Menden. Julius Lachmann ist Schülersprecher am Mendener Gymnasium an der Hönne. Die Corona-Krise belastet auch Schülerinnen und Schüler.
Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Lockdowns hatten auch enorme Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler. Immer wieder mussten sie zwischen Home-Schooling, Wechsel- und Präsenzunterricht switchen. Neben den digitalen Herausforderungen und dem ganz anderen Lernen, worauf kaum jemand perfekt vorbereitet war, führte die Pandemie auch zu einer enormen psychischen Belastung bei den Schülerinnen und Schülern. Julius Lachmann, Schülersprecher am städtischen Gymnasium an der Hönne, erzählt von den Problemen, mit denen man als Schüler zu kämpfen hat und von den Erfahrungen, die er selbst während der Krise gemacht hat.
Julius, wie enorm war die psychische Belastung bei Schülern und auch bei dir selbst während der Corona-Zeit?
Also, bei mir persönlich ist es so, dass ich aus einem Haushalt komme, in dem ich von meiner Familie in dieser Zeit unterstützt wurde. Als Schülervertretung haben wir im Lockdown auch eine Umfrage durchgeführt. Da haben wir leider feststellen müssen, dass es durchaus Probleme bei einigen Schülerinnen und Schülern gab. Viele waren zuhause mit den Lerninhalten überfordert und natürlich fehlen einem auch die Freunde. Irgendwann möchte man ja auch mal jemand anderen sehen als nur die eigene Familie.
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Darüber wird ja relativ wenig gesprochen. Warum ist das so?
Häufig geht es leider lediglich nur um Leistung, die durch die Krise und das andere Lernen in dieser Zeit für einige schwieriger zu erbringen ist. Schule geht nicht ohne Benotung und Leistung, das ist uns allen klar. Aber der Punkt ist, dass nicht jeder Unterstützung bekommt, wodurch es schwierig ist, die gewünschten Leistungen zu erbringen. Wir versuchen zum Beispiel, durch die Schulsozialarbeit Schülerinnen und Schülern Unterstützung anzubieten. Leistung ist wichtig, aber es darf nicht das Wichtigste sein.
Wie fühlst du dich denn selbst in der aktuellen Situation?
Ich denke, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass sich niemand damit wohlfühlt. Ich bekomme beispielsweise Unterstützung durch meine Eltern. Jedoch ist dies nicht bei jeder Schülerin beziehungsweise Schüler so. Da gibt es auch viele Probleme bei Mitschülern. Beispielsweise, wenn niemand zuhause deutsch spricht, dann ist es natürlich ein ganz anderes Lernen, bei dem es wiederum ganz andere Probleme gibt als bei mir. Die Schere geht da immer weiter auseinander. Die Guten halten ihre Leistungen, aber die Schwächeren fallen weiter ab. Durch Freunde bekommt man Ansporn und Motivation. In der Schule hat man Schülerinnen und Schüler, mit denen man sich versteht und mit denen man sich austauschen kann. Das Problem ist aber, dass, wenn man nur zuhause vor dem Computer sitzt, ist das natürlich ganz anders. Das merke ich auch persönlich und ich glaube, dass es vielen so geht.
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Gibt es Beispielsituationen oder Momente, die einem aus der vergangenen Schulzeit in solch einer schwierigen Zeit in Erinnerungen geblieben sind?
Als die Schulen wieder geöffnet haben und direkt wieder Klausuren geschrieben wurden. Da ist jeder an seine Belastungsgrenze gekommen, da es dann wieder hauptsächlich um das Leistungsprinzip ging.
Unterstützen sich die Schülerinnen und Schüler denn gegenseitig? Ist ein Zusammenhalt spürbar?
Es ist ein ganz anderer Zusammenhalt, wenn man sich jeden Tag sieht und mehrere Stunden miteinander verbringt. Natürlich ist es anders, wenn man sich so lange nicht gesehen hat.
Was wünscht du dir als Schülersprecher von der Politik und der Allgemeinheit?
Ohne Leistung kann Schule nicht funktionieren, aber in einer Schule sollte man auch lernen, zu leben, und nicht nur zu lernen. Man muss auch bereit sein, gegen eine soziale Verarmung etwas zu unternehmen. Alle müssen erkennen, dass es eine ganz andere Situation ist. Die Ferienangebote sollten nicht nur zum Lernen genutzt werden, sondern auch dafür, um etwas zu erleben.
Und was hältst du von Schulpsychologen?
Wir haben bei uns eine Schulsozialarbeiterin, die ähnliche Arbeit anbietet. Bei der man einfach einen Ansprechpartner hat. Ich finde das wichtig. Allerdings muss man aber auch Eigeninitiative ergreifen und das Angebot wahrnehmen. Mit ihr hat man jemanden, der zuhört, wenn man Probleme hat.
Ich glaube, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass man sich da gar keine Gedanken drüber macht. Aber die Schule gibt sich da wirklich Mühe. Wenn es dazu kommen sollte, was wir alle nicht hoffen, glauben ich und viele andere auch, sind wir darauf, durch die Vergangenheit, besser vorbereitet. Ich denke, es wäre deutlich einfacher, als vergangenes Jahr zu Beginn der Pandemie. Klar, ist das in unseren Köpfen und wir denken drüber nach, aber wir brauchen einfach Sicherheit und machen uns nicht verrückt. Am Ende haben wir das ja nicht in der Hand, ob die Schule auf oder zu bleibt.
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