Menden/Iserlohn. Richard Maiwald ist seit mehr als zehn Jahren Krankenpfleger im Mendener St. Vincenz-Krankenhaus. An Weihnachten arbeiten ist für ihn ganz normal.

Arbeiten während andere gemütlich zusammensitzen und gemeinsam Geschenke unterm Christbaum auspacken – das ist für den Krankenpfleger Richard Maiwald schon fast Normalität. Die letzten drei Jahre hatte er den Weihnachtsdienst in der Ambulanz des Mendener St. Vincenz-Krankenhauses. Und auch in diesem Jahr, in dem so vieles anders ist, muss der 61-Jährige am Heiligen Abend sowie an beiden Weihnachtsfeiertagen arbeiten.

„Wir haben immer eine Weihnachts- und eine Silvestergruppe in der Ambulanz“, erklärt der Krankenpfleger. „Irgendwie hat es aber nie gepasst, dass ich an Silvester arbeite, also war ich die letzten drei Jahre immer an Weihnachten dran“, sagt er und lacht. Denn tragisch ist das für den gebürtigen Iserlohner auf keinen Fall. „Die Menschen werden eben auch an Feiertagen und an Weihnachten krank.“ Krankheiten ruhen nicht. Und den Menschen zu helfen, das macht Richard Maiwald einfach leidenschaftlich gerne, egal an welchem Tag und auch egal zu welcher Uhrzeit.

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So hatte er im vergangenen Jahr am 24. und 25. Dezember sogar die Spätschicht und musste daher bis 21.30 Uhr arbeiten. In diesem Jahr hingegen muss er lediglich am zweiten Feiertag den Spätdienst machen. An den anderen beiden Weihnachtstagen arbeitet der 61-Jährige bis halb zwei. „Das ist natürlich angenehmer, wenn man dann noch den Tag zusammen verbringen und gemeinsam essen kann“, sagt er. Doch auch in den anderen Jahren hat er das Weihnachtsfest mit seiner Frau und seinen mittlerweile erwachsenen Kindern verbracht – nur eben ein wenig später, als es üblich ist.

Ehefrau ebenfalls Krankenschwester

„Meine Frau hat dann meist schon alles vorbereitet und als ich nach der Arbeit nach Hause kam, waren die Kinder schon da und wir haben direkt zusammen gegessen und Geschenke ausgepackt.“ Im Anschluss besuchte der Krankenpfleger meist noch die Christmette um 24 Uhr. Doch das fällt dieses Jahr aufgrund des Coronavirus flach. Richard Maiwalds Ehefrau war vor ihrer Krankheit selbst jahrelang als Krankenschwester tätig. „Wir haben uns so kennengelernt und wissen daher eigentlich gar nicht, wie es anders ist.“ Für das Ehepaar ist es quasi Normalität zu arbeiten, während andere ihr besinnliches Fest feiern. „Natürlich verbringt jeder diese Tage gerne Zuhause bei seinen Kindern und der Familie, aber wir haben uns da einfach dran gewöhnt.“

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Am Heiligen Abend und am ersten Weihnachtsfeiertag klingelt der Wecker des 61-Jährigen bereits um 5 Uhr in der Früh. Dann führt ihn sein Weg in die Ambulanz des St.-Vincenz-Krankenhauses. Und dadurch, dass zwischen Weihnachten und Silvester die meisten niedergelassenen Ärzte geschlossen haben, ist häufig auch viel zu tun. „Deshalb kommen natürlich auch viele Menschen mit Lappalien zu uns, aber natürlich auch die, die ernsthafte Erkrankungen haben.“ Zwar habe man in der Ambulanz alles weihnachtlich dekoriert und die Atmosphäre sei anders, doch Richard Maiwald sagt ganz klar: „Für uns ist das eher Stress.“ Oft sei insbesondere an Heiligabend viel zu tun. „Es gibt meist deutlich mehr tun wegen Familienstreitigkeiten“, erklärt der Krankenpfleger und führt viele Fälle auf den Alkoholkonsum an den Feiertagen zurück. „Wir hatten auch schon das ein oder andere Mal mit häuslicher Gewalt und Schlägereien zu tun.“

Zusätzlicher Stress durch Corona

Insbesondere in diesem Jahr wird es wohl stressiger werden, vermutet Maiwald. Denn durch die Corona-Pandemie muss jeder Patient, der Symptome hat, in eine Schleuse gebracht und dort durchgecheckt werden. „Das kostet alles sehr viel Zeit, da gibt es wirklich viele hygienische Vorsichtsmaßnahmen“, berichtet er. An Feiertagen sind zwei Pfleger in der Ambulanz im Einsatz. Wenn sich also einer um einen potenziell mit Corona infizierten Patienten kümmern muss, ist der andere alleine in der Ambulanz, was zu viel Stress führt.

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Trotzdem liebt der 61-Jährige seinen Beruf und geht auch gerne an Feiertagen arbeiten. Ganz egal, ob es Silvester, Ostern oder eben Weihnachten ist.

Vielleicht einer der Gründe, warum der Krankenpfleger erst vor rund 15 Jahren in den Beruf eingestiegen ist. „Ich habe mich mit 45 Jahren dazu entschieden, diese Ausbildung zu machen und da wusste ich natürlich, was auf mich zukommen wird.“ Er sagt ganz klar: „Die Leute sind eben auch an Feiertagen krank. Und, wenn jemand nicht bereit ist, an diesen Tagen zu arbeiten, soll man sich einen anderen Beruf aussuchen.“

Pläne gibt es dennoch für das Fest: „In diesem Jahr wollen wir zusammen essen und dann in Ruhe Fernsehen gucken“, berichtet Richard Maiwald über die Weihnachtspläne mit seiner Ehefrau. Auch die Kinder können diesmal höchstwahrscheinlich wegen der Pandemie nicht zu Besuch kommen.