Menden. SPD sicher: Millionenschwere Gebäudeschäden wären auch im Überschwemmungsgebiet zu versichern gewesen. Stadt fragt jetzt die Gesellschaft.

Hätte die Stadt Menden ihre Gebäude an der Hönne doch gegen Elementarschäden versichern können? Diese kritische Frage nach dem Hochwasser mit Schäden in Höhe von geschätzten 2,5 Millionen Euro für die Kommune stellt jetzt die SPD an Bürgermeister Roland Schröder. Die Stadtverwaltung will die Frage jetzt an ihren Versicherer weiterleiten, erklärte Pressesprecher Johannes Ehrlich nach Rücksprache mit dem Immobilienservice der Stadt.

SPD stellte schon vor sieben Jahren Antrag auf Ausschreibung

Der Mendener SPD-Ortsvereinsvorsitzende Mirko Kruschinski, der selbst eine Agentur betreibt, dessen Gesellschaft Versicherungen dieser Art aber nicht anbietet, hatte bereits vor sieben Jahren die Frage nach dem Versicherungsschutz der Stadt gestellt und eine Ausschreibung der Leistungen angeregt. Obwohl dem Antrag damals stattgegeben wurde, gab es nie eine Antwort, erklärt Kruschinski auf Nachfrage der WP.

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Hönne-Gymnasium samt Sporthalle, VHS und Musikschule schwer getroffen

Wie berichtet, könnte die Schadenshöhe für öffentliche Gebäude in Menden bis auf 2,5 Millionen Euro klettern. Als besonders betroffen vom Hochwasser gelten das Hönne-Gymnasium samt Sporthalle, die VHS und die Musikschule. Die drei Gebäude sind wegen ihrer Lage im Überschwemmungsgebiet der Hönne nicht elementarversichert – und das, so verlautete es in ersten Stellungnahmen der Stadt, sei auch nicht möglich gewesen.

Zone 3 ist versicherbar – und genau da liegen die städtischen Gebäude

Flutschäden: WP hilft mit „Mendener in Not“

Nach dem verheerenden Hochwasser sind besonders Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in prekären finanziellen Verhältnissen leben, von den Folgen unmittelbar betroffen. „Für diese Menschen sind wir da“, verspricht Veronika Czerwisnki, die stellvertretende Vorsitzende der großen Hilfsaktion „Mendener in Not“, erneut rasche und unbürokratische Hilfe. Maria-Cristina Gummert, direkte Ansprechpartnerin in Mendens großem Hilfeverein, weiß von vielen Schicksalen und ist telefonisch zu erreichen unter 02373/390095. Gleichzeitig ist bei SKFM in Menden die Telefonnummer 02373/928710 geschaltet, über die sich Betroffene melden können

„Mendener in Not“, vor 25 Jahren durch die Westfalenpost-Redaktion gegründet, lindert als gemeinnütziger Verein seither unbürokratisch und diskret akute Not in der Hönnestadt. „Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die uns seit Jahren finanziell unterstützen. Gemeinsam lassen wir auch angesichts der Flut die Bedürftigen unserer Stadt nicht im Stich“, versichert der Vorstand um Klaus Ullrich und Veronika Czerwinski.

Die WP kooperiert mit „Mendener in Not“ unter dem Motto „WP hilft“. Spenden an „Mendener in Not“ unter dem Verwendungszweck „WP hilft“ kommen ausschließlich den Hochwasseropfern in Menden zugute. Die Kontonummern für Spenden lauten: Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer Menden: IBAN DE54 4455 1210 1800 0728 68; Märkische Bank: IBAN DE14 4506 0009 0108 8550 00; Mendener Bank: IBAN DE42 4476 1312 0000 0060 60.

Doch genau das bezweifelt Mirko Kruschinski. Wie die WP bereits im Interview mit dem Mendener Versicherungsmakler Ertan Topal beschrieben hatte, gibt es für Überschwemmungsgebiete vier Versicherungs-Zonen, kurz ZÜRS. Die vierte ist die gefährdetste und gilt als zu risikoreich, um versichert zu werden. „Die städtischen Gebäude lagen zuletzt aber alle in Zone 3“, erläutert Kruschinski. Sie alle wären folglich versicherbar gewesen, und damit müssten die Schäden jetzt nicht aus Steuermitteln beglichen werden. Da die Zonen nicht in Stein gemeißelt sind, sondern im Laufe der Jahre auch umbewertet werden, könne es durchaus sein, dass etwa das Hönne-Gymnasium nach dem Hochwasser von 2007 nicht versicherbar war, einige Jahre später aber schon. „Dann wäre es die Pflicht des Versicherers, die Stadt sofort darauf hinzuweisen“, will Kruschinski hier Einsicht in die Beratungsprotokolle nehmen.

Falsche Einschätzung im Rathaus oder Beratungsfehler des Stadt-Versicherers?

Es blieben zwei Möglichkeiten: Entweder habe der Versicherer auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, sei aber abgeblitzt. Dann will Kruschinski wissen, wer dazu im Rathaus Nein gesagt hat. Zweite Möglichkeit: Die Stadt ist gar nicht auf die Möglichkeit einer Elementarversicherung hingewiesen worden. Dann läge ein Beratungsfehler seitens des Versicherers vor, und es wäre zumindest zu prüfen, ob man die Gesellschaft dafür in Regress nehmen könnte.

SPD will im Zweifel auch die städtischen Rechnungsprüfer einschalten

Mirko Kruschinski erklärt in seiner Anfrage, dass es sich um einen „immensen Schaden handelt, der durch den passenden Versicherungsschutz abwendbar gewesen wäre“. Die SPD behalte sich daher auch einen Auftrag an das Rechnungsprüfungsamt der Stadt vor.