Menden. Bange Fragen nach Maikirmes-Absage in Schwerte wegen Stromproblemen. Mobile Trafos stehen noch immer in Flutgebieten wie dem Ahrtal.

Strom-Entwarnung für die Mendener Pfingstkirmes: Nachdem die traditionsreiche Maikirmes in Schwerte am letzten Wochenende wegen ungeahnter Probleme mit der Stromversorgung komplett ausfallen musste, sagt jetzt Frank Foulon als Sprecher des Schaustellervereins Iserlohn/Schwerte auf Nachfrage der WP: „Das darf, kann und wird in Menden nicht passieren. Es wird die Pfingstkirmes auf jeden Fall geben, dafür werden wir notfalls Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Außerdem sind die Voraussetzungen in Menden andere.“

Stromversorger in Schwerte der gleiche wie für die Pfingstkirmes in Menden

Tatsächlich war in Menden gerade bei Insidern Unruhe aufgekommen, nachdem die ebenfalls traditionsreiche Maikirmes in Schwerte vom Schaustellerverein als Veranstalter kurzfristig gekippt worden war: Auf dem Mendener Abendmarkt am letzten Freitag wurde bereits offen über ein mögliches Aus für die Pfingstkirmes spekuliert. Zumal der Stromversorger, ein Unternehmen aus Hagen, für Menden derselbe ist wie für Schwerte. Doch was ist dort wirklich passiert? Die WP hakte nach.

Spaß vom 4. bis 7. Juni

Die Mendener Pfingstkirmes 2022 läuft vom 4. bis 7. Juni.

Sie lockt mit elf großen Fahrgeschäften, neun Kinderfahrgeschäften, vier Belustigungsbetrieben, 33 Spielbetrieben, 47 Süßwaren-Anbietern, 52 Imbissen, elf Schankbetrieben plus „sonstigen Verkäufen“, Stände, die etwa Airbrushs anbieten. In Kürze will die Stadt plakatieren und Übersichtspläne erstellen.

Frank Foulon beschreibt das so: „Für die Schwerter Maikirmes wurde ein mobiler Transformator gebraucht. Das ist gar nichts Außergewöhnliches, das hat ein Elektro-Versorger normalerweise im Portfolio. Und wenn mal ein zusätzlicher Trafo gebraucht wird wie jetzt in Schwerte, dann kann man solche Geräte normalerweise problemlos leihen.“

Nicht fest für Veranstaltungen eingeplante Trafos stehen in Flutgebieten

Doch diesmal hätten die Schausteller und ihr Versorger, der für das Kirmes-Netz verantwortlich ist, genau damit eine Riesenpleite erlebt: „Der mobile Trafo war einfach nirgends aufzutreiben, in der ganzen Republik nicht.“ Warum? Foulon kennt den Grund: „Fast alle nicht fest für Veranstaltungen eingeplanten Geräte sind noch immer zur Stromversorgung von Flut-Katastrophengebieten wie dem Ahrtal im Einsatz.“ Dort sorgen die mobilen Umspanner weiterhin für die Versorgung ganzer Orte mit Elektrizität, die im Juli 2021 zerstört worden waren. Die Schausteller hätten noch versucht, ihre Kontakte einzusetzen, um irgendwo in Deutschland an eines der raren Geräte zu kommen, schildert Foulon. Doch am Ende sei alles vergebens gewesen. Und eine Kirmes ohne Strom funktioniere nun mal nicht.

Groheplatz und Gartenstraße: Pfingstkirmes 2022 soll größer werden als je zuvor

Bis heute macht Frank Foulon kein Hehl daraus, wie fassungslos die Schausteller über diese Absage ausgerechnet nach zwei Corona-Jahren mit ihren erheblichen Einnahmeverlusten sind: „Es gab eine Absage wegen des Ausbruchs des ersten Irak-Krieges, es gab zwei Absagen wegen der pandemiebedingten Pausen. Aber eine Kirmes-Aufgabe wegen Strommangels? Das gab es meines Wissens noch nie.“Und das soll auch nie wieder vorkommen, haben sich laut Foulon alle Beteiligten geschworen. In Menden würden zwar auch mobile Trafos gebraucht, zumal die Pfingstkirmes 2022 größer als jemals zuvor werden soll. Dafür habe der Versorger für die Hönnestadt die eigenen Geräte fest eingeplant, versichert Foulon. Anders als in Schwerte sei man nicht auf Dritte angewiesen.

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Mitleid in Mendener Orga-Team mit Schwerte: „Das ist eine echte Tragödie“

Ein erneuter Ausfall der Pfingstkirmes, das wäre auch für Manuela Schmidt, die neue Mendener Ordnungsamtsleiterin, und ihr Team „eine einzige Katastrophe“ gewesen, wie sie sagt. „Wir sind gerade voll zugange mit der Organisation, wir bereiten die Werbung vor, wir wollen gute Zugänge ans Kirmesgelände für Menschen mit Behinderungen schaffen und vieles mehr. Man kann eine schöne Kirmes nur mit Herzblut vorbereiten. Deshalb ist das, was in Schwerte passiert ist, aus Sicht der Veranstalter und der Stadt wirklich eine Tragödie“, sagt die gebürtige Mendenerin. Ebenso traurig sei es zu hören, „was im Ahrtal immer noch los ist. Das haben ja viele schon nicht mehr im Kopf.“

Keine Corona-Beschränkungen: Nur noch Masken-Empfehlung geplant

A propos Bewusstsein: Manuela Schmidts Team will die Tradition der Kirmes künftig noch stärker in den Köpfen verankern. „In Soest, wo man ebenso stolz auf die eigene Kirmes ist wie wir, gibt es eigens Anstecknadeln“, schmunzelt Schmidt. Für die kommende Kirmes sei sie aber erstmal glücklich darüber, dass sie aller Voraussicht nach ohne Corona-Beschränkungen ablaufen kann. Es werde wohl nur eine Masken-Empfehlung geben. Das war vor einem halben Jahr auf der kleinen Ersatzkirmes noch anders. Damals herrschte überall noch die Masken-Pflicht.