Menden. In der Corona-Zeit fällt in vielen Bereichen mehr Müll an. Ein Blick auf die Zahlen. Was bedeutet das für die Kostenentwicklung in Menden?

Viele Menschen haben in der Corona-Zeit zu Hause ausgemistet und renoviert. Wie schlägt sich das in den aktuellen Zahlen der Entsorgungsleistungen nieder? Und: Steigen deshalb die Müllgebühren?

BRINGHOF:
Der Zweckverband für Abfallbeseitigung (ZfA) verzeichnet für 2020 zwar mehr Pkw, aber insgesamt nicht mehr Mengen als im Vorjahr, die zum Bringhof angeliefert werden. So werden die Bringhöfe, die zum Verbandsgebiet gehören, von etwa 15 Prozent mehr Fahrzeugen angesteuert als 2019, erklärt Betriebsleiter Dieter Petereit.

Gestiegen sei lediglich die Menge von Müll, den der ZfA eigentlich gar nicht annehmen müsste. „Wir haben eine Reihe von Serviceleistungen, die nicht zu unserem Kernbereich gehören“, sagt Dieter Petereit. So nehme der Bringhof auch Altreifen, Metalle und Renovierungsabfälle wie Bauschutt an: „Das müssten wir nicht annehmen, aber wenn uns jemand seine alten Küchenmöbel bringt und wir würden den Fliesenspiegel nicht nehmen, dann wäre dem ja wenig geholfen.“ In diesem Bereich sei es im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr zu einem Anstieg um etwa 15 Prozent gekommen. Jetzt, im zweiten Lockdown, stagnieren diese Zahlen, sagt Dieter Petereit: „Entweder sind die Leute mit dem Renovieren fertig oder es liegt daran, dass die Baumärkte im Moment geschlossen sind.“

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ALTPAPIER:
Die Menge Altpapier, die entsorgt wurde, ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken, nämlich um etwa 187 Tonnen, führt Dieter Petereit aus. „Auch wenn man berücksichtigt, dass im Lockdown vielleicht mehr Pizzakartons entsorgt werden mussten.“ Das Volumen des entsorgten Altpapiers hat im vergangenen Jahr dagegen zugenommen und die Altpapiercontainer mussten häufiger geleert werden. "Man kann also davon ausgehen, dass im Vergleich zum Vorjahr anteilig mehr Kartons entsorgt wurden", schlussfolgert Denis Potschien, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim ZfA.

Bislang hat die Stadt Menden als einzige Verbandsgemeinde im ZfA keine Blaue Tonne. Als der Stadtrat 2008 gegen die Einführung der Blauen Tonne entschied, war ein gewichtiges Argument, dass die Papiersammlungen eine Einnahmequelle für Vereine seien, denen man diese Einnahmen nicht wegnehmen wolle. Das allerdings könne nach Angaben von Dieter Petereit nicht mehr gegen die blaue Tonne sprechen: „Die Vereine könnten das Altpapier aus der Tonne rausnehmen. Wir wollen denen auf keinen Fall Konkurrenz machen.“ Letztendlich müsse die Politik entscheiden. Von den rund 2800 Tonnen Altpapier, die 2020 in Menden anfielen, wurden 663 Tonnen durch Vereine gesammelt.

GELBE TONNE:
Bei den Leichtverpackungen ist dagegen im vergangenen Jahr ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. Waren es 2019 noch 2364 Tonnen, landeten im vergangenen Jahr 2760 Tonnen an Leichtverpackungen in Menden in den Gelben Tonnen. "Hier ist eine Zunahme von 16,75 Prozent festzustellen", rechnet Denis Potschien vor.

GRÜNABFALL:
Beim Grünabfall gibt es ebenfalls einen massiven Anstieg, nämlich um 17,7 Prozent, bilanziert Dieter Petereit: „Da könnte man spekulieren, dass manche nicht in den Urlaub gefahren sind und stattdessen ihren Garten auf Vordermann gebracht haben.“

ALTGLAS:
Auch beim Altglas gibt es einen steilen Anstieg, nämlich um 7,6 Prozent. Ob die Menschen hier vornehmlich Gemüse-Gläser oder Wein- und Schnapsflaschen entsorgt haben, ist nicht dokumentiert.

RESTMÜLL:
Die Zahlen für das vierte Quartal des vergangenen Jahres liegen noch nicht vor, aber mit Blick auf die ersten drei Quartale sieht Dieter Petereit eine Zunahme. „Wenn sich das im vierten Quartal fortgesetzt hat, gibt es etwa fünf Prozent mehr Restmüll.“

SPERRMÜLL:
„Viele Menschen haben sich offensichtlich neue Möbel gekauft“, erklärt Dieter Petereit mit Blick auf die Sperrmüll-Zahlen des vergangenen Jahres. Hier verzeichnet er eine Steigerung deutliche Steigerung von 10,3 Prozent. Insgesamt fielen im vergangenen Jahr in Menden 2394 Tonnen Sperrmüll an und knapp 9800 Tonnen Restmüll, nennt Denis Potschien die Zahlen.

GEBÜHREN:
In nicht allen, aber in vielen Bereichen sind die Mengen, die der ZfA entsorgen muss, gestiegen. Bedeutet das auch, dass die Kosten für die Müllentsorgung steigen werden, die jeder Haushalt bezahlt? „Wir müssen diese Kosten auf alle Fälle weiterreichen“, sagt Dieter Petereit. „Wir haben da keinen Spielraum.“

Die Kosten werden an die Verbandsgemeinden, die zum ZfA gehören, weitergegeben. „Und die Kommunen haben auf alle Fälle einen gewissen Spielraum“, so Dieter Petereit. Denn: „In aller Regel haben wir am Jahresende Geld übrig, das wir den Städten anteilig zurückzahlen. Die Städte dürfen das Geld nicht in den normalen Haushalt einstellen, sondern können daraus zum Beispiel eine Art Rücklage aufbauen.“ Hierdurch hätten die Kommunen dann die Möglichkeit, „zur Stabilisierung der Gebühren auf die Rücklage zurückzugreifen“.

HINTERGRUND:
Während der Bringhof im ersten Corona-Lockdown geschlossen hatte, ist er nun geöffnet. „Es ist alles vollständig durchlüftet“, erläutert Betriebsleiter Dieter Petereit. „Wir haben auch den Betriebsarzt und den Arbeitsschutz gefragt: Die Ansteckungsgefahr ist bei uns gleich null.“

Der Bringhof im Ennepe-Ruhr-Kreis beispielsweise lässt nur Privatleute aufs Gelände, die zuvor online einen Termin gebucht haben und die Bestätigungsmail vorzeigen können. Das sei für den ZfA keine Option, erklärt Dieter Petereit: „Für solch restriktive Maßnahmen sehe ich keinen Grund.“ Zudem sei es schwierig, ein festes Zeitfenster zu vergeben, wenn im Vorfeld unklar sei, „ob jemand drei Sofas und einen großen Wohnzimmerschrank oder nur einen einzelnen Toaster abgeben will“. Während der eine vielleicht eine Viertelstunde und länger brauche, fahre der andere nach einer Minute wieder ab.

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