Menden. Landrat Thomas Gemke wollte auf Kosten des Kreises eine 15.000 Euro teure Abschiedsparty feiern. Auch die Kosten für seinen Film sind jetzt klar.
Der aus dem Amt geschiedene Landrat Thomas Gemke hatte auf Kosten des Märkischen Kreises eine Abschiedsfeier für 15.000 Euro geplant. Das bestätigt auf Nachfrage der Redaktion die Kreisverwaltung. Auch die Kosten für seinen selbst in Auftrag gegebenen Abschiedsfilm sind jetzt klar. In der Politik wird sogar der Verdacht laut, dass Haushaltsmittel zweckentfremdet wurden oder werden sollten.
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Die Produktion des 34-minütigen Youtube-Videos zu Thomas Gemkes Abschied (WP berichtete) kostet laut Kreis 3650 Euro. Das teilt der Kreis nun auf Nachfrage mit. „Nach der Corona bedingten Absage der Verabschiedungsfeier für den Landrat hat der Kreis entschieden, stattdessen ein Video in Auftrag zu geben“, erklärt Sprecher Hendrik Klein. „Dieser Auftrag wurde durch das Landratsbüro erteilt.“ Klein hatte bereits auf WP-Anfrage gesagt, dass der Auftrag in Verantwortung des Landrates erteilt worden sei und nicht aus der Pressestelle, die sonst für die Außendarstellung des Kreises verantwortlich zeichnet.
Video aus Kostenstelle für Jubiläen, Ehrungen und Nachrufe bezahlt
Finanziert wurde das Video laut Kreis jetzt über die Haushaltsstelle 010.002.001. Hendrik Klein: „Daraus werden unter anderem Ordensjubiläen, Ehrungen, Nachrufe, Repräsentationskosten sowie finanzielle Aufwendungen für ausscheidende Kreistagsabgeordnete bezahlt.“ Klein verweist auf den Beschluss des Kreistages, der den Haushalt genehmigt hatte. Weil die Summe keine Vergabegrenzen überschreitet, musste der Auftrag nicht ausgeschrieben werden.
Thomas Gemke hatte sich gegenüber der Redaktion entsetzt gezeigt, dass man die Produktion des Videos, das sich ausschließlich seinem Werk widmet, hinterfrage. Nach elf Jahren Amtszeit sei das angemessen. Weitere Fragen will Gemke nicht beantworten. Er sei nicht mehr im Amt.
Kreis: Video würdigt elfjährige Amtszeit von Thomas Gemke
Das Video zeigt vor allem Parteifreunde von Thomas Gemke. Aus Sicht der Kreisverwaltung sei das nicht problematisch. „Der Kreis kommt seinem Informationsauftrag vollumfänglich nach“, sagt Hendrik Klein. „Um das weiter zu gewährleisten, war es nicht möglich, ein entsprechendes Video lediglich mit Bordmitteln zu erstellen. Einen Zusammenhang mit Corona sehen wir nicht. Das Video ermöglicht zudem einen Rückblick auf die elfjährige Amtszeit des Landrat a.D. und ist eine Würdigung seiner Leistung in dieser Zeit.“
Gemke hatte damit geworben, dass das Video ja günstiger gewesen sei als die geplante Abschiedsfeier, die wegen der Corona-Regeln abgesagt werden musste. Tatsächlich wäre die Abschiedsfeier wohl vier Mal so teuer gewesen, allerdings hätte sie auch 15.000 Euro gekostet. „Ausgaben wären unter anderem angefallen für Hallenmiete, Musik, Moderation, Bewirtung und vor allem Technik“, sagt Kreissprecher Klein.
Verdacht in der Politik: Haushaltsmittel zweckentfremdet
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Die Angelegenheit könnte noch ein Nachspiel haben: In der Politik wird bereits intern hinterfragt, ob Gemke Haushaltsmittel zweckentfremdet hat bzw. im Fall seiner Abschiedsfeier zweckentfremden wollte. Die Haushaltsmittel sind nämlich Bürgerinnen und Bürgern gewidmet, zum Beispiel für Ehrungen. Zielgruppe ist ausdrücklich die Öffentlichkeit. An Kosten (zusätzlich zu den Personalkosten im Kreis) sind für 2020 insgesamt 20.600 Euro vorgesehen.
Die öffentliche Wirkung scheint das Video bislang allerdings verfehlt zu haben: Bei Youtube sahen das Video bis zum Donnerstagmittag etwa 750 Menschen, ein großer Teil, nachdem die Redaktion über den Film berichtet hatte.
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