Menden. Klimalobbyistin Ingrid Ketzscher in Menden lehnt eine Straße zum Bräukerweg ab. Man müsse Umwege in Kauf nehmen. Die Stadt verteidigt sich.
Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier verteidigt, dass die Stadtverwaltung die Anbindung zwischen dem Gewerbegebiet Hämmer II und dem Bräukerweg nicht aktiv vorantreibt. Auch eine frühere Grünen-Ratsfrau hält die Straße jetzt für verzichtbar. Es sei nicht zeitgemäß, die Straße „für ein paar Minuten Transportzeit“ zu bauen
„Das war so nie geplant. Diese Option hat sich nur aufgetan“, sagt Siemonsmeier. Er reagiert auf den WP-Bericht vom Samstag. Die Redaktion hatte darüber berichtet, dass die Stadtverwaltung aktuell Landschaft und Naturschutz in dem Bereich den Vorzug gibt. Baudezernent Frank Wagenbach pochte darauf, das Verfahren schnell weiter voranzutreiben, um Fakten zu schaffen. Die Straßenplanung könne man gegebenenfalls danach angehen. +++ So hatten wir berichtet: Straßenanbindung droht das Aus +++
Siemonsmeier: Option der Anbindung wurde lediglich offengehalten
Aktueller Sachstand ist: Sollte der Bereich erst einmal geschützt sein, würde es wohl schwierig, die Straße noch zu bauen. Die Bezirksregierung äußerte bereits Bedenken (WP berichtete). Auch Uwe Siemonsmeier hält den Bau für planungsrechtlich schwierig, wenn auch nicht unmöglich. Er betont aber, dass im Bebauungsplan für Hämmer II die Umsetzung der Anbindung auch lediglich offengehalten worden sei. Die Stadtverwaltung setze nur um, was die Politik so gefordert habe, so attraktiv eine weitere Anbindung auch sein möge.
Die bestehende Anbindung über die Hämmerstraße und die Kreuzung bei McDonald’s/HEM, die zu einem Kreisverkehr umgebaut werden soll, sei auch seiner Sicht ausreichend, sagt Siemonsmeier. Die Straße reiche aus, um Lastwagen-Verkehr und pendelnde Angestellte aufzunehmen.
Wirtschaftsförderer Tim Behrendt, der für die Vermarktung des Gewerbegebietes zuständig ist, hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass die Anbindung zum Bräukerweg „essenziell“ für den Erfolg in der Vermarktung sei. Auch aus der Politik kamen bei den Planungsschritten für Hämmer II immer wieder Rückfragen an die Stadtverwaltung, wie weit die Vorbereitung der Straßenanbindung sei. Tenor der Antworten: Alles laufe, man führe Gespräche.
+++ Kommentar: Menden braucht Erfolge, nicht Pannen-Denkmäler +++
Grüne: Bestehende Anbindung über Hämmerstraße ist ausreichend
Auch die frühere Grünen-Ratsfrau Ingrid Ketzscher, die Menden im Klimabündnis vertritt, bezieht sich auf die Formulierung „modernstes Gewerbegebiet“ in Südwestfalen. Sie stelle sich die Frage, was mit modern gemeint sei. „Ganz sicher passt es nicht mehr in die heutige Zeit und ist damit auch nicht modern, wenn eine zweite Anbindungsstraße gebaut werden soll durch ein Gelände, das über eine hohe ökologische Wertigkeit verfügt, mit Biotopverbundflächen, naturnahen Bachläufen, Auwäldern sowie alten Laubwaldbeständen, wie von der Bezirksregierung beschrieben.“ Sie halte die Anbindung über die „neu ausgebaute“ Hämmerstraße für ausreichend.
Ketzscher fordert, auf den Bau der Straße gänzlich zu verzichten: „Eine weitere Straße ist aus meiner Sicht als vermeidbarer Eingriff in Natur und Klima zu unterlassen in einer Zeit, da unser Planet an der Grenze seiner Belastbarkeit angekommen ist. Wir können es uns nicht mehr leisten, weiterhin Flächen zu versiegeln, um vermeintlich ein paar Minuten Transportzeit zu sparen.“
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass Ingrid Ketzscher Grünen-Ratsfrau sei. Sie ist aber mittlerweile keine Mandatsträgerin mehr. Wir haben das korrigiert.