Ingrid Ketzscher vertritt Menden im Klimabündnis. Sie möchte erreichen, dass Bäume zukünftig nach dem Schwammstadt-Prinzip gepflanzt werden.

MendenHitzesommer, Trockenheit und andererseits Starkregen – extreme Wetterphänomene treten immer häufiger auf und treffen die Städte besonders hart. Schmerzlich mussten dies auch viele Menschen in Menden zum wiederholten Mal erfahren. „Wir haben dringenden Handlungsbedarf für städtebauliche Maßnahmen, die sowohl Überschwemmungen als auch Trockenheit und Hitze abmildern können“, sagt Ingrid Ketzscher, Vertreterin der Stadt Menden im Internationalen Klimabündnis. Sie möchte erreichen, dass Menden von anderen Städten lernt und sich zur „Schwammstadt“ wandelt.

Mit dem Wandel zur „Schwammstadt“ sind regulierende Stadtentwicklungen gemeint, wie Dach- und Fassadenbegrünungen, mehr klimaregulierende Grün- und Wasserretentionsflächen, weniger Versiegelungen und ein Stadtbaum- und Alleenkonzept, erklärt Ketzscher.

Bäume in der Stadt stärken, damit sie wie Klimaanlagen wirken können

Die Mendener Klimabündnis-Vertreterin stellt eine konkrete Schwammstadtmaßnahme heraus: „Wir können die Wohn- und Lebensgesundheit in unserer Stadt stärken, indem wir unsere Bäume in der Stadt stärken, damit sie ihr Potenzial entfalten können: Denn Bäume können das Klima durch Beschattung und Verdunstung lokal puffern und den Wasserabfluss bei Starkregen dämpfen.“

Baumpflanzungen

Ingrid Ketzscher schlägt vor, das Prinzip der Baumpflanzungen nach dem Schwammstadt-Prinzip auf allen Plätzen und in allen Straßen in Menden anzuwenden, die zur Zeit neu geplant werden. Sie nennt den Rathausvorplatz, Schulhöfe, Kitagelände, Gewerbegebiete und Straßen.

Warum ist es notwendig, Bäume in der Stadt zu stärken? Die Stadtbäume haben wenig Platz für Wurzeln und Krone, stehen auf verdichteten Böden, müssen Streusalz im Winter standhalten, filtern verschmutzte Luft und können in den Kanal abgeleitetes Niederschlagswasser nicht nutzen, führt Ingrid Ketzscher aus. Steigende Temperaturen, lange Trockenphasen und Hitzewellen stressten die Bäume zusätzlich. Damit einhergehend steige die Bedeutung der Bäume als lebende Klimaanlagen, die ihre Umgebung kühl halten und Regenwasser speichern. Ingrid Ketzscher: „Damit Bäume dieser Funktion auch in Zukunft gerecht werden können, benötigen sie bessere Lebensbedingungen, allen voran mehr Wurzelraum.“ +++ „Geschick und Glück“: Emscher-Deiche hielten der Flut stand +++

Substrat funktioniert wie Schwamm

Eine Lösung bieten aus Sicht der Klimabündnis-Vertreterin Baumpflanzungen und Alleen nach dem Schwammstadt-Prinzip. Das Konzept sehe vor, dem Baum unterhalb der befestigten Oberfläche in miteinander verbundenen Schotterkörpern mehr Raum zu geben. „Und das heißt, den Boden aufzulockern statt zu verdichten, aber dennoch genügend Stabilität für Straßen und Gehwege zu bieten“, erklärt Ketzscher. Das Substrat unter der Oberfläche funktioniere wie ein Schwamm. Splitt, vermischt mit Kompost und anderen Substanzen, biete den Wurzeln genügend lockeren Untergrund, um sich darin auszubreiten. Gleichzeitig könne das Substrat in den kleinen Hohlräumen Wasser speichern, das dem Baum dadurch zur Verfügung steht und langsamer an die Umgebung und die Kanalisation abgegeben wird. Somit leiste das System einen Beitrag, um den Wasserabfluss bei Starkregen zu dämpfen. +++ Gladbecker Modellquartier für klimabewusste Stadterneuerung +++

Die Bäume wachsen schneller, sind gesünder und spenden dadurch der Umgebung Schatten. An heißen Tagen verdunstet Wasser aus dem Laub und dem Substrat und hilft so, die Stadt zu kühlen.