Menden. Bürger fordern Mitnutzung von Impfzentren in Unna und Hagen. Paare erhalten offenbar keinen gemeinsamen Termin. Kritik: Anmeldung umständlich.
Als „sehr unbefriedigend“ bezeichnet Mendens Bürgermeister Roland Schröder die Lage rund um das Impfzentrum in Lüdenscheid. Zwei Hauptgründe für diese Unzufriedenheit nannte Schröder am Dienstagabend vor den Politikerinnen und Politikern im Haupt- und Finanzausschuss: Da sind zum einen die rund 50 Kilometer Entfernung, die ab dem Impfstart am 8. Februar für über 80-jährige Mendenerinnen und Mendener zu bewältigen sind. Außerdem, so Schröder, ist es nach Auskunft des Märkischen Kreises immer noch unklar, ob in Iserlohn-Dröschede ein vorbereitetes und deutlich näher liegendes zweites Impfzentrum im Kreisgebiet an den Start gehen kann. Das habe am Dienstag sein Gespräch mit Horst Peter Hohage von der Corona-Lenkungsgruppe beim MK ergeben.
Stundenlang in Bus und Bahn? Grenzen der Zumutbarkeit für Hochbetagte
Die Mendener Stadtverwaltung prüft laut Schröder daher jetzt, ob sie Taxifahrten für Menschen ermöglichen kann, die nicht von ihren Kindern oder Enkeln nach Lüdenscheid gefahren werden können oder für die stundenlange Bus- oder Zugfahrten mitsamt Wartezeiten nicht in Frage kommen. Das habe allerdings auch seine Tücken, nicht nur wegen der Kosten. Denn es würde erst nach einer Prüfung der tatsächlichen Bedürftigkeit funktionieren. Die wiederum würde hohen bürokratischen Aufwand verursachen. Daher bat Schröder hier noch um Geduld. Ansonsten gelte sein Appell an die Kinder und Enkelkinder: „Fahren Sie Ihre Eltern oder Großeltern bitte selbst nach Lüdenscheid!“ Erfahrungsgemäß würden die allermeisten das wohl so halten.
Warum gibt es für Menden nur die Impfung im MK statt in Unna oder Hagen?
Derweil mehren sich laut dem CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn und der Grünen-Ratsfrau Tina Reers die Bürgerstimmen, die fragen, warum sich die Mendener Bevölkerung beim Impfen zwingend an die MK-Kreisgrenzen halten muss. Warum man nicht näher liegende Impf-Zentren in Unna oder Hagen mitnutzen könne? Die Mengen an verfügbarem Impfstoff seien nach wie vor relativ klein, aktuell liegt sie laut Schröder kreisweit bei 1600 Impfdosen pro Woche. Und vergeben werden sie ohnehin nur nach Termin. Daher könne es vorläufig keine Staus auf den Impfstraßen in Unna oder Hagen geben, auch wenn sich Mendener Bürgerinnen und Bürger dort einreihten, heißt es offenbar immer häufiger in Anfragen an die Mendener Verwaltung und die Politiker. Als Antwort darauf konnte Schröder zunächst nur sagen, dass nicht der Märkische Kreis für die Impflogistik zuständig ist.
Scharfe Kritik an komplizierter Online-Anmeldung: Beratung möglich?
Im Hauptausschuss wurde dann auch Kritik am Vergabeverfahren für die Impftermine laut. Viele aus der älteren Generation könnten sich angesichts der komplexen Anmelde-Prozedur gar nicht vormerken lassen, selbst wenn sie über Internet verfügten, berichtete Stefan Weige (FDP). Auch internet-affine Menschen – Weige ist Vorsitzender des neuen Digitalisierungsausschusses – hätten neben den mittlerweile bekannten Serverproblemen Schwierigkeiten gehabt, die Anmeldungen für ihre Eltern korrekt durchzuführen. Das sei auch ihm so ergangen: „Wie dann 80- oder 90-jährige das bewältigen sollen, ist mir schleierhaft. Eine Frechheit ist das!“, lautet sein Urteil. Weige fragte nach, ob es der Stadtverwaltung möglich wäre, den Leuten hier mit einer Beratung zu helfen. Schröder will das prüfen und mit Bernd Schmidt dafür auch den ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten der Stadt zu Rate ziehen.
Schröder schildert Erfahrung: Kein gemeinsamer Impf-Termin für die Eltern
Der Bürgermeister führte an dieser Stelle auch kritisch an, dass es keine gemeinsamen Termine für Eheleute gebe. Hier berichtete nun er aus eigener Erfahrung: „Mein Vater hat einen Termin für den 8. Februar erhalten, meine Mutter für den 28.“ Worauf Schröder hier allerdings auch daran erinnert wurde, dass es unter den geltenden Corona-Regeln ohnehin kaum erlaubt wäre, sich zu zweit und womöglich noch mit Begleitung in ein Taxi zu setzen.