Menden. Nach dem WP-Bericht über die Zunahme des Taubenbestands in Menden kochen die Emotionen zwischen den Seiten hoch. Aber es gäbe auch eine Lösung.

Tierschützer fordern ein Taubenhaus für die Mendener Innenstadt, um die stark zunehmende Population tierfreundlich einzudämmen. Viele Anwohner und Passanten sprechen bereits von einer Plage, nachdem der Taubenbestand in der Innenstadt in den vergangenen Jahren geradezu explosionsartig zunahm. Taubenfreunde attackieren die Kritiker ihrerseits.

Tierärztin Sabine Roeb praktiziert in Hemer.
Tierärztin Sabine Roeb praktiziert in Hemer. © IKZ Hemer | Carmen Ahlers

Tierärztin Sabine Roeb bestätigt die Zunahme des Taubenbestands. Sie fordert die Stadt Menden auf, sich des Problems anzunehmen. Eine Lösung wäre aus ihrer Sicht ein Taubenhaus: „Die Stadt Hagen hat bereits mehrere Taubenschläge eingerichtet, wo den Tauben Nistmöglichkeitenangeboten werden. Diese werden gerne von den in Gesellschaft brütenden Vögeln angenommen“, erklärt die Veterinärmedizinerin, die eine Praxis in Hemer betreibt.

Taubenhaus: Eier können gegen Gipseier ausgetauscht werden

Im Taubenhaus könne man gezielt die Vermehrung eindämmen, sagt Roeb. „Dort können die Eier gegen Gipseier ausgetauscht werden. Die Tauben sitzen eine Zeit auf den Eiern und beginnen nicht sofort mit einem neuen Gelege, wie sie es bei Verlust der Eier tun würden. Dadurch kommt es zur Verringerung der Taubenzahl durch natürliche Todesursachen.“

Auch Udo Möller von der Mendener Tierhilfe unterstützt die Idee. „Es gibt bereits gute Erfahrungen in Iserlohn.“ Die Tierhilfe könne sich in der Pflege eines solchen Hauses engagieren. Auch Michael Siethoff, der Landesvorsitzende der Tierschutzpartei, fordert städtische Taubenhäuser: „Den Stadttauben werden Taubenschläge angeboten, sie werden kontrolliert und artgerecht gefüttert, die Eiersuche wird nicht zur Ostereiersuche, so dass man in den Gelegen die Eier mit Gipsattrappen austauschen kann.“

Viele WP-Leser ärgern sich über verbotene Fütterungen

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In der Redaktion meldeten sich nach der Berichterstattung zahlreiche Leser, die sich über verbotene Fütterungen auf dem Parkplatz am Nordwall und im Bereich der Hönne ärgern. „Ich bin kein Gegner von Tauben, aber diese explosionsartige Vermehrung, wie Sie es nennen, gefällt mir nicht, und der damit verbundenen Taubendreck auch nicht“, schreibt eine Leserin aus dem Bereich des Schlachthof-Parkplatzes.

Auch andere Leser aus dem Bereich beschweren sich. Das offen ausgestreute Futter habe sogar bereits Ratten angelockt. Eine Anwohnerin spricht sogar schon von Wildschweinen, die im Bereich der Autowerkstatt gesehen worden sein sollen. Rückblick: Funken sprühen an Taubenabwehr.

Tierschützer: Fütterungsverbot verschlimmert die Situation noch

Michael Siethoff von der Tierschutzpartei will Tauben gezielt füttern dürfen.
Michael Siethoff von der Tierschutzpartei will Tauben gezielt füttern dürfen. © IKZ | IKZ

Tierschützer verteidigen die Fütterungen vehement und halten das Fütterungsverbot für ein Unding. Michael Siethoff sagt: „Diese Tiere sind verwilderte Haustiere, die auf die Fürsorge des Menschen angewiesen sind.“ In den Innenstädten gebe es „kein artgerechtes Futter, sie müssen vom Abfall der Menschen leben“. Der Tier-Lobbyist weiter: „Das schwächt ihr Immunsystem, Krankheiten werden nicht versorgt - anders als in einem Taubenschlag. Der Lockdown hat die Situation der Tiere massiv verschlimmert, da weniger Essensreste anfallen. Das Fütterungsverbot tut ein Übriges, um Leid zu verursachen.“

Auch Tierärztin Roeb sieht keine Lösung im Nicht-Füttern: „Diese verwilderten Haustiere jetzt verhungern zu lassen, löst das Problem nicht grundsätzlich, da in jeder Reisezeit wieder neue Tauben aus den Schlägen der Taubenzüchter hinzukommen. Durch ihre enorme Fruchtbarkeit werden die Bestände von den neuen und überlebenden Tauben bald wieder aufgestockt.“

Die Stadtverwaltung hatte auf WP-Nachfrage angekündigt, zunächst keine besonderen Maßnahmen ergreifen zu wollen. Es gelte das Fütterungsverbot. Man gehe Hinweisen auf Verstöße entsprechend nach.