Menden. Eine Tafel an der Bahnhofstraße in Menden zeigt, dass fast kein Autofahrer korrekt unterwegs ist. Was ist die Konsequenz und wie geht’s richtig?

Man könnte meinen, da hängt ein wahrer Miesepeter: Das Gesicht auf dem Display an der Bahnhofstraße in Menden will einfach nicht lächeln. Der Grund sitzt hinter dem Steuer der vorbeifahrenden Autos. Fast jedes Fahrzeug ist zu schnell. Die Stadt hat eine Tafel zur Warnung aufgestellt. Die soll erst einmal warnen.

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In einer guten halben Stunde, die wir den Verkehr in diesem Bereich beobachten, hält genaugenommen kein einziges Fahrzeug das Tempolimit in dem Bereich zwischen Bahnhofs-Kreuzung und Rathaus ein. Zur Erinnerung: Der Bereich ist Spielstraße. Dort ist Schritttempo vorgeschrieben. Viele Gerichte hatten dieses in der Vergangenheit im Schnitt bei 7 km/h festgesetzt, einzelne Gerichte auch minimal höher.

Spitzenreiter im WP-Test: Tempo 44 statt erlaubter 7 km/h

Der Spitzenreiter in unserer (nicht unbedingt repräsentativen) halben Stunde beschleunigt auf dem kurzen Stück auf satte 44 Stundenkilometer. Bei einer richtigen Radarkontrolle wäre der Führerschein jetzt erst einmal für einen Monat weg, plus zwei Punkte, plus 400 Euro Bußgeld.

Konsequenzen hat das Rasen in der Spielstraße aktuell nicht. Die Stadtverwaltung hat die Tafel zunächst eher als freundlichen Hinweis aufgehängt: „Aktuell heben wir in der Bahnhofstraße also lediglich den Zeigefinger und ermahnen Verkehrsteilnehmer durch die Anzeige ihrer Geschwindigkeit“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich.

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Smileys an der Straße: Lachen, Grummeln – was können sie darüber hinaus?

Wie schnell die bislang gemessenen Fahrzeuge im Schnitt waren, kann die Stadtverwaltung nicht sagen. Es handele sich noch um ein Gerät der alten Generation. „Das Gerät zeigt Autofahrern lediglich die gefahrene Geschwindigkeit an, speichert aber nichts ab“, erklärt Ehrlich. „Es dient also lediglich der Verkehrserziehung.“ Laut Ordnungsamt seien Effekte, dort wo diese Tafel hängt spürbar, aber nicht messbar.

Das soll sich künftig ändern. Die Stadtverwaltung diskutiert aktuell die Anschaffung mehrerer ähnlicher Tafeln der ganz neuen Generation. Diese „Smileys“ sollen nicht nur die aktuell gefahrene Geschwindigkeit messen und ein Lachen oder Grummeln anzeigen können. Sie sollen auch eine Statistik über alle vorbeifahrenden Fahrzeuge führen.

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Kontrollen, wenn die Statistik viele Tempoverstöße hergibt

Diese Statistik könne dabei helfen, über weitere Maßnahmen zu beraten und diese auch zu begründen. Polizei-Wachleiter Friedhelm Reinwald hatte erst kürzlich bei einem Bürgertreffen in Asbeck erklärt, dass regelmäßige Radarkontrollen oder feste Blitzer erst eingeführt werden können, wenn nachweislich ein Großteil der Autofahrer die Geschwindigkeitskontrollen ignoriert. Alternativ muss es sich um einen Unfallschwerpunkt handeln. Das ist aber bei der Bahnhofstraße genauso wie bei der Hüstener Straße in Asbeck nicht der Fall.

Der Beschluss über die Anschaffung der weiteren Geräte soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit und Ordnung und das Feuerwehrwesen (voraussichtlich am 30. März) getroffen werden. In der Sitzung des Mobilitätsausschusses in der vergangenen Woche zeigte sich die Politik mehrheitlich bereits angetan von der Investition mit einer klaren Empfehlung.

Dass die Anschaffung neuer Geräte noch aussteht, heiße übrigens nicht, dass aktuell in der Bahnhofstraße weiter gerast werden darf: Die Polizei kann jederzeit Kontrollen durchführen, sie kann sogar Schritttempo schätzen. Außerdem gilt wie in jeder Spielstraße, dass Fußgänger jederzeit Vorrang haben. Autofahrer dürfen sich dabei nicht von der vom vermeintlichen Gehweg getrennten Fahrbahn täuschen lassen.