Menden. In der Corona-Krise unterstützt der Verein Mendener in Not Bedürftige und Familien aus Menden und nimmt dafür viel Geld in die Hand.

In vielen Haushalten ist die Not aktuell größer denn je. Feste Anlaufpunkte wie die Suppenküche oder die DeCent-Läden haben aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Die Bedürftigen in Menden sind auf sich allein gestellt. Doch der Verein Mendener in Not möchte auch in der Krise helfen und Zeichen setzen. Lebensmittelgutscheine sollen jetzt in der akuten Phase für Abhilfe sorgen. Allein in der vergangenen Woche hat der Verein rund 7300 Euro eingesetzt, um bedürftigen Menschen zu helfen. 159 Familien haben davon profitiert.

Mendener spenden für Mendener

Die Spendenbereitschaft ist groß. So habe der Verein durch die Aktion der Lions Ende 2019 eine Spende in Höhe von 12.500 Euro erhalten, über die Crowfunding-Aktion Menden Crowd kam ebenfalls viel Geld rein. Aufgrund der aktuellen Krisenlage hat sich der Rotary Club entschieden zusätzliche 10.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

"Wir sind auch dankbar für die Initiative eines Lehrers des Gymnasiums an der Hönne, der seine Kollegen zu Spenden aufgerufen hat",Klaus Ullrich. Er ist Vorstandsvorsitzender des Vereins. Und auch das Walburgisgymnasium habe einen Aufruf gestartet.

In kurzer Zeit sind durch Spenden von Privatpersonen so weitere 8500 Euro zusammengekommen. Außerdem hat Bauer Schäfer aus Bösperde 200 Lebensmittelgutscheine á 20 Euro für seinen Hofladen gespendet. "Das war eine besondere Spende."

In Verhandlung mit Discountern

Damit die Gutscheine, die nur für Lebensmittel und nicht für Genussmittel eingesetzt werden können, noch besser helfen können, steht der Verein aktuell in Verhandlung mit mehreren Discountern. Denn momentan können die Gutscheine nur bei Rewe und Edeka eingelöst werden. "Wir haben bereits ein positives Signal von Aldi erhalten. Bei Lidl sind noch interne Beratungen notwendig", sagt Ullrich.

Auf weitere Spenden angewiesen

"Ich rechne nicht damit, dass wir am 20. April mit der Krise fertig sind", sagt Klaus Ullrich. Man wolle kein Trübsal blasen und stattdessen für die Menschen, die Hilfe brauchen, da sein. "Es gibt immer mehr Menschen, die bisher einen kleinen Job hatten, der jetzt nicht mehr da ist", sagt Klaus Ullrich. Die Krise habe mittlerweile große Ausmaße angenommen.

Umso wichtiger sind Spenden. "Uns helfen alle Spenden, auch die kleinen", sagt Ullrich und freut sich darüber, dass viele Mendener bereit sind, in der Krise etwas abzugeben. "Wir sind für jede Zuwendung dankbar." Denn nicht nur Lebensmittelgutscheine teilt der Verein aus. Auch andere Aktionen laufen natürlich weiter. So werden Kinder aus bedürftigen Familien mit Kleidung und Schulsachen versorgt. "Das Angebot wollen wir natürlich auch aufrecht erhalten."

Vereine helfen sich gegenseitig

Sieben Vereinsmitglieder sind im Moment im Einsatz, um alles zu koordinieren. Der Vorstand trifft alle wichtigen Entscheidungen. "Die Situation ist dramatisch", sagt Maria-Cristina Gummert vom Verein. Doch Mendener in Not kann auf Unterstützung zählen. Auch andere Vereine wollen helfen, sagt Gummert. So haben sich die Fußballer des BSV Menden dazu entschlossen, einzuspringen, falls durch die Krise Probleme bei der Postzustellung der Gutscheine entstünde. "Dann würden die Jungs mit ihren Fahrrädern losfahren", sagt Gummert. Man versuche sich für alle Szenarien einen Plan B auf Seite zu legen. Damit trotz Krise niemand hungern muss.

Klaus Ullrich appelliert an alle: "Es gilt jetzt die Augen auf zu machen und sich einen Ruck zu geben." Jeder solle den Blick auf seine unmittelbare Umgebung lenken und Hilfe anbieten, wenn sie benötigt wird. Und auch wenn man selbst nicht helfen könne: "Mendener in Not kann helfen. Jeder kann einen Hinweis geben, dass an einer bestimmten Stelle Hilfe benötigt wird." Wichtig sei, dass Unterstützung da sei, "bevor Mitmenschen verzweifeln".

>>> Wer Hilfe braucht, meldet sich telefonisch unter: 02373/390095. Alle Daten für Spender gibt es online unter mendener-in-not.de <<<

Wer Hilfe braucht, soll diese auch möglichst unbürokratisch, schnell und unkompliziert erhalten, sagt Maria-Cristina Gummert vom Verein. Sie organisiert den Ablauf gerade per Telefon aus dem Homeoffice. Ehrenamtlich versteht sich. Mehr als 100 Anrufe gehen pro Woche bei ihr ein. "Aktuell sind es nicht dieselben Menschen, die sich sonst melden." Der Bedarf sei gestiegen. Aber: "Wir sind vorbereitet und helfen weiter!" Viele Menschen bräuchten Zeit, um über ihre Probleme zu reden. Maria-Cristina Gummert ist wichtig, dass die zahlreichen Spender wissen, dass ihr Geld bei den Betroffenen ankommt.

Gutscheine per Post versenden

"Wenn Menschen in Not sind, dann rufen sie mich an. Ich frage nach Namen, Adresse und der Anzahl an Kindern. Dann verschicke ich die Gutscheine per Post." Zielgruppe sind Personen, die Leistungen des Jobcenters beziehen, Senioren, bedürftige Familien oder Alleinerziehende. "Mehr als 1000 Menschen" seien in Menden davon betroffen, weiß Gummert. Überprüfen muss Gummert die Bedürftigkeit natürlich trotz Krise. Doch in Zeiten des Corona-Virus hat sich Gummert ein unkompliziertes System ausgedacht: "Die Leute fotografieren mit die erste Seite der Jobcenter-Leistungen, die Rechnung, Mahnung oder Urkunde und schicken es mir per Whatsapp." Sie drucke es dann für die Unterlagen aus.

Der Verein hilft nicht nur mit Lebensmittelgutscheinen aus. Auch wenn Medikamente oder die Rechnung der Stadtwerke nicht bezahlt werden können, springt Mendener in Not ein. Neulich, so erzählt Gummert, habe der Verein auch für eine Sozialbeerdigung gezahlt. Der Mann einer Alleinerziehenden sei plötzlich verstorben.