Menden/Fröndenberg. Die Beschaffung von Lebensmitteln für Bedürftige wird schwieriger. Die Vereine greifen Waren auch in Nachbarstädten ab: Gibt das Ärger?

Die Lage bei den Helfern der Städte Menden und Fröndenberg ist ernst. Der Ukraine-Krieg, steigende Lebensmittelpreise und der Flüchtlingszuzug setzen den SKFM mit dem DeCent-Laden und die Fröndenberger Tafel unter Druck. Immer mehr Menschen sind auf die Hilfen angewiesen. Die Beschaffung der Waren wird jedoch zunehmend komplizierter. Während der Mendener Verein nun auch in den heimischen Schulen um Unterstützung bittet und eine Konserven-Spendenaktion ins Leben gerufen hat, kämpft auch die Tafel um jedes Produkt. Ein Problem dabei: Zwei der sechs Supermärkte, die die Tafel ausstatten, werden auch von den Mendenern angefahren. Es entsteht Konkurrenz. Führt das zu einem Streit um Lebensmittel?

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Nein, da sind sich beide Seiten einig. Franz Daniel vom SKFM findet deutliche Worte: „Fairness steht im Mittelpunkt.“ Lebensmittel würden nur abgeholt, wenn man „anderen damit nicht auf die Füße tritt“. So gehe es immer um ein gutes Miteinander und darum, Leerläufe zu vermeiden. So sei der DeCent-Laden beinahe täglich geöffnet, die Tafel habe aber feste Tage. Damit keine Lebensmittel verloren gehen, wird geteilt. „Wir haben uns geeinigt“, erklärt auch der Fröndenberger Tafel-Chef Kurt Potthoff. „Menden holt weiter montags, dienstags und mittwochs ab und wir donnerstags und freitags.“ Ein Kompromiss, der für beide Seiten gut sei. Man verstehe sich mit den Kollegen aus Menden gut und wolle Synergien weiter ausbauen.

Zukauf durch finanzielle Unterstützung möglich – aber nicht ideal

Und das ist vielleicht nötiger denn je. „Die Lage wird immer hektischer. Es ist aktuell echt haarig“, sagt Kurt Potthof auf Nachfrage. Seit seinem letzten Gespräch mit der WP vor wenigen Wochen habe sich die Lage zugespitzt. „Freitag waren 92 Flüchtlinge hier. Für eine kleine Tafel wie uns ist das immens.“ Hinzu würden selbstverständlich auch alle anderen Hilfeempfänger kommen, die ebenfalls die beiden Ausgabetage nutzten, um sich mit Waren einzudecken. Es sei viel los – und seine Helfer seien nicht mehr die Jüngsten. „Die Ausgabetage sind zum Kampf geworden – die schiere Masse ist heftig.“

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Vor allem Backwaren und Molkeprodukte seien ein Problem momentan. Die Sparkasse Unna-Kamen habe den Fröndenbergern finanziell unter die Arme gegriffen und ermögliche dadurch nun auch den Zukauf einiger Produkte. „Aber das ist natürlich nicht der Sinn der Tafel. Das will man eigentlich vermeiden. Aber es bleibt uns gerade nichts anderes übrig“, so Potthoff.

Handhabung seit vielen Jahren verankert

Das Phänomen der „geteilten“ Städte ist derweil nichts Ungewöhnliches, sagt Franz Daniel. Auch in Menden würde beispielsweise die Iserlohner Tafel Lebensmittel beziehen. Alles werde klar untereinander geregelt, Streit habe es noch nie gegeben. Letztendlich, so der Fachmann, würden sowieso die Geschäfte darüber entscheiden, wem sie wann, welche und wie viele Lebensmittel zur Verfügung stellen. Und dasselbe Ziel haben alle: Sie wollen helfen.