Menden. Die Stadt Menden sucht einen neuen Ersten Beigeordneten. Headhunter sind dabei, den Neuen fürs Team anderswo abzuwerben –eine Premiere in Menden.

Bürgermeister Roland Schröder (parteilos) muss aktuell im Mendener Rathaus ohne einen hauptamtlichen Vertreter auskommen. Seit Anfang April ist mit dem #Weggang von Sebastian Arlt nach Hagen die Stelle des Ersten Beigeordneten unbesetzt. Zum ersten Mal überhaupt soll jetzt eine Headhunter-Agentur nach Spitzenpersonal fürs Rathaus suchen.

Stadt will maximal drei Bewerber zu Gesicht bekommen

„Die Agentur ist beauftragt, einen geeigneten Bewerber zu ermitteln und Vorschläge zu machen“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Man sei ziemlich gespannt, was am Ende dabei herauskomme. Der Auftrag an die Agentur sei klar definiert. Die Politik solle maximal drei Bewerber zu Gesicht bekommen. Es könne sogar sein, dass das Büro nur einen Kandidaten als den idealen Bewerber präsentiert.

Dahinter stecke eine umfangreiche Arbeit, sagt Edmund Mastiaux, Eigentümer der Agentur „ZFM“ aus Bonn. Das „Zentrum für Management- und Personalberatung“ hat sich seit 1998 auf den öffentlichen Sektor spezialisiert und nun erstmals einen Auftrag aus Menden bekommen. Mit den aktuell geschalteten Anzeigen alleine sei es nicht getan: „Wir sprechen in der Regel 80 bis 120 Personen an“, sagt Mastiaux. +++ Auch interessant: So baut Bürgermeister Roland Schröder die Stadtverwaltung in Menden um +++

Neuer Beigeordneter darf höchstens 56 Jahre alt sein

Sebastian Arlt (Archivfoto) verließ Menden. Er ist neuer Feuerwehr-Dezernent in Hagen.
Sebastian Arlt (Archivfoto) verließ Menden. Er ist neuer Feuerwehr-Dezernent in Hagen. © Westfalenpost | Arne Poll

Das könnten Menschen sein, die in ähnlichen Funktionen arbeiten, erklärt der Diplom-Kaufmann. Manchmal sei auch jemand bei einem Fachvortrag aufgefallen. Wegen des Maximalalters von 56 Jahren für städtische Wahlbeamte falle aber auch der eine oder andere Interessent oder die Interessentin schnell auch aus formalen Gründen heraus.

Wer aber die formalen Kriterien erfülle, werde in jedem Fall zum Gespräch eingeladen. Das seien eineinhalb bis zwei Stunden pro Gespräch, dazu noch ein Selbstbefragungsbogen für den Bewerber. „Man muss sich immer fragen: Welcher Typus passt am ehesten ins Umfeld der Kommune“, sagt Mastiaux.

Bewerber kann zwischen politische Fronten geraten

Am Ende sei man dann so weit, dass man der Politik Kandidaten vorschlagen könne. Mastiaux betont, dass die Entscheidung dann immer bei der Politik liege. Das sei letztlich auch ein Unsicherheitsfaktor. Denn je nachdem, wie harmonisch es im jeweiligen Stadtparlament zugeht, kann ein formal perfekter Bewerber auch schnell mal in zwischen politische Fronten geraten. Kommt es auch mal vor, dass die Agentur gar niemanden findet? „Das darf eigentlich nicht passieren“, sagt Mastiaux.

Wer wird denn nun der neue Sebastian Arlt in Menden? Edmund Mastiaux schweigt wie ein Grab. Auch das sei ein Vorteil dieses Verfahrens, betont er. Wer sich in dieser Funktion in einer Gemeinde wegbewirbt, gilt in seiner früheren Funktion schnell als „Lame Duck“ („Lahme Ente“), falls die Bewerbung scheitert. Deshalb sinkt die Zahl aktiver Bewerbungen.

Beigeordnetenstelle – gut bezahlt, aber trotzdem unattraktiv?

Und tatsächlich: Während für gewöhnlich erste Namen von Bewerbern auch mal durchsickern, sollen dieses Mal mögliche Bewerbungen selbst im Rathaus nicht bekannt sein. „Ich kenne keinen Bewerber und ich halte mich auch komplett heraus“, betont Bürgermeister Roland Schröder.

Die Beigeordneten-Stelle in Menden gilt als eher unattraktiv, weil Bedingung eine Ausbildung zum Volljuristen ist. Gleichzeitig ist die Stelle mit der Besoldungsgruppe B2 (ca. 8000 Euro monatlich) bezahlt. Für einen guten Juristen gilt das als wenig. Stellen in der Wirtschaft sind teils deutlich höher vergütet.

Die Agentur ZFM ist aktuell in der Region selbst gut im Geschäft. Sie lockte unter anderem Sebastian Arlt nach Hagen. Da läge der Verdacht nahe, dass vom Personalkarussell mit Abwerbungen und Abwerbeversuchen vor allem der Vermittler profitiert. Edmund Mastiaux dementiert. Man werbe bei eigenen Kunden nicht ab. „Das ist nicht unser Geschäftsmodell.“