Menden. Die Getreideernte sieht auf den ersten Blick gut aus. Doch der Schein trügt. Lag es am Hochwasser? Der Mendener Bauer Scheffer erklärt es.

Die diesjährige Getreideernte fällt deutlich schlechter aus als gedacht. Landwirt Heinz Scheffer spricht von enttäuschenden Erträgen. Und das, obwohl er im April und Mai noch mit einer Rekordernte gerechnet hatte. „Ich bin 40 Jahre im Geschäft und habe mich selten so geirrt“, sagt Heinz Scheffer. Dabei sind das Hochwasser im Juli sowie der allgemeine Starkregen in diesem Jahr wohl nicht der Grund für die durchwachsene Ernte: Es gab schlichtweg viel zu wenig Sonne im Frühjahr, vermutet Bauer Scheffer. Dennoch hat das Hochwasser auch auf seinen Feldern Schäden hinterlassen.

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Noch zur Mitte des Jahres hatte Heinz Scheffer mit wortwörtlich 10.000 Euro für eine Rekordernte des Wintergetreides gerechnet. „Die Erträge waren dann aber sowas von enttäuschend, und ich bin mir eigentlich so sicher gewesen.“ Generell sei festzustellen gewesen, dass Weizen und Gerste deutlich leichter waren als im Normalfall. So liegt Weizen im Durchschnitt pro Hektoliter – das ist hier die Maßeinheit – in der Regel bei 74 oder 75 Kilo. Bei dieser Ernte waren es lediglich rund 60 Kilo, erklärt Heinz Scheffer. Auch die Gerste lässt zu wünschen übrig: statt 74 oder 75 Kilo kommt man hier nur auf ein Eigengewicht zwischen 50 und 53 Kilogramm pro Hektoliter. „Es ist also viel Volumen da da, die Wagen sind voll, aber eben kein Gewicht.“ So habe sich die Getreideernte im Endergebnis um 20 Prozent reduziert. „Ich habe mich selten so als Amateur gefühlt“, bedauert der Landwirt, der nach wie vor gefrustet von seiner falschen Prognose ist. Selten habe er erlebt, dass etwas so daneben gegangen sei.

Auch bei den Kürbissen sei es diesmal schwierig gewesen. „Da fehlte im Frühjahr auch die Sonne, und wir haben schon mehr angebaut als sonst.“ Dennoch kam am Ende ein geringerer Ertrag heraus als im Normalfall. „Das einzige, was sehr gut war, war die Futtergewinnung“, berichtet Scheffer. Heu und Gras gab und gibt es durch den hohen Niederschlag zur Genüge. Und auch der Mais „steht sehr gut“. „Hier lasse ich mich jetzt aber auf keine Prognose mehr ein“, sagt der Bauer und lacht. Doch im Moment lasse die Wuchshöhe vom Mais nur Gutes vermuten.

Felder im Hochwassergebiet Fröndenberg

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Das größte Problem derweil: Es gibt in diesem Jahr kaum Backweizen. „Das ist ein Riesenproblem bei den Müllereibetrieben, die kriegen keinen Qualitätsweizen. Der Markt dafür ist leer.“ Es fehle an Qualitäts-, Back- und Brotweizen, was auch die Preise für die heimischen Produkte in die Höhe schießen lässt. Neben der fehlenden Sonneneinstrahlung in diesem vom Regen geprägten Jahr liege das aber auch an der Reglementierung in puncto Düngung. „Die ist eingeschränkt worden, dem Qualitätsweizen fehlt dann letzten Endes der Stickstoff“, erklärt Heinz Scheffer. Üblicherweise gebe es Ende Juli immer eine sogenannte Ehrengabe, was die Stickstoffdüngung angeht. Doch diese sei diesmal „hintenrüber gefallen“. Und so leidet die Qualität für Brot- und Backweizen.

Das Hochwasser indes habe kaum Auswirkungen auf die Ernte. „Wir haben ja auch Flächen, die in Fröndenberg liegen“, berichtet der Mendener Bauer und erinnert das Hochwasser Anfang Juli in der Ruhrstadt. In Folge dessen seien die Kartoffelfelder zu Schaden gekommen, was auch Ertragseinbußen mit sich zog. „Sonst gab es aber nirgendwo Schäden.“ Insgesamt ist es für Bauer Heinz Scheffer eine enttäuschende Ernte. „Wir haben ja auch schon extrem trockene Jahre gehabt, da war es dann auch schlecht. Aber dass die Prognosen erst so gut waren und es dann so in die Hose geht, das habe ich einfach noch nie erlebt.“

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