Menden. Codes fürs Handy sollen so schnell wie möglich in alle Eingänge: Warum die Wirtschaftsförderung das MK-Gesundheitsamt bei Einführung unterstützt.

Bei Bäcker Niehaves an der Bahnhofstraße zeigen Mendens Wirtschaftsförderer Tim Behrendt und Mitarbeiterin Eva Ellert, wie’s geht: Für Mendener Kunden ist es einfach mit dieser neuen Luca-App. Man lädt sie ein Mal aufs Handy und tippt ein, was im letzten Sommer in jeder Kneipe noch mit dem Kuli auf Zettel gekritzelt und zur Rückverfolgung hinterlassen wurde. Also Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail. Danach geht es ganz schnell: Wer heute zum Beispiel die Bäckerei oder die Räume von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing im Ex-Dreispitz betritt – oder künftig wieder die Kneipe –, schaltet nur noch die Kamera ein, hält das Handy im Eingang ans Schildchen mit dem QR-Code und ist registriert. Das geht grundsätzlich auch ohne die App, aber dann ist die Eingabe jedesmal zu wiederholen.

App soll zu wirksamer Waffe gegen die Ausbreitung des Coronavirus werden

Künftig soll das QR-Prozedere zum festen Ritual bei möglichst jedem Einkauf zählen. Die Luca-App soll zum Menden-Bummel gehören wie der Einkaufschip. Das jedenfalls haben sich der Märkische Kreis und die Stadt Menden auf die Fahnen geschrieben, um die Nachverfolgung von Kontakten im Corona-Infektionsfall zu erleichtern. Denn Luca-Daten können vom MK-Gesundheitsamt angezapft werden. Betroffene sind damit sofort erreichbar. Diese App soll eine wirklich wirksame Waffe im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus und die steigende Ansteckungsgefahr sein.

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Darum erfolgte jetzt auch der Aufruf von Mendens Wirtschaftsförderer Tim Behrendt an alle heimischen Unternehmen, es dem eigenen Beispiel nachzutun und ihrerseits die QR-Schildchen aufzuhängen. Die Mendener Werbegemeinschaft zog am Dienstag mit dem Aufruf nach. „Wer als Inhaber oder Geschäftsführer dabei Probleme oder Fragen hat, kann sich sehr gerne an uns wenden. Wir helfen schnell und gratis“, verspricht der Wirtschaftsförderer. Auch die App selbst und das Drumherum seien komplett kostenlos. Wer Fragen hat, kann sich unter der WSG-Rufnummer 92 30 60 in Menden melden.

Rapper Smudo machte die Luca-App populär – jetzt soll sie andere ausstechen

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Und warum ausgerechnet Luca? Was ist so neu daran, was kann Luca, was andere nicht können? Behrendt ist da pragmatisch: „Die Luca-App ist weder superneu noch mit tollen Features ausgestattet. Sie hat aber allen anderen gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Dank Smudo von den Fantastischen Vier, der sie in sämtliche Talkshows getragen hat, ist sie zur bekanntesten App von allen geworden. Und weil die Gesundheitsämter dabei absolut keinen Flickenteppich gebrauchen können, hat man sich dafür entschieden, diese eine App jetzt mit Macht nach vorne zu bringen.“ Denn wenn sich zu wenige die App herunterladen, zu wenige die QR-Schilder in ihren Geschäften oder Unternehmen anbringen, bleibt die Waffe stumpf.

Luca ist dabei zugleich ein Kontaktprotokoll für den öffentlichen Raum: Ähnlich wie die staatliche Corona-App sammelt Luca auch zufällige Begegnungen, an die man sich selbst gar nicht mehr erinnern könnte. „Die gesammelten Daten werden nach einigen Wochen komplett wieder gelöscht“, sagt Behrendt.

Behrendt nimmt die Bevorzugung eines privaten Anbieters in Kauf

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Kritisch kann man einwenden, dass es auch hier wieder um ein Datenschutz-Problem und die einseitige Bevorzugung eines bestimmten privaten Anbieters geht. Beides wird üblicherweise auch von einer Wirtschaftsförderung eher skeptisch gesehen: „Das stimmt, aber es geht hier um die Gesundheit aller“, sagt der ausgebildete Feuerwehrmann Behrendt. Dafür nehme auch er, für den der Wettbewerb ansonsten das Salz in der Suppe ist, die Bevorzugung des Luca-Anbieters in Kauf, „wenn auch mit Bauchschmerzen“. Und ja, es würden massenhaft Daten gesammelt, auch wenn sie kurze Zeit später wieder zu löschen sind. „Aber angesichts der Pandemie muss man hier alle Fünfe gerade sein lassen, finde ich.“