Menden. Mit mehr als 200.000 Euro an Spenden hat die Hilfsaktion „Mendener in Not“ im Pandemiejahr eine Rekordsumme erzielt – bei den Ausgaben aber auch.

Es ist eine gewaltige Spendensumme, die Mendenerinnen und Mendener zwischen November und Silvester für Mitbürger in finanzieller Bedrängnis aufgebracht haben: „Wir haben in der Weihnachtsphase, die traditionell den Schwerpunkt für uns bildet, diesmal 115.000 Euro erhalten“, berichtet Klaus Ullrich, Vorsitzender der Hilfsaktion „Mendener in Not“. Dabei sei bereits nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr viel Geld gespendet worden, sodass im Laufe des ersten Coronajahres „ganz sicher mehr als 200.000 Euro“ zusammengekommen seien.

Und die Bereitschaft in Menden Gutes zu tun hält nach Ullrichs Eindruck auch weiter Schritt mit der Entwicklung der Pandemie: So konnte Ullrichs Vorstandskollege Franz Daniel noch am Dienstagmittag im Unternehmen Kludi am Vogelsang einen Scheck über 2000 Euro in Empfang nehmen.

Kein Geld vom Staat: Auch Soloselbstständige bitten jetzt um Nothilfe

Die Kehrseite der Rekordsumme aus der Weihnachtsaktion nennt Klaus Ullrich indes auch: „Mendener in Not“ habe noch nie so vielen Menschen helfen müssen wie heute, „und es kommen immer mehr hinzu“. Längst gehe es nicht mehr nur um Lebensmittel und Stromrechnungen für alleinerziehende Mütter, die nach wie vor einen großen Teil der Bedürftigen ausmachten. „Inzwischen kommen auch Soloselbstständige, die nicht mehr wissen, wovon sie noch einkaufen sollen“, berichtet Ullrich.

Diese Menschen, die es gewohnt seien, für sich und ihre Angehörigen zu sorgen, stünden im Lockdown jetzt seit Monaten ohne Einnahmen da, und die zugesagten staatlichen Hilfen ließen auf sich warten oder kämen gar nicht. „Gerade bei diesen Leuten ist die Hemmschwelle, sich an uns zu wenden, extrem hoch“, weiß der Vereinsvorsitzende. Sie kämen erst, wenn sie gar nicht mehr weiterwissen.

Kontonummern für die Hilfe nebenan

Zu den besonders aktiven Spendern zählten laut „Mendener in Not“ 2020 erneut die Mendener Rotarier und Lions. Doch auch die Sammelbüchsen auf dem Wochenmarkt in der Innenstadt seien übers Jahr gesehen ein großer Erfolg gewesen.

Hinzugekommen seien besondere Aktionen von Unternehmen wie jetzt bei Kludi, wo man auf eine Tombola verzichtet und das Geld dafür gespendet habe.

Die Konten: Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer Menden, IBAN DE54 4455 1210 1800 0728 68, Märkische Bank: IBAN DE14 4506 0009 0108 8550 00, Mendener Bank: IBAN DE 42 4476 1312 0000 0060 60.

Wie groß die versteckte Not in vielen Familien mittlerweile ist, zu der laut Ullrich auch die verminderten Einkommen durch Kurzarbeit beitragen, macht eine weitere Zahl erschreckend deutlich: „Wir haben im Jahr 2020 mehr als 65.000 Euro allein über die Lebensmittel-Gutscheine ausgegeben. Das war früher ein ganzes Jahresbudget.“ Dabei habe sich zu den bewährten Partnern auf dem Lebensmittelmarkt, Rewe Drath und Edeka Enste, mittlerweile auch Aldi in Menden gesellt, während es bei Lidl offenbar noch Vorbehalte gebe. Man hoffe aber sehr, auch diesen wichtigen Discounter noch für die Aktion gewinnen zu können, sagt der Ex-Gymnasialrektor.

Auch Tablets für den Distanzunterricht werden in größeren Familien gebraucht

Auch bei den Lernmitteln hat „Mendener in Not“ mehr zu tun: Ging es früher um Hefte und Stifte, die von den Familien nicht bezahlt werden konnten, so seien jetzt auch Tablets für den Distanzunterricht hinzugekommen. „Wir wissen und schätzen es sehr wohl, dass die Stadt Menden und das Land NRW ihrerseits Bedürftige bei der jetzt unabdingbaren Technik-Ausstattung unterstützen“, erklärt Ullrich. Doch auch das Tablet von der Stadt helfe wenig, wenn in einer Familie drei oder vier Kinder im Homeschooling unterrichtet werden sollen.„Unbürokratisch, transparent und schnell“: Dieses Motto für die Hilfe von „Mendener in Not“ stamme von der Sachbearbeiterin Cristina Gummert, die bei Bedürftigkeit weiterhin die Ansprechpartnerin Nummer 1 sei. „Was sie in dieser Zeit leistet, ist unbeschreiblich“, zeigt sich Klaus Ullrich tief beeindruckt. „Sie nimmt sich trotz allem die Zeit, den Menschen zuzuhören, und gewährleistet zugleich, dass die Hilfe auch wirklich da ankommt, wo sie gebraucht wird.“

Große Freude auch über die kleineren Spenden: „Oft vom Munde abgespart“

Wobei sich „Mendener in Not“ über alle Spenden gleichermaßen freue. Natürlich könne man mit den großzügigen Gaben etwa der heimischen Banken auch vieles anfangen. „Aber wir wissen auch, dass sich bei den kleineren Beträgen die Leute das Geld oftmals vom Munde abgespart haben.“ Und trotz aller Erfolge der letzten Zeit steht für Klaus Ullrich und sein Team angesichts der Pandemie schon jetzt fest: „Es wird weiter jeder Cent gebraucht. Wir sind aber optimistisch, dass es weitergeht.“