Menden/Balve. Ab morgen sind die Schulen im MK geschlossen. Landrat Marco Voge erklärt, warum er die zusätzlichen Maßnahmen zur Notbremse jetzt ergreift.

Ab sofort bleiben Schülerinnen und Schüler in Menden, Balve und dem gesamten Märkischen Kreis zuhause – ob Grundschule, Förderschule, Gesamtschule, Realschule oder Gymnasium. Bis zum Beginn der Osterferien in drei Tagen sollen sie im Distanzunterricht weiterlernen, ausgenommen sind nur Abschlussklassen. Die WP will von MK-Landrat Marco Voge (CDU) wissen: Warum geschieht das jetzt noch, wenn doch viele Schulen gerade erst den wöchentlichen Wechsel mit halbierten Klassen praktizieren? Und warum geschah es dann nicht schon eher? War es die Inzidenz über 200, die diese Entscheidung auslöste?

Hoher Anteil von Mutationen und Ansteckungen im privaten Bereich

Marco Voge nennt auf Anfrage der WP stattdessen vor allem zwei Gründe: Zum einen sei der Märkische Kreis stärker von den ansteckenderen Corona-Mutationen betroffen als andere. „Der Anteil der britischen Variante liegt bei uns inzwischen bei 70 Prozent.“ Außerdem haben sich nicht nur die Infektionszahlen binnen einer knappen Woche um 40 Prozent erhöht. „Auch der Anteil der Ansteckungen im privaten Bereich ist von 70 Prozent sogar noch einmal auf 80 angestiegen.“

Bisher getroffene Maßnahmen im MK brechen die Welle nicht

Das bedeute auch, dass die erst Ende letzter Woche getroffenen zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie die Kontaktbeschränkungen im Privatbereich (Treffen von höchstens fünf Menschen aus zwei Haushalten, Maskenpflicht in Fahrgemeinschaften und auf Schulwegen) offensichtlich nicht ausreichten, um diese Ansteckungswelle im Kreis zu brechen. Der Krisenstab im Kreishaus beobachte und bewerte die hochdynamische Entwicklung im MK aber täglich neu, man wolle der Lage angemessen und angepasst reagieren. „Und dabei agieren wir auch nicht im luftleeren Raum, sondern stehen in engem Kontakt zum NRW-Gesundheitsministerium“, berichtet Voge. Bis zur Landratswahl im letzten Herbst hatte er selbst noch für die CDU im Düsseldorfer Landtag gesessen.

Über Schulschließungen schon länger mit Gesundheitsministerium diskutiert

Mit dem Gesundheits-Ministerium diskutiere man seit Tagen die Frage der Schulschließungen. Jetzt seien sie für den MK genehmigt worden, „und das sei aus meiner Sicht auch sinnvoll“, sagt Voge. Denn das Virus könne gerade aus dem stark betroffenen Privatbereich in die Schulen hineingetragen und von dort aus wieder in weiteren Haushalten verbreitet werden. „Das wollen wir unterbrechen.“

Freitesten für den Friseurtermin jetzt an 90 Teststellen kreisweit möglich

Bei den „körpernahen Dienstleistungen“, etwa durch den Friseur, muss ab dem kommenden Samstag im Märkischen Kreis ein tagesaktueller, negativer Schnelltest vorgelegt werden. Oder man führt vor Ort einen Selbsttest durch. Diese Regelung seien vom Kreis wiederum in Absprache mit dem Gesundheitsministerium getroffen worden. Marco Voge: „Wir haben im Märkischen Kreis bisher mehr als 90 Schnellteststellen genehmigt, das ist auch im Vergleich viel.“ Es gebe also hinreichend Möglichkeiten, sich etwa für einen Friseurtermin freitesten zu lassen.

Bei Kita-Besuchen ist nur ein freiwilliger Verzicht möglich

Warum dürfen Eltern von Kindergartenkindern weiterhin selbst entscheiden, ob sie ihr Kind noch in die Kita schicken oder nicht? Diese Freiwilligkeit liegt laut Marco Voge schlicht daran, dass der Kita-Besuch nicht verpflichtend ist, anders als die Schule. Folglich spreche man hier nur Empfehlungen aus.

200er-Inzidenz spielt als Grenzwert keine entscheidende Rolle

Der 200er-Wert zur Inzidenz, der den Märkischen Kreis jetzt schon seit Tagen an der ungeliebten Spitzenposition in ganz NRW hält, habe als Grenzwert bei der Entscheidung für die Maßnahmen keine Rolle gespielt, betont Voge. „Die Zahl 200 ist zwar in einem der Entwürfe zur Bund-Länder-Sitzung vom Montag aufgetaucht, aber sie hat es dann nicht in die Beschlüsse geschafft.“ Doch ob nun knapp unter oder über 200: Selbstverständlich sei die hohe Ansteckungsrate auch ein Auslöser für die jetzt getroffenen zusätzlichen Entscheidungen auf Kreisebene. Schon zuvor hatte Voge mehrfach betont, dass es weniger auf den Inzidenzwert als etwa auf die Kapazitäten bei Intensivbetten in Krankenhäusern ankomme. Hier sei die Lage nicht so dramatisch wie zuletzt berichtet. Und: Trotz der hohen Inzidenz im MK könnten Kontakte im Infektionsfall weiterhin intensiv verfolgt werden.