Ostsümmern. Auf den Feldern von Landwirt Ferdinand Müller stehen Hochspannungsmasten, die schon vor 20 Jahren ausgetauscht werden sollten.
Landwirt Ferdinand Müller in Ostsümmern ist in Sorge um die Hochspannungsmasten auf seinen Feldern. Denn die stählernen Träger der 110-Kilovolt-Leitungen wirken nicht nur auf ihn nach Jahrzehnten mächtig durchgerostet. „Schon vor ungefähr 20 Jahren hatte mir der damalige Netzbetreiber RWE geschrieben, dass die Masten ausgetauscht werden müssten, auch weil stärkere Leitungen notwendig seien“, berichtet Müller. Als Landwirt sollte er damals dafür sorgen, dass rund um den Masten störungsfrei gearbeitet werden konnte, erinnert er sich. Tatsächlich habe dann auch ein von RWE beauftragter Trupp auf seinen Feldern gearbeitet. Unter anderem seien dort auch Probebohrungen erfolgt, wegen der geplanten neuen Fundamente, wie es damals hieß. Und dann folgte – „gar nichts mehr“, sagt Müller.
Seit der Katastrophe in Münster gibt es die Angst vor einknickenden Masten
Bis heute stehen diese alten Masten im Grünen und tragen die Hochspannungsleitungen. Tatsächlich wirken die Stahlriesen bei näherem Hinsehen in Bodennähe dermaßen korrodiert, als würde schon ein kräftiger Tritt ausreichen, um sie zu Fall zu bringen. Ferdinand Müller denkt dabei vor allem an den Winter – erst recht, seit Eislasten an den Leitungen im Münsterland im Jahr 2005 reihenweise Masten einbrechen ließ. Damals hatten starker Wind und nasser Schnee im münsterländer Advent zum Vereisen von Stromleitungen mit einer manchmal mehrere Zentimeter dicken Eisschicht geführt. Der Sturm sorgte dann dafür, dass die schwer gewordenen Leitungen aufschaukelten und die großen Stahlkonstruktionen schließlich reihenweise abknickten wie Strohhalme. Die Folgen waren massive und anhaltende Stromausfälle bis in die Niederlande hinein.
Betreiber versichert: Von den alten Masten geht keine Gefahr aus
Heute ist indes nicht mehr RWE der Betreiber des Netzes, sondern die Westnetz GmbH mit Hauptsitz in Dortmund. In einer ersten Stellungnahme zu den marode aussehenden 110kV-Freileitungsmasten in Ostsümmern erklärte Westnetz-Sprecherin Julia Snelinski: .„Alle von Westnetz betriebenen Masten werden in festgelegten Intervallen kontrolliert und geprüft. Bei diesen turnusmäßigen Überprüfungen wird die Standsicherheit und das Material der einzelnen Masten durch ausgebildetes Fachpersonal kontrolliert.“ Durch diese Prüfung stelle man als Netzbetreiber die Stromversorgung sicher: „Und wir können gewährleisten, dass von den Masten keine Gefahr ausgeht.“
Westnetz heute der größte Verteilnetzbetreiber in Deutschland
Ob die betagten Masten ausgetauscht oder zum Beispiel durch Erdleitungen ersetzt werden sollen, konnte die Sprecherin am Mittwochnachmittag noch nicht in Erfahrung bringen. Sie sagte aber eine rasche Antwort auch auf diese Frage zu. Die Westnetz GmbH zählt 5100 Beschäftigte und versorgt auf einer Fläche von 50.000 Quadratkilometern etwa 7,5 Millionen Menschen mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme. Damit ist Westnetz, 2013 gegründet und heute Teil des Energieriesen EON, der größte Verteilnetzbetreiber in Deutschland.