Menden/Hagen. Wer erschlug den Mendener Klaus Walter Pauli im Dezember 2003? Warum die Kripo Hagen jetzt auf die Fernsehfahndung bei Aktenzeichen XY setzt.

Die Kripo in Hagen steigert noch einmal ihre Bemühungen bei der Suche nach dem Mörder des Mendeners Klaus Walter Pauli. Am Mittwoch wird der Fall in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ vorgestellt. Die Ermittler in Hagen erhoffen sich den entscheidenden Hinweis auf die Tat: „Wir glauben, dass es in Hagen noch jemanden gibt, der als Zeuge wichtige Angaben machen kann“, sagt Polizeisprecher Sebastian Hirschberg. Er soll dem XY-Moderator Rudi Cerne am Mittwoch in der Live-Schalte zum Verbrechen Rede und Antwort stehen.

Mittlerweile steht auch fest, dass Klaus Walter Pauli, der zum Zeitpunkt seiner Ermordung im Jahre 2003 gerade einmal 47 Jahre alt war, erschlagen wurde. Er sei durch „stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf“ gestorben, teilt Hirschberg mit. Bislang hatten Polizei und Staatsanwaltschaft diese Information zur Todesursache mit dem Hinweis, es handele sich um Täterwissen, für sich behalten.

Ermittler hoffen auf Durchbruch

Jetzt aber hoffen die Ermittler durch die bekannte TV-Sendung auf den Durchbruch bei der Mördersuche. Jahrelang hatte das Verschwinden des homosexuellen Mannes aus Menden offenbar niemanden bekümmert. Pauli war im Dezember 2003 nach Hagen aufgebrochen, um sich dort eine Schallplatte zu kaufen. Er kehrte jedoch nicht nach Hause zurück, weshalb ihn sein Bekannter Sven H., mit dem er seinerzeit in einer Wohngemeinschaft zusammenlebte, als vermisst meldete. Als H. drei Jahre später verstarb, fiel sein verschwundener Freund endgültig der Vergessenheit anheim.

Klaus Walter Pauli.
Klaus Walter Pauli. © Polizei Hagen

Bis Bauarbeiter 2016 im Rahmen von Bauarbeiten an der Bahnhofshinterfahrung in Hagen einen Schädel fanden. Und schnell war klar: Der Mann, zu dem der Schädel gehörte, war einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Dieser Befund erhärtete sich, als 2019 an dem gleichen Steilhang weitere Becken- und Beinknochen sowie Überreste von Kleidungsstücken entdeckt wurden, die dem Schädel eindeutig zugeordnet werden konnten. Die Obduktion ergab auch, dass die Knochen dort, nur ein paar Dutzend Meter Luftlinie zum belebten Hauptbahnhof und den Edelstahlwerken, schon lange gelegen haben mussten.

Letzte Handy-Nachricht

Vor allem aber stellten die Ermittler auch das Handy von Klaus Walter Pauli sicher. Und obwohl inzwischen 16 Jahre vergangenen waren, konnten Kriminaltechniker die letzte Nachricht auf dem Mobiltelefon wiederherstellen. Sie lautet: „Vielleicht melde ich mich später noch. Kuss Frank.“

Ausstrahlung am Mittwoch

Die Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ wird am Mittwoch, 12. Januar, um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Die Kriminalpolizei in Hagen hat 2016 die Mordkommission „Hang“ eingerichtet. Diese heißt so, weil die Bauarbeiter, die 2016 den grausigen Schädelfund machten, einen steilen Hang mit Metallnetzen absichern wollten.

Sachdienliche Hinweise zu dem Gewaltverbrechen nimmt die Polizei in Hagen unter der Rufnummer 02331-9862066 entgegen.

Auch eine abgebrochene Messerspitze, mit der Pauli möglicherweise verletzt worden ist, gehört zu den sichergestellten Beweismitteln. Doch obwohl unsere Zeitung und andere Medien ausführlich darüber berichteten, dass die skelettierten Knochenfunde von Klaus Walter Pauli stammen und der gebürtige Sauerländer Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, gab es kaum relevante Zeugenhinweise. Fast scheint es, als habe der unscheinbare, zurückgezogen lebende Mann kaum Spuren im Gedächtnis seiner Mitwelt hinterlassen. Die Ermittler halten es für möglich, dass der Fundort der Skelettteile auch der Ort ist, an dem Pauli getötet wurde.

Leben des Opfers filmisch umgesetzt

Für die XY-Sendung wurden die letzten Tage im Leben von Klaus Walter Pauli und der Knochenfund an der Hagener Philipphöhe mit Schauspielern nachgedreht und filmisch umgesetzt. Die Polizei will wissen: Wem ist Klaus Walter Pauli von damals noch bekannt und wer kann eventuell Hinweise zu seinem Umfeld sowie zu seinen Gewohnheiten machen? Welche Anlaufadressen könnte er in Hagen gehabt haben? Wer ist der geheimnisvolle Frank, der die letzte Botschaft auf Paulis Handy hinterlassen hat?

Aufgrund der Corona-Pandemie wird Sebastian Hirschberg nicht ins XY-Studio nach München fahren, Ein Fernsehteam kommt nach Hagen und wird den Polizeisprecher live beim Interview mit Moderator Cerne aufnehmen.

Vor drei Jahren war der Mendener Mordfall Hesse aus dem Jahr 1989 ebenfalls Gegenstand einer XY-Sendung. Er blieb ungeklärt.