Menden. Öffnung der Salons nach dem Lockdown lässt Mendener Kundinnen aufatmen: „Für mich ist das wichtiger als die Theater oder die Gastronomie.“
Barbara Hermenau hat an diesem Montagmorgen einen der ersten Friseurtermine „Bei Silke“ an der Windthorststraße ergattert. Seit 8 Uhr ist das Frisierstübchen geöffnet, die Mendenerin blickt um halb 9 aus ihrem Frisierstuhl in den Spiegel – und sieht dabei alles andere als wuschelköpfig aus. Im Lockdown, verrät sie, habe sie sich kurzerhand selbst die Haare geschnitten: „Für meinen Mann mache ich das schon seit über 30 Jahren, und früher habe ich auch schon meinem Vater die Haare gemacht. Ein bisschen handwerkliches Geschick, dann geht das.“ Auch könne man längeres Haar gut kaschieren: „Der Herr Söder macht seine Haare toll zurecht.“ Bei ihrer Selbsthilfe sei allerdings ihr Hinterkopf ein echtes Problem gewesen, schmunzelt sie. Auch deshalb sei sie froh, jetzt wieder von Friseurmeisterin und Salonchefin Silke Glaske zurechtgemacht zu werden.
Warum der Friseurbesuch mehr ist als nur Haareschneiden
Findet sie es denn richtig, dass ausgerechnet die Friseursalons im Lockdown heute wieder aufmachen dürfen? „Ja“, sagt Barbara Hermenau sehr bestimmt. „Für mich ist es viel wichtiger, dass die Friseure heute aufmachen als zum Beispiel Theater oder Gaststätten.“ Warum? „Na, ich möchte mich im Spiegel angucken können!“
„Extensions“ dauern – und lassen lange aufs Vorher-Nachher-Bild warten
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Sehnsüchtig hat auch Marcena Bittner auf die Wiedereröffnung gewartet. Die 40-jährige Mendenerin sitzt mit Maske allein in einem kleineren Nebenraum und wartet darauf, dort heute mit „Extensions“ die blonden Haare verlängert zu bekommen – nach dem Lockdown wohl ein eher ungewöhnlicher Wunsch. Doch sie macht auch den Vorher-Nachher-Fotospaß der WP mit. „Das dauert aber fast bis mittags“, warnt sie den Reporter schon mal vor. Egal, dann kommt der halt nachher nochmal wieder.
Besuch im Salon wie ein kleiner Urlaub – und ein Wiedersehen mit dem Team
Auch für Marcena Bittner ist die Öffnung heute sehr wichtig, wie sie sagt. Einmal, weil sie an ihre Frisur lieber nicht selbst Hand anlegen mag. „Ich habe die Haare bis jetzt auch einfach wachsen lassen, das war auch mal ganz bequem.“ Vor allem aber ist die Zeit im Salon zwischen dem Umlegen der Schürze und dem abschließenden Blick in den Spiegel für sie „wie ein kleiner Urlaub“, beschreibt sie. „Man fühlt sich gepflegter, kann durchstarten, bekommt noch einen Schuss Selbstwertgefühl. Ich habe das sehr vermisst, auch Silke und das Team hier, weil die ihre Kundinnen beim Frisieren immer auch ein bisschen aufbauen“, lacht sie. Außerdem: Im Job in Fröndenberg arbeite sie mit vielen Menschen. Auch deshalb sei das gepflegte Äußere für sie sehr wichtig.
Salonchefin schmunzelt: „Ich kann’s noch!“
Salonchefin Silke Glaske zeigt sich unterdessen heilfroh darüber, dass sie wieder loslegen kann. „Und ich kann es noch“, strahlt sie. „Zig Anfragen“ habe sie während des Lockdowns bekommen. Darunter waren auch Einladungen, doch zu Kundinnen und Kunden zum Frisieren nach Hause zu kommen, berichtet sie. „Aber wir sind alle gehalten, Kontakte zu vermeiden, wo immer das möglich ist. Schon deshalb geht man nicht in fremde Wohnungen. Wir sind doch alle auf unsere Gesundheit bedacht.“ Dank der Maskenpflicht, des Desinfektions-Sets im Eingang und den einzuhaltenden Abständen im Salon geht sie davon aus, dass es nicht zu Infektionen kommt.
In Menden offenbar ein Start kein Start zur Geisterstunde
WP sammelt Vorher-Nachher-Bilder auf Facebook
Im Dortmunder Kreuzviertel öffnete ein Friseur seinen Salon bereits um Mitternacht. Aus Menden ist das nicht bekannt.
Allerdings hielten Salons wie der „Friseur am Markt“ von Stephanie Mertens-Bette an der Bahnhofstraße in der Innenstadt auf Wunsch vieler Kundinnen und Kunden an den beiden verbleibenden Tagen vor dem Lockdown bis 21 Uhr offen, was auch gestattet war.
Die WP lädt in den nächsten Tagen alle Mendener Friseurbesucher herzlich ein, das Styling nach elf Wochen im Lockdown mit Vorher-Nachher-Bildern auf unserer Facebookseite Wetfalenpost Menden zu dokumentieren.
Doch bei aller Ungeduld auf allen Seiten: Schon um Mitternacht anzufangen, wie etwa ein Salon im Dortmunder Kreuzviertel, das sei für sie nicht in Frage gekommen. „Es werden heute auch so dreizehn Stunden“, schätzt die Friseurin. Allein für diesen Montag seien deutlich mehr als 30 Termine vereinbart worden. Aber Schneiden zur Geisterstunde, das habe sie sich dann doch nicht antun wollen. Aus Menden ist auch nicht bekannt, dass ein anderer Salon so verfahren wäre.
Vorläufig keine Frisuren-Selbsthilfe mehr
In dieser Woche und auch den nächsten dürfte der rappelvolle Terminkalender in allen Mendener Salons auch für Kundinnen und Kunden am laufenden Band sorgen, schätzt Glaske. Immerhin: Die Frisuren-Selbsthilfe dürfte damit erst einmal der Vergangenheit angehören.