Menden. Der Realmarkt in Menden schließt Ende des Monats für immer die Türen. Das Personal gibt auf den letzten Metern alles. Der Abverkauf läuft gut an.

Das Hoffen und Bangen war umsonst – Real am Bösperder Weg schließt. Endgültiges Aus am 31. Mai. Das ist jetzt auch den letzten Mitarbeitern so richtig bewusst geworden. Denn der Markt ist übersäht von Schildern: „Wir schließen“ oder „Ständig neue Rabatte“. Knallgelb und poppig pink prangen die Buchstaben an der Fassade und im Inneren. Sie lassen keinen Zweifel mehr aufkommen: Real macht dicht. Alles muss raus. Schnell.

Rabatte ändern sich regelmäßig

Und alles meint auch wirklich alles, sagt Marktchef Bernd Beine. „Es wird zum Schluss nichts mehr da sein“, erklärt er. Die Waren werden so lange so stark reduziert bis auch der letzte Schnäppchenjäger einknickt und sie einpackt. Seit Dienstagmorgen 7 Uhr läuft der große Ausverkauf. Jede Ware, die bisher noch im Lager auf den großen Auftritt gewartet hat, kommt nun zum Vorschein und wird mit bunten Rabattplakaten angepriesen. 15 Prozent hier, 20 dort und auf manche Artikel im vorderen Bereich des Marktes sogar 50. Dort gibt es statt der saisonalen Grill-Aktionsfläche jetzt die Superschnapper direkt neben Obst und Gemüse.

Der Real in Menden schließt zum Ende des Monats. Viele Menschen werden von den Rabatten angezogen.
Der Real in Menden schließt zum Ende des Monats. Viele Menschen werden von den Rabatten angezogen. © WP | Jennifer Wirth

Wie hoch der Rabatt auf welchen Artikel ausfällt, dahinter steckt System. „Wir geben auf fast alle Sortimente Rabatt“, sagt Beine und erklärt, dass die Bestände dabei immer im Blick behalten werden. Je mehr von einem Artikel vorrätig ist, desto höher der Rabatt. Die Nachfrage spielt auch eine Rolle. Zweimal pro Woche wird angepasst und Reduzierungen geändert. Je näher das Ende rücke, desto höher der Nachlass. „Aber damit wächst natürlich auch das Risiko, dass bestimmte Artikel nicht mehr da sind.“ Frische Ware wird bis zur letzten Woche nachgeliefert. Die sogenannten Non-Food-Artikel, also alles Nicht-Essbare, nicht. Das sei auch in den aktuellen Prospekten vermerkt. Extra für den Ausverkauf gab es aber 70 bis 80 Paletten Neuware: Massenartikel, die die Attraktivität steigern sollen.

Umsatz steigt durch Maßnahme

Der Umsatz ist laut des Marktchefs gestiegen. „Das kann man auf jeden Fall so sagen.“ Denn der Ausverkauf lasse nicht nur die Herzen der vielen Stammkunden höher schlagen. Auch Menschen, die vorher noch nie im Mendener Markt unterwegs gewesen sind, finden nun den Weg her. Schnäppchenjäger, die zum Teil weit anreisen. „Das Klientel ist anders. Das ist nicht immer leicht für die Mitarbeiter“, sagt Bernd Beine.

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Betroffen vom Markt-Aus sind rund 70 Mitarbeiter – und der Chef selbst. Als im Januar die Entscheidung gefallen ist, seien alle durch den Wind gewesen. „Das war emotional eine Katastrophe. Man redet jeden Tag miteinander“, so Beine. Manche Mitarbeiter seien seit 30 Jahren dabei; so ein tolles Team wie in Menden habe der Chef selten erlebt. Auch in dieser Krisensituation würden alle kommen und mit anpacken. Der Ausverkauf bedeutet viel Arbeit.

Manche Kollegen hätten sogar auf ihren Urlaub verzichtet, um die letzten Tage dabei sein zu können. Dennoch: Die Enttäuschung ist groß – bei Kunden und dem Team. „Es wurde ein Sozialplan ausgehandelt. Aber eine Abfindung ersetzt natürlich keinen Job.“ Einige hätten bereits neue Beschäftigungen, andere nicht. „Wir machen bald eine Woche lang Bewerbungstrainings.“ Und wenn der Markt dicht ist? Dann gibt’s noch eine letzte gemeinsame interne Party.

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Zum Hintergrund: Kaufland hat die Filiale gekauft

„Kaufland hat die Filiale gekauft“, sagt Marktleiter Bernd Beine. Äußert sich aber bisher nicht zu den Plänen. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist unklar. Die Mitarbeiter können demnach nicht übernommen werden. „Ich war schon in mehreren Märkten. So etwas habe ich zum Glück noch nicht erlebt.“

Ein Blick in den Markt zeigt: Die Schilder mit Rabatten locken an. Während sich die einen mit einem neuen Bügelbrett eindecken, schieben andere einen übergroßen Fernseher aus der Tür. Vier bis sieben Kassen sind jetzt geöffnet, damit keine langen Warteschlagen entstehen. Die Öffnungszeiten bleiben bis zur Schließung erhalten: von 7 bis 22 Uhr.