Menden/Lüdenscheid. Landrat Thomas Gemke hat zu seinem Abschied offensichtlich selbst einen 34-minütigen Film in Auftrag gegeben. Die Kosten muss der Kreis tragen.

Der aus dem Amt geschiedene Landrat Thomas Gemke (CDU) hat offensichtlich einen professionell produzierten Film mit viel Lob zu seinem Abschied selbst in Auftrag gegeben. Das erklärt die Kreisverwaltung auf Nachfrage. Gemke reagiert verärgert auf Nachfragen.

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Der Kreis hatte das Video am vergangenen Wochenende auf seinem Youtube-Kanal im Internet veröffentlicht und sich gleichzeitig via Facebook bei Gemke bedankt. „Wir haben das Video nur ins Netz gestellt“, sagt Sprecherin Ursula Erkens. Auch die Finanzierung sei nicht über den Topf der Öffentlichkeitsarbeit des Kreises erfolgt. Laut Erkens und Sprecherkollege Hendrik Klein wurde das Video vom Landrat selbst in Auftrag gegeben. Die genaue Finanzierung sei ihnen aber nicht bekannt.

Gemke zeigt sich verärgert wegen der Nachfrage nach den Kosten

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Gemke zeigt sich auf Nachfrage der Redaktion entsetzt und verärgert – über die Nachfrage. Es sei nach elf Jahren Amtszeit angemessen, dass er entsprechend verabschiedet werde. Die geplante Abschiedsfeier hätte ja auch Geld gekostet, wenn sie stattgefunden hätte. Gemke sagt, dass er spontan nicht genau wisse, wie das Video abgerechnet wurde. Selbst bezahlt habe er es nicht. Der Kreis habe gezahlt. Der Balver will durch die Redaktion nicht im Wortlaut zitiert werden und fordert weitere Fragen schriftlich an. Schriftlich erklärt er später: „Meine Amtszeit als Landrat endete am 31.10.2020.“ Gemke verweist in der Sache an den Kreis, dem er die Fragen weitergeleitet habe.

In dem Video treten unter anderem Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper („Ich war dem Landrat gerne seine Kreisdirektorin“), der Olper Landrat Frank Beckerhoff („Er hatte eine sehr gute Art, das hinter den Kulissen zu regeln“) und der Balver Bürgermeister Hubertus Mühling („Er kann zwar nicht mehr zählen, wie viel Bier er getrunken hat. Aber er kann nach dem zehnten Bier Zahlen, Daten und Fakten runterleiern“) auf. Eine private Produktionsfirma übernahm den Dreh. Mehrere Gäste sollen extra für die Aufnahmen ins Kreishaus gekommen sein. Andere wie CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und der frühere Hemeraner Bürgermeister Michael Esken hatten selbst produzierte Video-Schnipsel geschickt. Die meisten Gesprächspartner sind CDU-Parteifreunde von Thomas Gemke. Eine Ausnahme: SPD-Kreistags-Fraktionschef Wolfgang Rothstein.

Gemke: Weniger Zeitaufwand für Video als für die geplante Abschiedsfeier

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Wie passt es zusammen, dass der Kreis aktuell noch nicht einmal mehr von Corona betroffene Einrichtungen in Menden benennen kann, weil die personellen Ressourcen ausgelastet sind, gleichzeitig aber Führungskräfte der Kreisverwaltung Zeit für ein Lob-Video für Thomas Gemke haben? Gemke selbst bringt die Frage in Rage. Niemand habe wegen des Videos weniger Zeit für etwas anderes gehabt. Man glaube gar nicht, wie viel Zeit eine Abschiedsfeier mit 150 Gästen koste.

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Die Feier musste wegen der Corona-Schutzverordnung abgesagt werden. Im Grundsatz zeigt auch Sprecherin Ursula Erkens Verständnis dafür, dass dieser Film anstelle der Abschiedsfeier entstand: „Wenn jemand elf Jahre Dienst getan hat, muss man andere Formen der Verabschiedung finden.“

Die Frage nach den Kosten bleibt vorerst unbeantwortet. Gemessen am Aufwand wäre ein vierstelliger Betrag für die Produktion branchenüblich. Der Macher des Films war für die Redaktion bislang nicht erreichbar.

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