Menden. In Mendens City müssen arme Menschen weiter im Müll nach Pfandflaschen wühlen: 15 Pfandbalken passen nicht ins Innenstadt-Farbkonzept.

Nicht wenige Mendener Politiker im Sozialausschuss glaubten sich verhört zu haben: Die von einem Unternehmen gespendeten Pfandbalken, die Bedürftigen ihre Menschenwürde bewahren sollen, sind immer noch nicht an den Abfallbehältern in der Innenstadt installiert worden. Der Grund: Sie passen angeblich nicht zum Stadtbild der neugestalteten Mendener Einkaufszone – vor allem nicht ins einheitliche Farbkonzept. Das jedenfalls erklärte Ulrich Menge vom Team Soziales im Rathaus am Mittwochabend vor dem Fachausschuss. Die Ablehnung der Balken sei in einer internen Diskussion mit der Bauverwaltung aus dem Ausschuss für Planen und Bauen kolportiert worden: „Ich gebe das hier so weiter.“

Standort am Hönne-Kiosk gilt als eher ungeeignet: Schüler holen sich das Leergut

Iserlohner Schenkung

Die Fischer Autoteile GmbH in Iserlohn hatte sich 2019 dazu entschieden, rund um den Seilersee und die Eissporthalle die Pfandbalken zu installieren. Allerdings schob die Gestaltungssatzung der Waldstadt dem Projekt schlussendlich einen Riegel vor. Denn die Balken wurden laut Fischer als Kunstwerke eingestuft und mussten so nach einer bestimmten Zeit wieder abgebaut werden.

Als in Menden die Pfand-Debatte begann, bot Fischer der Stadt 20 Balken als Schenkung an. „Das Pfandsammeln hat während Corona sogar zugenommen“, erklärt Chef Knut Fischer. Dabei seien es nicht nur Obdachlose, die in die Mülleimer greifen, sondern immer öfter in Not geratene Senioren.

Da die Zustimmung des Baubereichs, vor allem die des Bauausschusses, aber unabdingbar sei, das Team Soziales andererseits endlich mit den Pfandbalken anfangen wollte, seien bisher nur die ersten fünf von 20 angebracht worden – eben im Bereich um Roths Büdeken, also dem Kiosk an der Bahnhofsbrücke, sowie weiter am Grünen Weg entlang der Hönne (die WP berichtete). Doch genau diesen Standort hatte Initiator und Antragsteller Thomas Thiesmann (Die Linke) zuvor scharf kritisiert: „Davor hatte auch der Sponsor ausdrücklich gewarnt. Gerade hier werden die Flaschen von Schülern am Kiosk in Bargeld umgesetzt. Das Ganze geht somit an der eigentlichen Zielgruppe vorbei.“ Laut Ulrich Menge wird der Standort Grüner Weg gleichwohl gut angenommen, das hätten Angehörige der städtischen Beschäftigungsinitiative bestätigt.

Linke fordert: Mehr Pfandbalken an mehr Standorten in Menden

Wie berichtet, sollen dank der Balken bedürftige Menschen nicht im Müll nach Leergut wühlen müssen. Zugleich kann jeder Bürger, der an der Hönne spazieren geht und eine leere Pfandflasche sonst womöglich im Müll entsorgen würde, sie quasi als anonyme Spende in einen der bunten Pfandbalken stecken. Thiesmann stellte klar, dass sich der politische Beschluss nicht auf einen Standort und fünf Balken beschränkt habe, sondern auf alle 20 in der ganzen Innenstadt beziehe. „Das wollen wir dann auch so haben.“ Unterstützung erfuhr der Linke vom Ausschussvorsitzenden Bernd Alban (SPD): „Wir wollen die Schenkung auch in vollem Umfang nutzen.“

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Jetzt soll der Stadtrat zwischen Sozial- und Baupolitik entscheiden

Deshalb stimmten alle Fraktionen im Sozialausschuss zu, das Thema in der kommenden Ratssitzung zu entscheiden. Laut Thiesmann haben Politiker im Bauausschuss bereits erklärt, dass die Balken sehr wohl vereinbar mit der Gestaltungssatzung seien.