Fröndenberg. In Fröndenberg rauscht nach dem Unwetter schon wieder Wasser in die Keller. Anwohner verzweifeln und kämpfen selbst gegen verstopfte Gullys.
In der Not hilft nur noch der beherzte Griff in den Gully. Hans Kubis lässt seinen kompletten Arm in der braunen Brühe verschwinden. Er stemmt sich mitten im Unwetter mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wassermassen und zieht den Fangkorb aus dem Kanal. Endlich frei! Als hätte er der Flut den Stöpsel gezogen. Es ist Rettung in letzter Minute, nachdem das Wasser schon wieder in die Keller an der Graf-Adolf-Straße läuft. Das neue Unwetter am Donnerstagabend setzt Fröndenberg erneut unter Wasser. Anwohner verzweifeln. Wann hört das nur endlich auf?
Binnen weniger Minuten steigt das Wasser rasant an. Als gegen 18.30 Uhr der Gewitterregen niederprasselt, geht es blitzschnell. Der Pegel auf der Fahrbahn steigt von Minute zu Minute, Zentimeter für Zentimeter. Das Problem: Nach dem Unwetter vom Sonntag haben Schlamm und Unrat die Abflüsse verstopft. Sie wurden längst gereinigt. Aber das bringt nichts, weil jeder Regenschauer wieder neuen Lehm anschwemmt. +++ Lesen Sie auch: Sperrmüll-Aktion wird dreist missbraucht +++
Wasser schwappt über die Bordsteine in den Keller
An der Graf-Adolf-Straße machen die Nachbarn Meldung untereinander. Vorne ist das Wasser schon wieder über die Bordsteinkante in den Keller gelaufen. Weiter hinten ist es gerade so noch trocken. „Wir wollten nächste Woche in den Urlaub fahren. Ich kann doch nicht fahren, wenn das jetzt immer wieder passiert“, sagt eine Anwohnerin. Es gibt hier fast kein Haus, das am Wochenende nicht schwer vom Unwetter getroffen wurde.
In Haus Nummer fünf ist die Wasserkante noch deutlich zu sehen. Kniehoch stand es hier am Sonntag. Jetzt rauschen die Lüfter der Trocknungsgeräte. Und die Einrichtung der Kellerbar liegt in matschigen Trümmern auf dem Bürgersteig zur Abholung durch die Müllabfuhr. Das Wasser war von überall hineingeschossen.
Einsätze im Fröndenberger Westen dauern bis tief in die Nacht
Hans Kubis und Nachbar Andreas Röck haben Donnerstagabend durch das Eingreifen auf der Straße Schlimmeres verhindert. „Die Stadt muss wegen der Gullys was tun“, sagt Andreas Röck. Das Unwetter macht was mit den Menschen. Neben dem Wasser ist auch die Stimmung im Keller. Nach drei Tagen pausenlos Aufräumen war gerade so etwas wie eine kleine Erleichterung eingekehrt. Und jetzt zeigt das neue Unwetter, dass schon durchschnittlich heftige Schauer erneut für eine Katastrophe sorgen können. +++ Rentner nächtigen bei Hunden im Zelt +++
Die Auswirkungen sind am Donnerstagabend im Fröndenberger Westen, der am Sonntag nicht so hart getroffen wurde, umso heftiger. Die Feuerwehr muss zu 25 Einsätzen ausrücken, ist wieder bis in die Nacht im Dauereinsatz. In Altendorf saufen Autos ab. Wasser schießt in Keller und Wohnstuben. Eine der Hauptaufgaben für die Feuerwehr ist: „Gullyeinsätze ziehen“, damit das Wasser abläuft. Die Fangkörbe stehen jetzt am Straßenrand.
Gully-Einsätze können nicht dauerhaft entfernt bleiben
Die dauerhafte Lösung ist das allerdings noch lange nicht. Die Einsätze können nicht draußen bleiben: „Das ist eine sehr gute Sofortmaßnahme“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Linnenkamp. Die Stadtwerke seien aber dabei, die Körbe schnellstmöglich zu reinigen und wieder einzusetzen. Denn die Einsätze müssen weiter ihren Zweck erfüllen und die Kanalisation schützen. Nicht auszudenken, wenn der Schlamm die Rohre verstopft.
Unwetter mit schweren Überflutungen in Fröndenberg
Und Lehm und Schotter liegt wieder reichlich auf den Straßen. „Überall, wo die Straßen verschmutzt waren, sind die Stadtwerke dran und säubern, wo es möglich ist“, sagt Linnenkamp. Vor weiteren Unwettern könne man nur vorbeugen, indem man Abflüsse freihält. Sie danke der Feuerwehr und zeige Mitgefühl mit den Flutopfern vom Donnerstag: „Wir sind dennoch sehr froh, dass es nicht dieses Ausmaß erreicht hat, mit dem wir am Sonntag konfrontiert waren.“