Fröndenberg. Der grausame Tod der Engländerin Sarah Everard löste tausende Reaktionen im Netz aus. In Fröndenberg ist man teils genau darüber schockiert.
Nach dem Todesfall einer 33-jährigen Frau in London, die auf dem Heimweg entführt und getötet wurde, rückte das Thema „Gewalt gegen Frauen“ enorm in den Fokus. Noch vor dem Leichenfund der Engländerin sammelten sich zahlreiche Kommentare und Reaktionen unter den Artikeln zu dem Fall. Insbesondere die Stellungnahme mehrer Männer sorgte nicht nur bei vielen jungen Mädchen und Frauen für Fassungslosigkeit. Kommentare wie „Was macht eine Frau so spät abends noch draußen? Selbst schuld“, sorgten für heftige Diskussionen – auch die Fröndenberger Gleichstellungsbeauftragte Birgit Mescher ist entsetzt über solche Reaktionen. „Das entspricht überhaupt nicht dem, was ich sonst von Menschen mitbekomme“, sagt sie.
So sehe sie „eigentlich überall mittlerweile Bewegungen, auch unter jungen Frauen, die sehr selbstbewusst sind und Gleichberechtigung einfordern, mutig sind und sich zu wehren wissen“. Dennoch weiß Mescher auch, dass die verschiedenen Schutzmaßnahmen der Frau eine eigentlich traurige Tatsache sind. „Viele haben das Handy in der Hand, tun so, als würden sie telefonieren, halten ihren Schlüssel fest in der Faust, um sich wehren zu können. Das sind alles Techniken der Selbststärkung und Verteidigung, natürlich ist es traurig, dass das notwendig ist, keine Frage“, sagt Birgit Mescher.
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Angsträume in Fröndenberg
Angst ist in ihren Augen ein sehr subjektives Empfinden. Vor ein paar Jahren, so erzählt Mescher, äußerten viele Fröndenberger, dass der Bahnhof für sie ein Angstraum sei. Daraufhin ist man seitens der Verwaltung durch die Innenstadt gegangen und hat geschaut, wo sich Angsträume befinden, und wie man diese beseitigen kann. Beispiele dafür sind mehr Beleuchtung oder die vergangene komplette Umgestaltung des Bahnhofs.
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Auch, wenn die Gleichstellungsbeauftragte betont, dass in Großstädten wahrscheinlich ein größeres Gefahrenrisiko für Frauen herrscht, ist sie schockiert über die teils verbreiteten Reaktionen der entführten und getöteten 33-jährigen Sarah Everard. „Das entsetzt mich total.“ Um junge Frauen, aber auch Mütter und Töchter, zu stärken, bietet Birgit Mescher seit vielen Jahren Selbstverteidigungsworkshops und -schnupperkurse an. Dort kommen geflüchtete und deutsche Frauen zusammen. „Das wird wirklich super angenommen.“
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Die Engländerin Sarah Everad hat sich am 3. März gegen 21 Uhr von einer Freundin in Südlondon auf den Heimweg gemacht. Doch sie kam nie Zuhause an. Kurze Zeit später wurde ihre Leiche in einem Waldstück gefunden. Die 33-Jährige soll auf ihrem Weg nach Hause entführt und ermordert worden sein. Der Verdächtige, der ein Londoner Polizist ist, sitzt aufgrund von belastenden Beweisen durch Überwachungskameras seit längerer Zeit in Untersuchungshaft.