Menden. 50 Anfragen bei Mendener Salonchefin am Sonntag: Wegen des Lockdowns ab Mittwoch lassen sich viele auf den letzen Drücker die Haare schneiden.

Nein, der Lockdown ist keine Frisur, und doch sind auch die Mendener Friseurinnen und Friseure vor der Zwangspause ab Mittwoch besonders gefordert. Silke Glaske, Chefin von „Silkes Frisierstübchen“ an der Windthorststraße, hatte nach der Ankündigung der Kanzlerin am Sonntag um die 50 Nachrichten auf dem Handy: „Alles Kundinnen und Kunden, die Termine bis Weihnachten hatten und jetzt am Montag oder Dienstag kommen wollten“, berichtet sie beim Haareschneiden am Montagmorgen. Das gehe naturgemäß nur begrenzt, zumal Abstandsregeln und das verpflichtende Haarewaschen zusätzlich Platz und Zeit kosten. „Und mehr als Arbeiten können wir nicht mal wir“, sagt sie.

„Halt durch!“ Friseurin erhält aufmunternde Nachrichten von Freunden

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Auch beim „Friseur am Markt“ an der der Ecke Hochstraße/Bahnhofstraße herrscht Hochbetrieb. Hier hat das Team um Stephanie Mertens-Bette die beiden verbleibenden Tage bis 21 Uhr verlängert. Jeweils drei Kunden bedienen sie hier, ein Warteplätzchen gibt’s im Nebenraum, wo auch die Haare gewaschen werden. „Meine Freunde haben mir heute Morgen total liebe, aufmunternde Sachen geschrieben, sowas wie: Sei tapfer! oder Halt durch!“, berichtet Friseurin Katja Barunke, die jetzt zwei Zwölf-Stunden-Tage vor der Nase hat. Beim Frisieren muss sie immerfort ans Telefon. Bei einem älteren Mann, der sich nach Terminen erkundigt, die es hier gar nicht gibt, muss sie sich fortlaufend fürs verpflichtende Haarewaschen entschuldigen: „Nein, Sie müssen sich die Haare bei uns waschen lassen. Das ist Corona-Vorschrift, tut mir leid.“ Er will’s offenbar nicht einsehen, die Haare könne er sich auch zuhause waschen. Als sie aufgelegt hat, schüttelt sie den Kopf.

Kundin hätte sich die Haare notfalls selbst geschnitten und eingefärbt

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Jutta Günnewicht, deren Haare gerade in eine bläuliche Substanz eingelegt sind, beschreibt in ihrem Frisierstuhl die Nöte der Kunden: „Wenn ich heute oder morgen nicht mehr drangekommen wäre, hätte ich mir den Pony selbst schneiden und einfärben müssen!“ Draußen vor der Tür stehen derweil Kundinnen und Kunden, die hoffen, bald noch an die Reihe zu kommen. Etwa zehn Minuten Wartezeit bedeutet das mittags. „Dann kann ich ja noch mal eben zur Post flitzen“, sagt ein älterer Mann. „Aber ich kann Ihnen nichts freihalten, bleiben Sie lieber“, rät Stephanie Mertens-Bette. Dann bleibt er eben.

Ab Mittwoch gilt auch für Frisiersalons die Zwangspause bis 10. Januar

Unterdessen ist drinnen im Radio Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zu hören: „Wir werden diese Krise überwinden!“, ruft er. Eine Kundin murmelt: „Ja, wie auch immer...“ – und zitiert kurz darauf die WP-Schlagzeile vom Freitag zum Einzelhandel in der Innenstadt: „Null Kunden in zehn Stunden“.

Ab Mittwoch wird das auch in allen Frisiersalons gelten.