Menden. Der Bürgerbus schließt im ÖPNV die Lücken, die die MVG nicht gestopft bekommt. Doch die aktuelle Entwicklung bereitet den Ehrenamtlern Sorgen.

Der Bürgerbus ist – gerade für viele ältere Mendenerinnen und Mendener – eine Möglichkeit, auch im Alter noch selbstständig und mobil zu bleiben. Doch eben jene Fahrgäste bleiben derzeit öfter aus. Im Bürgerbusverein zeigt man sich ob dieser Entwicklung besorgt.

Corona sorgte für Stillstand

Es ist kurz nach 10 Uhr am Vormittag. Die Tour von Klaus Krekeler ist gerade zu ende, als er auf den Hof in der Horlecke rollt. Elf Fahrgäste habe er heute morgen gehabt, berichtet der Mendener, der seit über sieben Jahren quer durch die Hönnestadt fährt. An anderen Tagen, wie sie zuletzt häufiger der Fall war, komme es auch vor, dass der Bürgerbus bis zum Mittag auch nur zwei Fahrgäste zählt – vor allem, wenn das Wetter entsprechend schlecht ist. Der „Wonnemonat“ Mai habe hier nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die Menschen in Menden regelmäßiger vor die Tür gegangen seien, so Fahrer Peter Roigk.

+++ Bürgerbus Menden wirbt mit blauen Taschen für den Verein +++

Es ist eine Entwicklung, die vor allem dem Vorstand rund um Elisabeth Dehen und Fahrdienstleisterin Anne Booms Sorgen bereitet. Zu Beginn der Corona-Pandemie, im März 2020, hat der Bürgerbusverein den Betrieb für drei Monate zunächst gänzlich eingestellt. Zwar sehr zum Bedauern des Vorstandes, aber gleichzeitig aus Sorge um die Gesundheit der Fahrgäste. Inzwischen, sagt Elisabeth Dehen, habe man aber in allen Gesellschaftsschichten gelernt, „mit dem Virus zu leben“.

Kleine Gesten der Anerkennung

Seit einigen Tagen gibt es für das Team des Bürgerbusses aber wieder etwas mehr zu tun. Denn mit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts im Märkischen Kreis kann der Bürgerbus auch die Schüler-Touren in den Morgenstunden wieder mit anbieten. Diese sind – Stand jetzt – ausgebucht und spülen zudem endlich wieder Geld in die Kassen.

Elisabeth Dehen, 2. Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins Menden.
Elisabeth Dehen, 2. Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins Menden. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Finanziell lebt der Verein zwar nicht auf der Überholspur, in Corona-Zeiten sind die Reserven dennoch geschmolzen. Denn ohne Schüler-Touren und spürbar weniger Fahrgästen im Allgemeinen haben die Einnahmen selten gereicht, um überhaupt den Tank zu füllen. Doch trotz Pandemie und aller Widrigkeiten betont Elisabeth Dehen: „Solange wir Fahrgäste haben, fahren wir auch.“ Diese Notwendigkeit ergebe sich schon alleine aus dem Auftrag der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG). Bürgerbusse kommen überall dort zum Einsatz, wo der klassische ÖPNV sonst kaum möglich ist.

Hauptstrecke von Bösperde oder der Platte Heide zum St.-Vincenz-Krankenhaus

Dabei ist der Bürgerbus nicht nur für die Fahrgäste ein wichtiger Bestandteil, um im Alter noch aktiv zu sein. „Für mich ist es eine Struktur, ich habe so eine Beschäftigung“, sagt Fahrer Klaus Krekeler. Während der Touren komme er oft mit den Fahrgästen ins Gespräch. Tenor: Auch sie schätzen die Arbeit des Vereins, wissen aber nicht immer genau über Fahrpläne und Touren Bescheid.

Dabei ist eine der Hauptstrecken, betont Tourenplanerin Anne Booms, der Weg von Bösperde oder der Platte Heide hinauf zum St.-Vincenz-Krankenhaus. Eine Strecke, die nicht zuletzt seit dem Beginn der Bauarbeiten an der Bittfahrt, mitunter auch für Fußgänger beschwerlich sein kann. Rund um das Krankenhaus glichen die Straßen nämlich einer „Rumpelstrecke“, wie Fahrer Peter Roigk berichtet. Kleine Gesten, etwa Bürgerbus-Kekse von Schülern zu Weihnachten, nehmen die Ehrenamtler daher gerne an und zeigen, dass ihr Angebot auch in Krisenzeiten noch immer eine Berechtigung habe.