Menden. Ungeeignete Tests und Corona ohne Ende: Schüler, Lehrer und Eltern lassen bei einer Runde der CDU in Menden Dampf ab. Aber wie geht’s besser?

Schüler, Lehrer und Eltern aus Menden beklagen unhaltbare Zustände im Umgang mit der Corona-Lage. Vor allem Schülersprecher Julius Lachmann vom Hönne-Gymnasium prangerte bei einer Diskussionsrunde der CDU-Ratsfraktion die Landespolitik an. Es gibt Chaos bei Tests, Verunsicherung über Quarantäne und eine völlig unübersichtliche Situation.

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„Momentan sind gerade 180.000 Schüler nicht an den Schulen und man versucht zu vermitteln, dass Schulen sichere Orte sind“, sagt Lachmann. „Schulen sind keine sicheren Orte.“ Der Oberstufenschüler wirft den Verantwortlichen auf allen Ebenen vor, zu spät reagiert zu haben.

Mit Decken und dicken Jacken in den Schulunterricht: „Wie im Skiurlaub“

Für ihn sei das Schlimme, dass die Situation seit mittlerweile zwei Jahren absehbar sei, sagt der Schülervertreter. Er erinnerte auch die Mendener Politik daran, dass sie alles habe tun wollen, um einen zweiten Kältewinter im Klassenzimmer zu verhindern. Der 16-Jährige: „Vielleicht kann man ja erreichen, dass man im nächsten Winter ohne Handschuhe und Decke sitzt.“

Die Realität ist, dass Unterricht an allen Mendener Schulen oft nur mit geöffnetem Fenster stattfinden kann. Elternvertreterin Marina Könitzer beklagt, dass dicke Jacken und Decken mittlerweile zur Standardausrüstung im Unterricht gehören. „Die Kinder gehen bepackt aus der Schule als wenn sie beim Skiurlaub gewesen sind.“

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Kritik: Test vollkommen ungeeignet, um Infektionseintrag zu verhindern

Die Schulrealität ist aktuell geprägt von einem riesigen Durcheinander, Verunsicherung und reichlich Improvisation. Daran lässt eigentlich niemand Zweifel aufkommen. Marina Könitzer: „Die Klasse meines Sohnes war im Distanzunterricht, weil es fünf Fälle gab. Andere Schulen machen das anders.“

Für unhaltbar halten es alle Seiten, dass auf nicht zuverlässige Tests gesetzt werde. Julius Lachmann erhält große Zustimmung von seinem Schulleiter Ulrich Cormann: „Es ist für uns Schulleiter ein großes Ärgernis, dass auf Tests zurückgegriffen wird, die nicht geeignet sind“, sagt der Leiter des Gymnasiums an der Hönne. „Wir wissen als Schulleiter nicht, wie wir uns verhalten sollen.“ Es gebe kaum klare Aussagen vom Gesundheitsamt und viel Unsicherheit zu Quarantäne. Es gebe so viele Einzelfälle, für die es keine Standardlösungen gebe. Cormann: „Die Gesundheitsämter sind absolut überfordert.“

Schulleiter Ulrich Cormann hier auf einem Archivbild mit Ministerin Ina Schnarrenbach. Er kritisiert das Testchaos scharf.
Schulleiter Ulrich Cormann hier auf einem Archivbild mit Ministerin Ina Schnarrenbach. Er kritisiert das Testchaos scharf. © WP | Thomas Nitsche

Gesamtschule: Appell an Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler

Auch Gesamtschulleiter Ralf Goldschmidt kritisierte die Landesregierung. Es gebe weiterhin keinerlei Konzept für die Zukunft: „Was denkt sich denn bitteschön das Land, um künftig gerüstet zu sein?“ Goldschmidt appelliert an die Schülerinnen und Schüler, zumindest konsequent auf Masken zu setzen.

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Goldschmidt appellierte aber auch an die Eigenverantwortung der Schüler, zum Beispiel bei der Anreise mit den Schulbussen. Es gebe zum Teil mehrere Schulbusse, die aber leer blieben, weil alle ins selbe Fahrzeug steigen wollten: „Das Verständnis in der Schülerschaft war nicht so groß, dass man sich auf mehrere Fahrzeuge verteilt.“

Pool-Tests: Die verzweifelte Suche nach dem positiven Fall

Schulleiterin Christiane Lohmann von der Albert-Schweitzer-Grundschule schildert die schwierige Situation mit den sogenannten Pooltests. Grundschüler müssen dabei vor Schulbeginn einen PCR-Test machen, der aber nicht individuell ausgewertet wird. Stattdessen wird dann später über einen Schnelltest versucht, das positive Kind zu ermitteln. Das sei aber an ihrer Schule zum Beispiel gescheitert: „Es ist uns nicht gelungen, das positive Kind zu finden“, sagt Lohmann. „Das ist eine sehr unangenehme Situation.“

Auch die Forderung nach einem Testangebot für Schüler vor Unterrichtsbeginn wird laut. Während die CDU ankündigte, alle anderen Forderungen nach Düsseldorf weiterzureichen, gibt es dafür nun offensichtlich eine schnelle Lösung. Der Schulausschuss-Vorsitzende Peter Maywald als Gastgeber kündigte am Donnerstag an: In Bösperde soll das Testcenter an der Schützenhalle ab sofort ab 7.15 Uhr öffnen.