Menden. Durch Real-Schließung bricht weiterer Spender für den De-Cent-Laden weg. Der SKFM blickt sorgenvoll in Zukunft. Es gibt viele Herausforderungen.

Der Katholische Verein für soziale Dienste in Menden, kurz SKFM, befindet sich in einer brenzligen Lage – die sich vermutlich in den kommenden Wochen und Monaten noch verschärfen wird. Das sagt Geschäftsführerin Marita Hill. „Wir sind aktuell ziemlich verzweifelt.“ Die Gründe dafür sind vielfältig.

Mit der vorzeitigen Schließung des Mendener Realmarktes steht der De-Cent-Laden vor gleich zwei Problemen: Zum einen ist auf lange Sicht ein neuer Spender für Lebensmittel nötig. Denn Real war ein wichtiger Partner für den Katholischen Verein für soziale Dienste in Menden, kurz SKFM, der für den sozialen Einkaufsladen zuständig ist. „Wir suchen momentan nach einem Ausgleich“, sagt Marita Hill. Doch man fahre bereits so gut wie alle Lebensmittelgeschäfte in der Stadt an.

+++ Auch wichtig: Sozialmarkt bittet Mendener Schüler um Hilfe +++

„Wir sind in Menden eigentlich überall und in Fröndenberg teilen wir uns Geschäfte mit der dortigen Tafel“, erklärt Hill. Es gibt klare Absprachen zwischen den einzelnen Hilfsorganisationen, wer wann und wo Lebensmittel abholen darf. Der Markt ist somit unter allen aufgeteilt. Dementsprechend schwierig sei es, neue Händler für das eigene Portfolio zu gewinnen. „Wir sind jetzt in Gesprächen mit türkischen und griechischen Lebensmittelläden.“ Man freue sich über jeden, den man für die gute Sache gewinnen könne. Klar sei aber auch: „Das sind kleine Läden. Davon brauchen wir schon vier bis fünf Stück, um Real zu kompensieren.“

Samstag nur die Hälfte der Ware zur Verfügung

Zum anderen hat die vorzeitige Schließung von Real ganz unmittelbar Folgen: „Am Samstag hatten wir nur die Hälfte der Ware. Das macht viel aus“, sagt Geschäftsführerin Marita Hill. Man könne eben nur das an die eigenen Kunden weitergeben, was auch da sei.

Momentan, so rechnet die Geschäftsführerin vor, würden 30 bis 35 Familien an vier Tagen die Woche alle drei Wochen vorbeikommen und günstig Waren bei De-Cent einkaufen. Bei 396 betroffenen Haushalten mit durchschnittlich 2,7 Personen komme man auf gut 1070 Menschen, die auf die Hilfe angewiesen sind. „Das ist verrückt, oder? Das macht betroffen“, so Marita Hill. Nach dem Anstieg durch die Flüchtlinge aus der Ukraine habe sich das Niveau eingependelt. Aber: „Die Lebenshaltungskosten steigen immer weiter. Und wenn die Regelsätze wirklich erst im Januar angehoben werden, dann kommen die Menschen spätestens im August oder September in Scharen zu uns. Ich weiß nicht, wie das dann wird“, sagt die Fachfrau. Bereits jetzt seien die Kapazitäten begrenzt und man muss durch Zukäufe oder Spendenaktionen die Vorräte aufstocken. „Wir wissen nicht, wie wir das machen sollen. Wir sind ziemlich verzweifelt.“

Auch Anfang 2023 könnte es sich weiter zuspitzen, sagt Hill. Nämlich dann, wenn die Nachzahlungen für Gas und Strom anstehen. „Da kommt auch noch etwas auf uns zu.“ Gas werde den Betroffenen zwar in der Regel bezahlt, doch den Strom müssten die meisten selbst zahlen. „Die Leute können momentan nichts zurücklegen. Sie bekommen zwar jetzt einen Zuschuss, aber das Geld wird schnell weg sein. Schließlich brauchen die Kinder jetzt neue Schuhe oder die Familie etwas zu essen.“ Das sei ein Riesenproblem.

Leidensdruck nimmt zu

Einkaufen darf im De-Cent-Laden jeder, der in irgendeiner Form Sozialhilfe bekommt und das nachweisen kann. Marita Hill gibt noch einen Einblick in den Alltag: Neulich habe sich eine Rentnerin bei ihr gemeldet und gesagt: „Vielleicht mache ich ja etwas falsch, aber mein Geld reicht nicht mehr.“ Das sei Marita Hill sehr nahe gegangen. „Sich selbst einzugestehen, dass man arm ist und Hilfe braucht, da wird klar, wie hoch der Leidensdruck sein muss.“