Menden. Die Geschäfte bleiben wegen des Corona-Lockdowns weiter zu. Dem Mendener Einzelhandel fehlt de Perspektive. Die Lage spitzt sich weiter zu.

„Es ist ein absolutes Desaster“, fasst Jenni Gröhlich vom Stadtmarketing die Lage der Mendener Einzelhändler zusammen. „Mir fehlen da wirklich die Worte. Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll.“ Es sei vor allem die Perspektive, die den Händlern fehlt, sagt Gröhlich: „Wir brauchen ganz dringend einen Plan, wie wir das Geschäft langsam wieder hochfahren können und dazu auch eine finanzielle Unterstützung. Die Leute kaufen ja weiter, das sieht man doch an den hohen Bestellzahlen zum Beispiel bei Amazon.“

Die neuen Corona-Beschlüsse der vergangenen Woche sorgen erneut für Ernüchterung bei den Einzelhändlern. Der Lockdown wird verlängert und erst ab einem Inzidenzwert von 35 darf wieder geöffnet werden. Gröhlich kritisiert diese Entscheidung scharf: „Mittlerweile glaube ich, dass die Entscheidungsträger in der Politik weit entfernt sind von der Lebenswirklichkeit der Händler. Ich glaube nämlich, dass diese teilweise super Hygienekonzepte haben. Ich verstehe nicht, wo beispielsweise der Unterschied liegt, ob ich mir die Haare schneiden lasse, oder einen Pulli kaufe.“

Evi Kissing wünscht sich individuellere Entscheidungen

Für Evi Kissing vom Mendener Kinderbekleidungsgeschäft „Engel und Rabauken“ ist die Lage dramatisch: „Bislang bin ich alle politischen Beschlüsse rund um Corona mitgegangen und der erste Lockdown war auch total richtig. Mittlerweile würde ich mir aber wünschen, dass bei diesen Entscheidungen mehr Verantwortung bei den Kommunen liegen würde.“ Evi Kissing würde sich individuellere Beschlüsse wünschen: „Ich habe einen Laden mit 160 Quadratmetern. Ich verstehe nicht, warum ich das Geschäft nicht einmal für Termine mit einzelnen Kunden öffnen kann.“

Evi Kissing ist Geschäftsführerin bei „Engel & Rabauken“. Aktuell ist ihr Geschäft geschlossen.
Evi Kissing ist Geschäftsführerin bei „Engel & Rabauken“. Aktuell ist ihr Geschäft geschlossen. © Westfalenpost | Martina Dinslage

Engel und Rabauken bietet zwar einen Abhol- und Lieferservice an, aber die wichtige Laufkundschaft bleibt seit mehreren Monaten aus. Gleichzeitig bleiben die Ausgaben hoch, erklärt die Geschäftsführerin. „Unsere Fixkosten bleiben bestehen. Außerdem musste ich ja schon Frühjahrsware ordern - damit ich für eine Wiedereröffnung vorbereitet bin. Die Sachen stapeln sich schon im Laden. Der hohe Wareneinsatz, den wir in der Textilbranche haben, wird einfach zu wenig bei den Entscheidungen beachtet. Es ist eine Katastrophe.“

Den Einzelhändlern fehlt die Perspektive

Zudem stapelt sich viel nichtverkaufte Winterware in den Geschäften. „Die Sachen liegen in den Läden rum, das ist bares Geld“, sagt Jenni Gröhlich. Auch im Geschäft von Evi Kissing ist einiges liegengeblieben. Die Sachen zu entsorgen kommt für sie aber nicht infrage. Die Klamotten wandern alle auf die Outlet-Fläche bei Engel und Rabauken und werden dort für einen reduzierten Preis angeboten.

Jenni Gröhlich prognostiziert dem stationären Einzelhandel eine dunkle Zukunft: „Fakt ist: Der Einzelhandel muss Umsatz machen, um zu überleben. Aktuell fehlt aber einfach die Perspektive. Bisher gibt es seitens der Politik keine Lösung, außer komplett zu schließen. Wir brauchen einen klaren Plan für die Öffnung. Wir sind immerhin im zweiten Jahr der Pandemie.“

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Die Corona-Krise trifft den stationären Einzelhandel hart. Das ist in der Mendener Innenstadt bereits jetzt spürbar. Die Parfümerie-Kette „Douglas“ schließt ihre Filiale in der Hönnestadt. Jenni Gröhlich glaubt, dass weitere folgen werden: „Wenn sich schon die großen Ketten nicht mehr halten können - wie sollen das dann die kleinen Einzelhändler schaffen?“