Menden. Wie viel politisch korrekte Sprache darf es sein? Gendersternchen? Männlich, weiblich, divers? So formuliert die Stadt Menden ihre Briefe.

Es war kein Tippfehler in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Da bot jüngst die Stadtverwaltung „bedürftigen Bürger:innen“ Hilfe bei der Fahrt ins Impfzentrum an. Jemand hatte politisch korrekt sein wollen und die weibliche Form per Doppelpunkt mitten im Wort ins Spiel gebracht. So ungewöhnlich die Schreibweise sein mag, so sehr hat sich das Verwaltungsdeutsch in den vergangenen Jahren gewandelt.

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„Der Doppelpunkt war eine Ausnahme“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. „Wir nutzen auch nicht generell das Gendersternchen. Aber wir haben sogar die Pflicht, eine gendergerechte Ansprache zu wählen.“ (Wer selbst über das Wort Gender stolpert: Das ist nichts anderes als das englische Wort für Geschlecht.) In jüngerer Vergangenheit hatten einige öffentlich-rechtliche Medien für Aufmerksamkeit gesorgt, indem sie das Sternchen mitten im Wort sogar mitsprachen, was reichlich holprig klingt.

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Im Verwaltungsdeutsch bei der Stadtverwaltung sieht das noch eher anders aus. „Natürlich sind wir immer drauf bedacht, Bürgerinnen und Kolleginnen zu berücksichtigen“, sagt Johannes Ehrlich. Das sehe in der Regel so aus, dass zusätzlich zur männlichen Form auch die weibliche verwendet werde: „Bürgerinnen und Bürger...“

Ausschreibungen immer mit männlich, weiblich, divers (m/w/d)

Bei Ausschreibungen werde die politische Korrektheit meistens durch die Klammer (m/w/d) verdeutlicht. Das steht für „männlich, weiblich, divers“ und schließt jetzt auch wirklich alle, die sich sprachlich ausgeschlossen fühlen könnten, mit ein. Das alles tut die Stadtverwaltung nicht nur freiwillig, sondern ist per Gleichstellungsgesetz des Landes NRW dazu verpflichtet: „In der internen wie externen dienstlichen Kommunikation ist die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten.“ Im Bürgerbüro kommt es manchmal zu stillen Momenten, wenn nicht ganz klar ist, wer da wirklich Platz genommen hat. Die Lösung ist für Johannes Ehrlich denkbar simpel: „Es schadet nicht, zu fragen, wie jemand angesprochen werden möchte.“

Hier geht’s zum großen Pro & Contra der Redaktion zum Thema:

In der Praxis hatte die sprachliche Korrektheit auch schon kuriose Auswüchse: So fragte vor einigen Jahren im städtischen Schulausschuss mal ein Ratsmitglied, was denn „SuS“ sei. Tatsächlich handelte es sich nicht um ein Überbleibsel der Sowjetunion (wie gemutmaßt wurde), sondern um die Kurzform für „Schülerinnen und Schüler“. Mittlerweile gibt es kaum noch eine politische Vorlage, in der die Langfassung vorkommt. Die Zahl der Nachfragen hat auch deutlich abgenommen.

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