Menden. Den einstigen Mendener Extremsportler Rolf Grondke trifft Long Covid schwer. Doch mit seiner besonderen Einstellung kämpft der 66-Jährige.
Manchmal fehlen die Worte, oft fehlt schlichtweg die Kraft. Rolf Grondke hat Long Covid. Der einstige Mendener Extremsportler ist derzeit in einer Reha – erneut. Trotz aller Rückschläge lässt sich der 66-Jährige nicht unterkriegen.
Im Oktober vergangenen Jahres war Rolf Grondke nach seiner Reha in einer Long-Covid-Klinik in Bad Karlshafen zuversichtlich, dass es ihm stetig besser gehen würde. „Aber dann ging es noch mal richtig bergab“, blickt der Mendener zurück.
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Er wurde immer müde, träger, konnte seine Augen kaum noch öffnen, „ich konnte mich gar nicht mehr bewegen, meine Sprache war weg“.
Das Herz spielte verrückt, der Puls lag bei 200, „ich konnte nicht mehr atmen“. Nur das Gehör, das funktionierte weiterhin. Und so hörte er dann im Dezember neben seinem Krankenhausbett die Sätze: „Rufen Sie die Frau an. Ich glaub‘, der schafft es nicht.“
Hier schöpft er neue Lebenskraft
Doch Rolf Grondke schaffte es. „Aber das war schon hart, so was zu hören. Ich konnte ja selbst überhaupt nichts sagen.“ Allmählich kämpft er sich zurück ins Leben. Derzeit absolviert er seine zweite Reha, dieses Mal im Ostseebad Prerow in Mecklenburg-Vorpommern, wo auch viele seiner Mit-Patienten Long Covid haben: „Hier bekomme ich neue Lebenskraft und -mut.“
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Atemübungen, Wärme, Muskelaufbau, Entspannungsübungen tun ihm gut. „Die Ostsee ist nur 60, 70 Meter entfernt, auch das Wetter spielt mit, wir haben hier viel Sonne“, freut er sich. Auch wenn der Weg zum Meer nur kurz ist, „ist die Strecke für mich sehr lang“.
Kurzatmigkeit setzt ihm besonders zu
Im Alltag in der Reha-Klinik spürt er die Auswirkungen von Long Covid immer wieder. Während des Gesprächs schnauft Rolf Grondke immer wieder tief durch, entschuldigt sich für die Unterbrechung. Der Atem reicht nicht: „Die Lunge ist ganz schlimm, diese Kurzatmigkeit.“ Jeden Tag wird gemessen, wie viel die Lunge schafft: „60 Prozent“, sagt Rolf Grondke. „Und drei Liter Volumen.“ Wenige Wochen vor seiner Erkrankung hatte er sein Lungenvolumen bei einer sportmedizinischen Untersuchung messen lassen: Damals betrug es 7,6 Liter.
„Das volle Programm“ von Long Covid
Seine Ärzte haben ihm gesagt, er habe „das volle Programm, das Long Covid bietet“. Auch die Sprache ist betroffen: „Ich vergesse Wörter, während ich einen Satz spreche. Oder ich fange an zu lallen.“ Unterkriegen lässt er sich dennoch nicht, sagt: „Ich versuche, alles zu machen, was ich auch als Gesunder gemacht hätte.“ Und dazu gehört auch, barfuß am Strand zu laufen und wie neulich in der drei Grad kalten Ostsee zu schwimmen: „Ich wollte einmal wieder was Verrücktes tun. Etwas, das ich als Gesunder auch getan hätte.“
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Und dabei fordert sich der einstige Extrem-Sportler immer wieder selbst heraus: „Ich bin jetzt das erste Mal seit neun Monaten fünf Stufen in ganz normalen Gehschritten runtergegangen“, erzählt er. Sonst hat er sich immer festgehalten und auf jeder Stufe das andere Bein nachgestellt, weil die Kraft sonst nicht reichte. Der Kopf habe ihm zunächst gesagt: „Nee, lass das, du fliegst hin.“ Aber er traute sich – und schaffte es.
Er konzentriert sich auf das Positive in seinem Leben
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Dass die Langzeitfolgen nach der Corona-Erkrankung derart schlimm sein können, „das hätte ich nie gedacht“. Rolf Grondke versucht, sich auf das Positive in seinem Leben zu konzentrieren. Wenn er morgens aufwacht, freut er sich und denkt: „Boah, ich hab‘ die Nacht überstanden. Wie schön, dass es einen neuen Tag gibt.“ Seine Lebensfreude, so erzählt er, „fängt an, wenn ich morgens lebe und aufstehe.“
Der 66-Jährige weigert sich aus diesem Grund auch, an Gruppen-Therapiesitzungen teilzunehmen: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Aber das möchte ich mir hier nicht dauernd anhören, welche Symptome die anderen haben. Das würde mich eher runterziehen.“ Stattdessen nutzt er freie Zeit und Energie für Bewegung.
Seit Wochen weit weg von seiner Familie
Wieder ist Rolf Grondke seit Wochen weit weg von seiner Familie. Hunderte Kilometer liegen zwischen ihm und seinem Zuhause in Menden. Telefon- und Videogespräche sind ein unzureichender Ersatz. Er ist dankbar, dass er die Möglichkeit hat, in einer weiteren Reha neue Kraft zu tanken, sagt aber auch, dass er sein Zuhause, seine Familie vermisst. Ob er die Möglichkeit nutzt, seine Reha Mitte Februar zu verlängern, weiß Rolf Grondke noch nicht. Insgesamt rund 20 Wochen ist er nun schon nicht zu Hause – alles wegen Long Covid.
Wenn er wieder nach Menden zurückkehrt, wird er nicht der „alte“ Rolf Grondke sein. Zumindest, was die körperliche Fitness vor Corona angeht. Aber sein Kopf, seine Einstellung, das ist wohl Rolf Grondkes größtes Kapital: „Wenn ich mal einen kleinen Rückfall habe und es nicht so gut läuft, sage ich mir, dass es morgen bestimmt besser sein wird.“
Als Schwimmaufsicht am Beckenrand
Sein größter Wunsch: Wenn die Leitmecke im Mai öffnet, möchte Rolf Grondke gerne wieder wie früher – mit Unterstützung – als Schwimmmeister am Beckenrand stehen: „Das ist mein Ziel, da möchte ich gerne hin.“