Menden/Fröndenberg. Die Hausärzte in Menden und Fröndenberg stehen parat, um die Bevölkerung gegen Corona zu impfen. Doch Informationen dazu fehlen ihnen bisher
Heimische Hausärzte stehen zum Impfen der Bevölkerung gegen das Coronavirus bereit, zumal ihre Patienten fragen und drängen. Doch die Medizinerinnen und Mediziner erhalten dazu bisher keinerlei offizielle Informationen von höherer Stelle. Und das, obwohl es in den Praxen laut Presseveröffentlichungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung schon in den nächsten sechs bis acht Wochen losgehen soll, auch mit dem Biontech-Impfstoff.
Impfschutz zu verabreichen als „eine der vornehmsten Aufgaben der Medizin“
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Peter Brall, Sprecher der Mendener Hausärzte, hat das gelesen, sagt aber: „Weder die Kassenärztliche Vereinigung noch der Kreis, das Land oder der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagen uns bis heute, wann es wo und mit welchem Impfstoff beginnen könnte.“ Es werde in Menden kaum einen Kollegen oder Kollegin geben, die sich dem Impfen verweigern würde. Denn das sei grundsätzlich eine der vornehmsten Aufgaben der Medizin, erklärt Peter Brall auf WP-Anfrage. Zumal sich viele Ärzte jetzt auch selbst für ihre Schutzimpfungen anmelden könnten. Dies gelte für alle, die Heimbesuche absolvierten oder als Onkologen und Palliativmediziner besonders ansteckungsgefährdet sind. Bisher ist offiziell aber nur ein zweites Impfzentrum für den Märkischen Kreis angekündigt. Wie berichtet, soll neben dem Impfzentrum in Lüdenscheid – das von Menden weit entfernt liegt – jetzt ein Ableger in Iserlohn-Dröschede eingerichtet werden.
Fröndenberger Arzt: Impfung sollte zu den Menschen statt Menschen zur Impfung
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Peter Bralls Fröndenberger Kollege Dr. Walter Blaß hält indes von großen Impfzentren wenig: „Es gibt auch keine Impfzentren für Masern oder Tetanus. Wenn überhaupt, wäre es besser gewesen, in den Städten kleine Impfzentralen einzurichten. In Menden ist das für die Wilhelmshöhe ja auch überlegt worden.“
Impfen beim Hausarzt sogar schon ab April?
Laut übereinstimmenden Medienberichten vom Dienstag sollen Hausärzte sogar von April an impfen dürfen, damit die Immunisierung gegen Covid-19 schneller vonstatten geht
Den dafür nötigen rechtlichen Rahmen, die Vergütung, die Logistik und die Datenmeldung wolle das Bundesgesundheitsministerium demnach in der kommenden Woche vorlegen. Die Impfverordnung soll entsprechend geändert werden.
Unverändert bleiben soll dagegen die Impfreihenfolge.
Jetzt aber müsse es aus seiner Sicht vielmehr darum gehen, die Impfung zu den Menschen zu bringen als Menschen zur Impfung. Damit meint Dr. Blaß nicht nur die Übertragung der Aufgabe auf die Arztpraxen: „Wenn man sich ansieht, wie es der DRK-Blutspendedienst mit Bussen und mobilen Teams für seine Spendetermine macht, dann könnte auch das ein Vorbild sein.“
Für die Arztpraxen wird ein hoher bürokratischer Aufwand erwartet
Der Impfvorgang selbst, das erklären beide Mediziner einhellig, sei kein Problem. So berichtet Peter Brall, dass seine mittlerweile abgeschlossenen Impfungen in mehreren Mendener Altenheimen „völlig reibungslos“ verlaufen sind: „Da hatten alle Heimleitungen vorbildlich vorgearbeitet. Die entblößten Oberarme wurden mir buchstäblich vorbeigebracht.“ So habe er in zwei Stunden bis zu 100 Impfungen vornehmen können.
Auch Biontech kommt impffertig an
Und: Der Biontech-Impfstoff sei zwar „eiskalt serviert“ worden, aber nicht bei den berüchtigten minus 70 Grad, sondern impffertig. In jedem herkömmlichen Kühlschrank halte er sich danach noch zwei Tage.
Dass es in den Arztpraxen nicht so schnell gehen wird, sagt indes Dr. Blaß, der in der Fröndenberger Gesamtschule zweimal wöchentlich Corona-Testabstriche bei der Lehrerschaft auch der Grundschulen sowie bei Kita- und Küchenpersonal vornimmt: „Die Einrichtungen nehmen uns viel Bürokratismus ab, der in jeder Arztpraxis wieder anfallen wird.“ Peter Brall fällt dazu nur ein bitterer Witz ein: „Wir haben die britische Mutante, die brasilianische könnte dazukommen. Die deutsche nicht. Der fehlen die Formulare.“