelisteten Arbeiten, Visitenkarten und später eine Garantieurkunde. Zwei Bullis tauchten im August 2020 wie aus dem Nichts vor dem Haus eines Ehepaares in Menden auf. An der Tür berichteten mehrere Männer, ihnen sei von der Straße aus die verdreckte und kaputte Dachrinne aufgefallen, außerdem sei der Schornstein undicht, mehrere Dachpfannen müssten ersetzt werden. Sie priesen ihre Dienste als, als sei heute ein Glückstag für die Hauseigentümer, denn nach einem anderen Auftrag hier in Menden habe man noch etwas Zeit, diese Reparaturarbeiten sofort zu erledigen.

Nur vorläufig

Zunächst ist die Verfahrenseinstellung nur vorläufig. Wird nicht gezahlt, wird der Prozess neu aufgerollt. Beide Angeklagte sind vorbestraft. Zu der Frage, ob die beiden mit dieser Betrugsmasche auch Menschen anderswo geschädigt hätten, sagte die Richterin: „Dafür gibt es keine Anhaltspunkte."

Der 85-jährige Hausbesitzer und seine Frau willigten ein, man einigte sich auf 3000 Euro für die Arbeiten. Und die vermeintlichen Handwerker wollten sofort loslegen. Es wurde sogar eine Leiter ausgefahren und Material auf das Dach getragen, berichtete der Rentner. Zur Aufklärung dieses vermeintlichen Betruges traf man sich nun vor dem Amtsgericht, wo der Mendener als mutmaßliches Opfer aussagte. Denn schließlich soll auf dem Dach dann überhaupt nichts passiert sein. So die Vorwürfe des Hausbesitzers, der im Anschluss eine Anzeige bei der Polizei erstattete. +++Lesen Sie auch: Abgezockt: Mendener zahlt 470 Euro für neues Schloss +++

Nur Klebeband um den Kamin gewickelt

Alibimäßig sollen dort, was das Ehepaar aus dem Haus heraus selber nicht genau sehen konnte, einfach nach Arbeit klingende Geräusche gemacht worden sei. Statt irgendwelcher Reparaturen soll um den Schornstein einfach ein Klebeband gewickelt worden sein. Auf die Schliche kam der Rentner den betrügerischen Handwerkern dank seines Nachbarn, der Dachdecker ist. Der äußerte Zweifel an der Notwendigkeit dieser Arbeiten. Der Hausbesitzer selber sagte in der Gerichtsverhandlung, zumindest von der verdreckten Dachrinne habe er selber auch gewusst. „Ich wollte die vorher mal selber sauber machen. Aber meine Frau hat mir verboten auf das Dach zu steigen", sagte er mit Verweis auf sein Alter. +++ Auch lesenwert: Menden: Bank-Mitarbeiterin verhindert Betrug an Senior (70) +++

An dem fraglichen Tag sollen dann drei Handwerker gute zwei Stunden auf dem Dach gearbeitet beziehungsweise die Arbeit vorgetäuscht haben. Die Hausbesitzer zahlten die 3000 Euro anschließend sofort in bar. Die Handwerker verabschiedeten sich, einer kam am folgenden Tag noch einmal wieder, um die wie vereinbart die Regenrinne zu säubern. Mittlerweile hatten die Besitzer dank des Nachbarn Verdacht geschöpft und als man den mutmaßlichen Betrüger damit konfrontierte, suchte dieser schnell das Weite. Die so seriös aussehende Visitenkarte der Handwerker erwies sich als Telefonnummer, die es gar nicht gibt. Und das Kennzeichen der Bullis führte zu einer Marketingfirma in Essen. Deren Geschäftsführer sagte als Zeuge aus, er habe den beiden angeklagten Männern tatsächlich das Auto überlassen. Verantworten gegenüber den Betrugsvorwürfen mussten sich nämlich ein 33-Jähriger sowie ein 41-Jähriger, beide in Osnabrück zuhause. Einer von beiden soll bei dem Betrug in Menden einen falschen Namen angegeben haben. Tatsächlich führen die beiden sogar einen Betrieb für Dacharbeiten, daher wohl auch die professionelle Ausstattung. Zu den Vorwürfen äußern wollten sie sich nicht. Und weil das Opfer den einen Angeklagten gar nicht, den anderen nicht mit letzter Sicherheit identifizieren konnte, sollte sich die Ermittlung als schwierig erweisen, wie auch der vorsitzenden Richterin klar wurde. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Wucherpreis für Handwerker: Anzeige erstattet +++

Verfahren gegen Begleichung des Schadens eingestellt

Der Prozess zog sich bereits länger als geplant. Für den Fortgang, so die Richterin, seien noch weitere Zeugen nötig, ebenso ein Gutachten über das Dach und was dort vielleicht gemacht wurde. „Ausgang ungewiss", so die Juristin. Neue Schäden hätten die Männer dort zumindest nicht verursacht, so der Eigentümer. Und sein Interesse sei es vor allem, das gezahlte Geld zurück zu bekommen. Und so stimmten nach längeren Austausch, auch zwischen den Angeklagten und ihren Verteidigern, die beiden Männer schließlich einer anderen Lösung zu als das Verfahren weiter zu führen. Diese mag durchaus als kleines Schuldeingeständnis gewertet werden, ist aber juristisch keine Verurteilung: Das Verfahren gegen die beiden Osnabrücker wird eingestellt wenn sie dem Mendener Ehepaar die 3000 Euro Schaden zurück erstatten.