Menden. 700 Tablets warten weiter auf ihren Einsatz im Unterricht. Schulleiter kritisieren nun Diskussionen, die sich im Kreis drehen.
Geht es nach der Empfehlung des Schulausschusses, werden sich Mendener Eltern – sofern die Tablets nicht in der Schule lagern, sondern mit nach Hause genommen werden – anteilig an den Kosten für die digitalen Endgeräte beteiligen müssen. Den Mendener Schulleitern dauert die Diskussion deutlich zu lange. Sie wären jederzeit bereit, loszulegen – und haben passende Konzepte bereitliegen.
Die Diskussion
„Dass das so eine Geschichte wird, hätte ich mir nicht vorstellen können“, so der Schulausschussvorsitzende Peter Maywald (CDU) angesichts lebhafter Diskussionen über die Eltern-Beteiligung bei den digitalen Endgeräten für Schüler. Die Beteiligung sei von Anfang an klar gewesen. Sie liegt laut Verwaltungsvorschlag zwischen 105 und 125 Euro.
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Daher fordert FDP-Fraktionschef Stefan Weige zunächst eine Übersicht der Schulen der Eltern, die sich nicht beteiligen wollen. „Alle wollen digitalisieren, wenn die Beteiligung nun zum Streitpunkt wird, machen wir uns lächerlich“, so Weige. Denn bei den Kosten für die Eltern gehe es nicht nur um das Endgerät selbst, sondern auch um eine gewisse Wertschätzung für das Tablet. Gleichwohl müsse die Beteiligung gedeckelt werden. Um auch sozial schwächeren Familien den Zugang zu ermöglichen, sollten daher auch Gespräche mit den jeweiligen Fördervereinen geführt werden. „Die Digitalisierung weiter vor uns herzuschieben, ist absurd“, betont Weige, der beim Thema nun auf die Tube drücken will.
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Die Grünen stellen sich jedoch gegen diesen Vorstoß. „Das sollte ohne Beteiligung der Eltern laufen und ist auch keine originäre Aufgabe eines Fördervereins“, sagt Dirk Huhn.
Doch für die Sozialdemokraten stehen ganz andere Punkte vor einer Diskussion über die Kosten: „Was verwundert, ist, dass wir uns über Kosten unterhalten, aber nicht wissen, wie wir die Tablets einsetzen“, so Ortsvereinschef Mirko Kruschinski. Eine Beteiligung der Eltern solle sich daher vor allem am Einkommen orientieren; eine Ratenzahlung ebenso möglich sein. „Wir tun uns schwer, die Tablets kostenlos herauszugeben“, macht Kruschinski deutlich.
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Oliver Smith (SPD) hält eine anteilige Zahlung der Eltern ebenso für „sinnvoll und wichtig“. Doch zuvor müsse geklärt werden, was die Eltern „für ihr Geld bekommen“. Dazu müssten weitere Befragungen seitens der Schulen durchgeführt werden und die Verwaltung eine mögliche Staffelung der Gebühren ausloten.
Bei Gegenstimmen von Grünen und Linke empfahl der Schulausschuss dem Rat schließlich eine Kostenbeteiligung der Eltern.
Die Ernüchterung
Derweil macht sich unter den Zuschauern des Schulausschusses ungläubiges Kopfschütteln breit. Schulleiter der Grund- und weiterführenden Schulen wirken konsterniert – und machen ihrem Ärger nach der Sitzung Luft: „Wenn das so weitergeht, dann sind die Tablets abgeschrieben, bevor wir sie benutzen können.“ Denn derzeit lagern rund 700 Geräte in den Schränken und warten buchstäblich darauf, eingeschaltet zu werden.
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Andere Schulleiter kündigen gar an, an keiner Sitzung des Ausschusses mehr teilzunehmen. Denn: Ein Konzept zur Verwendung der Tablets habe jede Schule bereits vorgelegt. Gleiches gilt für die Ausstattung sozial schwächerer Familien mit digitalen Endgeräten. Der Tenor: Besprechungen im Vorfeld des Ausschusses zu eben jenem Thema seien bei solchen Diskussionen überflüssig und reine Zeitverschwendung.
Die Zukunft
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Dass die Tablets – zumindest in mittelbarer Zukunft – Bestandteil des Unterrichts werden, ist unbestritten. Auch der nun vorgestellte Medienentwicklungsplan der Südwestfalen IT (SIT) zielt darauf ab – und ist gleichzeitig essenzieller Bestandteil. Denn: Ohne einen tragfähigen Medienentwicklungsplan fließen keine Bundesmittel im Rahmen des „Digitalpaktes Schule“, der mit fünf Milliarden Euro gut gefüllt ist. Um die Grundvoraussetzungen zu schaffen, etwa ein ausreichender Glasfaseranschluss und entsprechende Softwarelizenzen, werden laut Medienentwicklungsplan bis 2024 weitere Investitionen vonnöten sein. An den städtischen Grundschulen rund 650.000 Euro, an den weiterführenden Schulen etwa 590.000 Euro. Marcus Dunker von der SIT macht dabei deutlich: „Die Supportkosten steigen, da mehr Endgeräte in den Planungen angesetzt sind.“
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